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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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ihm eine Haarsträhne hinters Ohr. Die sanfte Berührung mit Alex‘ kühler Haut glich einem Stromschlag. Das Kribbeln zog von seiner Hand, durch seinen Arm bis zu seinem Herz und ließ es schneller schlagen. Er atmete flach. Mit jeder neuen Sekunde überprüfte er in Alex‘ Blick, ob das, was er tat, okay für ihn war. Dabei fand er keine Gegenwehr in den blaugrauen Augen. Nur Unsicherheit. Unsicherheit, als ob er sich vor seinem ersten Kuss befinden würde.
    Ben blickte abwechselnd von Alex‘ Lippen in dessen Augen. Erst als der Blonde sich noch immer nicht regte, beugte er sich ein paar Millimeter vor. Doch damit war er zu weit gegangen. Sofort brach Alex den tiefen Blickkontakt ab, packte Bens Hand und riss sie unsanft aus seinem Gesicht. Er stolperte ein paar Schritte rückwärts und wirkte erneut fassungslos.
    „Weiß dein Neuer, dass du hier bist?“, fragte er und schien mit allen Mitteln zu versuchen, nicht gekränkt zu klingen.
    Ben musste erst wieder zur Besinnung kommen und seinen Verstand wachrütteln. Sie hatten sich beinahe geküsst. Und dieses Beinahe genügte ihm vorerst. Alex empfand noch etwas für ihn. Das hatte er in dessen Augen gesehen.
    „Welcher Neue?“, hakte er irritiert nach.
    „Na, dein …“ Alex sog die Luft scharf ein und gestikulierte wild vor sich in der Luft. „Keine Ahnung! Du hattest irgendwas erwähnt, als wir damals telefoniert haben.“
    Ben hielt kurz inne und versuchte sich so genau wie möglich an ihr Telefonat zurückzuerinnern. Und dann fiel es ihm ein. Aus Trotz hatte er sich ziemlich kindisch verhalten und behauptet, dass er nicht länger auf Alex angewiesen wäre, weil er jemand Neues kennengelernt hätte.
    „Ach, du meinst Peer!“, dachte er laut.
    „Peer …“, äffte Alex ihn nach. „Klingt verdammt schwul.“
    Ben sah irritiert zu ihm auf. Er wollte Alex alles erklären, schaffte es aber nicht, den Berg an Informationen in ein paar kurze Sätze zusammenzufassen.
    „Keine Sorge!“, meinte Alex und grinste dämlich. „Ich hatte auch meinen Spaß.“
    Er wirkte arroganter als je zuvor.
    „Was …“, begann Ben, wurde aber von Alex ignoriert.
    „Ein geiler Arsch hier, einer dort …“, zählte er auf und tat übertrieben lässig. „Ein Blowjob hier, einer dort …“
    Ben starrte ihn fassungslos an. Er hielt seinen Mund geöffnet, startete unzählige Versuche, etwas zu erwidern, brachte aber kein einziges Wort hervor. Alex‘ Worte trafen ihn mitten ins Herz. Er fühlte sich betrogen, obwohl sie nicht mehr zusammen gewesen waren; und ausgenutzt, weil er es gewesen war, der Alex überhaupt in diese Richtung gelenkt hatte; und naiv, weil er die ganze Zeit daran geglaubt hatte, Alex würde ihn genauso vermissen. Er selbst war dem Blonden treu geblieben, hatte mit niemand anderem Sex gehabt. Die ganze Sache mit Alex hatte ihn zu sehr blockiert. Er hatte sie erst mit Alex klären wollen. Dass er nun erfuhr, dass Alex das abrupte Ende ihrer Beziehung in einer anderen Art und Weise verarbeitet hatte, tat weh. Für einen kurzen Moment sorgte diese Erkenntnis sogar dafür, das unreife Kind in ihm wachzurütteln. Das Kind, das nun am liebsten aus der Situation geflüchtet, sich in den Wagen gesetzt und nach Hause gefahren wäre. Einfach nur weg. Alles andere war egal. Doch er verscheuchte diesen unmännlichen Trieb und blieb stattdessen bewegungslos stehen.
    „Jeder fährt auf mich ab“, fuhr Alex fort und warf Ben einen harten Blick zu. „Jeder will mich ficken.“
    Die Worte trafen Ben messerscharf. Er schaffte es nicht länger, Alex‘ Blick standzuhalten. Er senkte seinen Kopf und wandte sich zurück zur Tür.
    „Immerhin weißt du jetzt, wo du hin gehörst“, murmelte er.
    „Oh ja!“, rief Alex ihm hinterher. „Nicht zu dir!“
    Ben überkam ein kalter Schauer. Er trat zur Tür und griff nach den Henkeln seiner Tasche. Hinter sich hörte er, wie Alex sich näherte.
    „Guck dich doch an!“, meinte der Blonde und blieb neben ihm stehen.
    Ben sah zu ihm auf, versuchte ihn mit einem deutlichen Blick zum Schweigen zu animieren, doch dies schien Alex nur umso mehr zum Fortfahren zu bewegen. Er hob seine Hand, deutete auf Ben und musterte ihn herablassend.
    „0-8-15“, sagte er dazu. „Mehr nicht. Das ist nicht mehr mein Niveau.“
    Ben schüttelte den Kopf und wandte sich endgültig ab. Ohne länger zu zögern, drückte er auf die Klingel.
    „Das muss ich mir echt nicht geben …“, flüsterte er.
    Die Worte trafen ihn, weil Alex ihm eigentlich

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