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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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für den Blonden typisch war, einen zur geöffneten Schublade seiner Gedanken treten zu lassen, um sie einem anschließend vor der Nase zuzuknallen.
    Alex grinste erhaben, drückte sich vorm Türrahmen und schritt zu seinem Vater. Mit dem Cognacglas in der Hand deutete er auf dessen Brust.
    „Du hast da was“, sagte er, nahm seinen Arm wieder zurück und nippte an seinem Drink.
    Jo schielte an sich herunter und pulte sich einen Flusen vom glatt gebügelten Hemd. Als er wieder aufsah, um etwas zu erwidern, wandte Alex sich ab und schritt zur Treppe. Er betrat die erste Stufe und drehte sich ein letztes Mal zu den beiden.
    „Ihr könnt mich mal“, meinte er trocken. „Alle beide.“
    Ben warf ihm einen entsetzten Blick zu. Anschließend beobachtete er, wie Alex die Treppen hinaufstieg und seine Finger dabei über das Geländer tanzen ließ.
    „Lass uns im Wohnzimmer reden“, schlug Jo vor und deutete in Richtung des besagten Raumes.
    Ben nickte. Er war beeindruckt, wie Jo mit dem sonderbaren Verhalten seines Sohnes umging. Als er das letzte Mal in der Villa gewesen war, hatte die kleinste Unstimmigkeit zwischen den beiden genügt, um Jo in Rage zu versetzen.
    Er seufzte und folgte Alex‘ Vater schließlich ins Wohnzimmer. Während er die Tür hinter sich zuzog, knipste Jo eine Stehlampe neben der Couch an und dimmte sie etwas. Dann setzte er sich und stellte sein Glas vor sich ab. Ben ließ seinen Blick kurz durch den Raum schweifen. Dabei stiegen Erinnerungen in ihm auf, die unzählige Emotionen in ihm wachrüttelten. Er sah die Kommode im hinteren Teil des Zimmers und erinnerte sich, wie er ungefragt in ihr herumgewühlt hatte, bis Alex ihn dabei erwischt und anschließend zu einem Treffen am Pool eingeladen hatte. Dort hatten sie das erste Mal miteinander geschlafen – zu einem Zeitpunkt, an dem Alex noch nicht zu seiner Homosexualität gestanden hatte.
    „Setz dich doch!“, forderte Jo ihn auf.
    Ben nickte. Er trat zur Couch, nahm einen weiteren Schluck Wasser und stellte sein Glas ebenfalls vor sich ab. Jo musterte ihn gründlich. Das machte ihn nervös. Er wich dem festen Blick aus und starrte stattdessen vor sich auf die Beine.
    „Danke, dass du gekommen bist“, begann Jo das Gespräch. „Und, wie du ja siehst …“ Er deutete Richtung Flur, in dem bis eben die Auseinandersetzung mit Alex stattgefunden hatte. „Es ist nicht besser geworden.“
    „Ich bin nicht gekommen, um ihm zu helfen“, erwiderte Ben. „Ich bin gekommen, um die Sache für mich zu klären, bevor ich nach New York fliege.“
    Jo wusste von seinem Stipendium. Sie hatten am Telefon darüber gesprochen.
    „Ist das nicht dasselbe?“, fragte Jo.
    Ben schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin es leid, Alex hinterherzurennen. Ich möchte nur ein paar Dinge geklärt wissen. Mehr nicht.“
    „Und wenn sich mehr klärt, als du dir davon erwartest?“, hakte Jo nach.
    Zum ersten Mal, seit Ben ihn kannte, klang er fast väterlich. Er erwähnte weder seine Karriere, noch Ruhm oder Geld. Er sprach ausschließlich über seinen Sohn und schenkte Ben ein offenes Ohr.
    „Wird es nicht“, entgegnete dieser. „Und selbst wenn … Was würde das noch bringen?“
    „Weißt du, Ben ...“ Jo lehnte sich vor und wartete, bis der Dunkelhaarige zu ihm aufsah. „Ich habe das zwischen euch beiden verurteilt. Und das tut mir leid. Ich weiß, dass ich kein besonders guter Vater bin. Vermutlich werde ich das nie sein.“ Er pausierte und lehnte sich wieder zurück. „Wir machen alle unsere Fehler. Die einen machen mehr, die anderen weniger.“ Erneut stockte er. „Und ich … ich habe viele Fehler gemacht. Alex hat viel durchmachen müssen. Der Tod seiner Mutter und der seines besten Freundes … Es ging ihm nie so gut wie mit dir an seiner Seite.“
    „Und was willst du mir damit sagen?“, hakte Ben nach.
    „Dass du ihm gut getan hast“, schoss es aus Jo, als hätte er nur auf diese Frage gewartet.
    „Das Gefühl gibt er mir nicht“, erwiderte Ben. „Und jetzt ist es ohnehin zu spät. Ich werd‘ bald nicht mehr hier sein. Alex muss lernen, allein zurecht zu kommen.“
    „Muss er das?“, fragte Jo. „Meinst du nicht, dass er das bereits sehr gut kann. Besser als wir beide und viele andere?“
    „Ich versteh‘ nicht ganz …“
    Ben griff nach seinem Glas und nahm einen weiteren Schluck. Danach behielt er es in seinen Händen und neigte es vor und zurück. Jo rüttelte all die Erinnerungen in ihm wach, die er in den letzten Monaten mit

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