Sommermond
tatsächlich, Ben ein Lächeln zu entlocken. Schließlich kapitulierte er und seufzte leise. Nebenbei spürte er, wie der Alkohol in seine Blutbahnen gelangte und begann, seine betäubende Wirkung zu entfalten.
„Okay“, sagte er schließlich. „Ich nehm‘ das Angebot an.“
„Na, super …“, beschwerte sich Max. „Da schaff‘ ich’s endlich mal, dich mit zu ‘ner Fete zu schleppen und dann haust du schon nach ‘ner Stunde wieder ab.“
„Tut mir echt leid“, entschuldigte sich Ben. „Es ist nur …“
„Nick?“, fragte Max.
Ben schüttelte den Kopf.
„Alex?“, fragte Max weiter.
Ben senkte den Kopf und erwiderte nichts.
„Ich fahr‘ ihn jetzt nach Hause“, meinte Peer zu Max. „Ihr könnt ja wann anders darüber reden.“
„Hast ja recht“, gab Max zurück. „Euch trotzdem noch ‘nen schönen Abend!“
„Danke“, erwiderte Ben. „Ich meld‘ mich.“
Mit diesen Worten wandte er sich ab und schritt weiter zum Ausgang. Peer folgte ihm und legte von hinten eine Hand an seine Schulter, als ob er befürchtete, Ben in der Menge verlieren zu können. Sie kehrten in den Flur zurück, passierten den Ausschank, stiegen die Treppen hinunter und gingen nach draußen. Peer blieb kurz stehen und zog seine Hemdärmel nach unten. Ben wartete nicht auf ihn, sondern schritt voran Richtung Parkplatz. Als Peer ihn einholte, trat er mit seinem rechten Fuß gegen eine herumliegende Flasche.
„Ich hasse Partys“, sagte er dazu.
„Echt?“, fragte Peer.
Ben nickte.
„Ich persönlich find‘ sie ganz unterhaltsam. Ich find’s interessant, wie sich die Leute unter Alkohol verändern.“
Ben blieb stehen und sah zu ihm auf. Mittlerweile war der Wodka in seinem Kopf angelangt und verursachte, dass seine Sicht allmählich verschwamm.
„Und?“, fragte er. „Wie veränder‘ ich mich so?“
Peer schaute einen kurzen Moment zurück, bevor er von seiner Antwort ablenkte und auf einen rosa-silberfarbenen Smart deutete.
„Das ist nicht dein Ernst“, war das Einzige, das Ben dazu einfiel.
Peer zuckte mit den Schultern. Er öffnete die Türen und deutete Ben an, einzusteigen. Doch der blieb wie angewurzelt stehen und vergewisserte sich erst einmal, von niemandem beobachtet zu werden, bevor er zum Wagen ging und auf den Beifahrersitz kletterte. Dann zog er die Tür zu und schnallte sich an. Peer steckte den Schlüssel in die Zündung und warf den Motor an.
„Das ist der Wagen meiner Schwester“, erklärte er.
Ben warf ihm einen seitlichen Blick zu. Als sich Peers Aussage allerdings nicht als schlechter Scherz entpuppte, stieg ein Gefühl von Erleichterung in ihm auf. Zwar hatte er Peers Art mittlerweile angenommen - so verrückt sie auch war - doch ein rosafarbener Smart wäre definitiv eine Spur zu weit gegangen.
„Ich selbst hab‘ gar kein Auto“, fuhr Peer fort und schaltete das Licht an. „Aber manchmal darf ich mir das schöne Stück hier leihen. Und na ja …“, er zuckte mit den Schultern. „Man gewöhnt sich dran.“
„Glaub‘ ich nicht“, erwiderte Ben.
„Nein?“, fragte Peer. Er hielt kurz inne und lachte anschließend. „Okay, okay … Ich geb’s ja zu! Man gewöhnt sich nicht daran.“
Ben beäugte ihn skeptisch, bevor er den Blick abwandte. Zu seinem eigenen Schutz rutschte er tiefer in den Sitz, um von keinem der anderen Studenten gesehen zu werden. Sie fuhren vom Parkplatz und bogen rechts ab.
„Jetzt hör‘ schon auf!“, lachte Peer. „Du kannst wieder hochkommen.“
„Sicher?“, fragte Ben.
„Sicher“, bestätigte Peer.
Ben gehorchte, hievte sich nach oben und lehnte sich im Sitz zurück. Dann begann er aus dem Fenster zu starren. Mittlerweile waren die blassen Farben am Himmelsrand verschwunden. In der Dunkelheit funkelten ein paar Sterne. Ben glaubte sogar, den großen Wagen zu erkennen. Doch allzu lange schaffte er es nicht, aus dem Seitenfenster zu schauen. Der Alkohol schlug ihm während der Fahrt auf den Magen, und je schneller die Landschaft an ihm vorbeizog, umso schwindeliger wurde ihm. Also schloss er die Augen und versuchte sich zu entspannen. Peer schwieg. Außer der Fahrgeräusche war nichts zu hören. Ben genoss die Ruhe, bekam allerdings schon nach kurzer Zeit das Gefühl, dass er Peer ein paar Antworten schuldete. Deshalb öffnete er die Augen. Sofort fiel ihm auf, dass Peer in die falsche Richtung fuhr.
„Hier geht’s nicht zu mir nach Hause“, sagte er deshalb.
„Ich weiß“, erwiderte Peer.
Ben zog seine Augenbrauen
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