Sommermond
es sich bei der unverwechselbaren Ähnlichkeit auf einem der Fotos um Peers Schwester handelte. Sie hatte Peers Züge, vereint in weiblicher Perfektion.
„Ach, da bist du!“, riss ihn Peer aus den Gedanken.
Ben wandte sich nicht um, tippte stattdessen auf eines der Fotos.
„Deine Schwester?“, fragte er dazu.
„Jab“, erwiderte Peer. „Zoé.“
Ben nickte. Er sah sich noch ein paar andere Bilder an, bevor er sich zu Peer umdrehte, und ihm daraufhin der Mund aufklappte. Peer stand oben ohne vor ihm und hielt ihm zwei T-Shirts vors Gesicht.
„Das“, fragte er und hielt das rote hoch, „oder das?“ Zweiteres war ein schwarzes.
Ben starrte ihn an, nahm die Worte nur beiläufig auf und verfing sich stattdessen am makellosen Körper.
„Ist eigentlich überflüssig, oder?“, meinte Peer daraufhin und schmiss die T-Shirts hinter sich auf den Boden. In langsamen Schritten näherte er sich Ben und blieb dicht vor ihm stehen. „Warum erst anziehen, wenn man’s doch gleich wieder auszieht …“, flüsterte er.
Seine Augen waren nur noch zur Hälfte geöffnet.
„Na ja“, nuschelte Ben und schluckte kräftig. „Es gibt auch Leute, die behaupten, das Bett zu machen sei überflüssig, wenn man’s am Abend doch sowieso wieder zerwühlt.“ Er stockte und taumelte ein Stück rückwärts, bis er mit dem Rücken gegen das Holz der Kommode stieß.
„Läufst du etwa vor mir weg?“, fragte Peer und lächelte.
„Nein, ich …“ Doch weiter kam er nicht, da schloss Peer schon die letzte Lücke zwischen ihnen und presste seine Hand in Bens Schritt. Er begann ihn zu massieren und sah ihm dabei fest in die Augen.
Ben wurde schwindelig. Reflexartig streckte er seinen Arm aus und krallte sich in die Kommode. Er versuchte Peers Blick zu erwidern, schaffte es aber nicht. Benommen schloss er die Augen und spürte, wie Peers Lippen sich den seinen näherten. Ihr Atem verschmolz zu einer Einheit und kurze Zeit später begann Peer ihn zu küssen. Seine Hand wanderte dabei zu Bens Hosenbund, öffnete den Knopf und zog den Reißverschluss herunter. Seinen warmen Oberkörper presste er gegen Ben und löste den Gürtel seiner eigenen Hose.
Bens Herz begann zu rasen. Er wusste, dass Peer seinen aufgeregten Herzschlag spüren musste, was ihn zunehmend verunsicherte.
„Ganz ruhig …“, flüsterte Peer in sein Ohr – wieder, als hätte er seine Gedanken gelesen. Er knabberte an Bens Ohrläppchen und zog mit seiner Zunge feuchte Spuren über seine Halsbeuge. Ben wurde mit jeder Minute benommener, sein Schwanz härter. Trotzdem musste er immer wieder an Alex denken. Mit aller Kraft versuchte er seine Gedanken vom Blonden abzulenken und sich nur auf seine Lust zu konzentrieren. Peer umfasste den Bund von Bens T-Shirts, führte dessen Arme nach oben und streifte es ihm über den Kopf. Anschließend küsste er ihn weiter und ließ seine Fingerspitzen über Bens Oberkörper wandern. So lange, bis er an den Narben ankam, innehielt und sich mit irritiertem Gesichtsausdruck nach hinten lehnte, um das, was er gefühlt hatte, genauer zu betrachten.
„Mein Gott …“, flüsterte er daraufhin. „Was ist da passiert?“
Ben öffnete die Augen und starrte ihn an. Er starrte in braune, besorgte Augen, die nichts mit denen von Alex gemein hatten. Verwirrt dachte er über das nach, was er bis eben getan hatte. Sofort verging ihm die Lust und verwandelte sich stattdessen in ein Gefühl von schlechtem Gewissen. Er fühlte sich, als ob er Alex betrogen hätte; als ob er sich selbst betrogen hätte.
Ihm wurde schlecht.
„Wo ist das Bad?“, fragte er.
Peer sah ihn an und deutete in Richtung einer weißen Tür. Ben nickte flüchtig, wandte sich ab und eilte durch den Flur. Er riss die Tür auf, stürzte in das weiß gekachelte Bad und beugte sich über das Waschbecken. Er begann zu würgen und zu husten, schaffte es aber nicht, sich zu übergeben. Es kam ihm vor, als ob ihm sein Körper die Übelkeit aufzwang, um ihn an das schlechte Gewissen zu erinnern und ihn nicht einfach davon kommen zu lassen.
Mit einer Hand stützte er sich auf die Waschbeckenschüssel, mit der anderen klatschte er sich eine kühle Ladung Wasser ins Gesicht. Als er den Wasserhahn anschließend zudrehte und daraufhin nach vorn gebeugt und mit tropfendem Gesicht dastand, sah er, wie Peer ihm ein Handtuch reichte. Wortlos nahm er es an, richtete sich auf und trocknete sein Gesicht damit ab. Peer beobachtete ihn. Er sah gekränkt aus. Allerdings nicht, weil
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