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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Stimme.
    Das war der Moment, in dem Ben erkannte, dass es sich bei der durchgeknallten Person um Alex handelte. Im Grunde hatte er das sofort erkannt. Wer sonst – außer Jo – sollte sich um diese Uhrzeit auf der Einfahrt der Villa herumtreiben? Doch erst jetzt, als er die vertraute Stimme hörte, traute er seinen Augen. Er erkannte Alex kaum wieder. Seine kurzen Haare wirkten fremd, seine Art seltsam. Ben hatte Alex noch nie tanzen gesehen oder singen gehört. Der Blonde war völlig überdreht. Ben hatte ihn noch nie so erlebt. Für einen kurzen Augenblick löste diese Erkenntnis ein unangenehmes Brennen in ihm aus. Es war ein Stich von Eifersucht. Er war im Glauben hergekommen, dass es Alex schlecht ging. Doch das sah gerade nicht danach aus. Es kam ihm vor, als wäre er in den letzten drei Monaten der Einzige von ihnen gewesen, der gelitten hatte; der Einzige, der sich fast durchgehend den Kopf über ihr Auseinandergehen zerbrochen hatte.
    Alex wiederholte den Refrain noch einmal, brach aber mittendrin ab, lehnte sich nach vorn und stützte sich lachend auf seine Oberschenkel. Ben musterte ihn kritisch. Alex musste betrunken sein. Vermutlich hatte er deshalb nicht mitbekommen, dass Bens Wagen auf der Einfahrt stand. Er schien seine Umgebung nur noch schwammig wahrzunehmen. Ben stand noch immer mit dem Rücken an der Tür und erkannte, dass er sich gerade in einer Situation befand, aus der er nur schwer wieder herauskam. Sobald Alex mitbekommen würde, dass er ihn beobachtet hatte, würde ihre Begegnung sofort in Streit ausarten. Da war er sich sicher. Immer wieder packte ihn ein Schwall Mut, der ihn dazu veranlassen wollte, auf sich aufmerksam zu machen. Doch sobald er seinen Mund dann öffnete, sickerte der Mut wieder zurück und hinterließ noch mehr Unsicherheit als vorher.
    Vorsichtig drückte er sich von der Wand, während Alex ein paar Schritte rückwärts taumelte und dabei gegen die Front von Bens Wagen stieß. Irritiert wandte der Blonde sich um.
    Scheiße , dachte Ben.
    Er wollte Alex‘ Erkenntnis zuvorkommen und trat deshalb einen Schritt nach vorn. Dabei stieß er versehentlich gegen seine Tasche, die er während seiner Beobachtungen vor sich abgestellt hatte. Sie kippte um und landete dumpf auf der Seite. Sofort bückte er sich und stellte sie wieder hin. Als er anschließend aufsah, traf sein Blick auf den von Alex. Ben glaubte, sein Herz bliebe stehen. Er atmete flach, seine Lippen waren leicht geöffnet. Alex stand neben seinem Wagen und stützte sich mit einer Hand auf der Motorhaube ab.
    „Ben?“, fragte er.
    Seine Augen formten sich zu nachdenklichen Schlitzen. Doch nur wenig später weiteten sie sich. Gleichzeitig lockerten sich seine Gesichtsmuskeln.
    „Ben!“, wiederholte er sich dann. Gerade so, als hätte er bis dahin die vorhandene Personenkartei in seinem Kopf durchstöbert. Er hob seine Hand in einer unklaren Geste.
    Ben starrte ihn an. Er fühlte seine Anspannung bis in jede Muskelfaser. Jetzt spürte er sein Herz wieder. Es schlug ihm bis zum Hals. Er war zu keiner Antwort fähig. Einen ganzen Moment hockte er wie gelähmt auf dem Türpodest, bevor er sich wieder aufrichtete und seinen Mund schloss. Alex‘ weißes Hemd klebte an seinem Oberkörper, seine enge Hose betonte seine schlanken Beine. Von den kurzen, blonden Haaren fielen ihm ein paar Strähnen auf die Stirn. Er war blass dafür, dass Sommer war. Trotzdem sah er gut aus. Seine neue Frisur stand ihm fast besser als die alte. Mit ihr sah er irgendwie reifer aus. An seinem Handgelenk baumelte ein dunkles Armband. Er sah schwuler aus, als Ben ihn zurückgelassen hatte. Fast, als ob er diese Neigung mittlerweile ungehemmt auslebte. Dieser Gedanke verpasste Ben einen neuen Stich in die Magengrube. Er wurde eifersüchtig. Natürlich war ihm bewusst, dass er Alex gerade zum ersten Mal wiedersah; und dass es ihn nichts anging, was der Blonde in seiner Abwesenheit getrieben hatte. Dennoch war er machtlos gegen das in ihm aufsteigende Gefühl von Missgunst.
    Alex näherte sich ihm langsamen Schrittes. Jede seiner Bewegungen wirkte elegant und geschmeidig.
    Ben starrte ihn an. Er wusste nicht, was als nächstes passieren würde. Gleichzeitig verfing er sich in Alex‘ Bann. Er konnte seine Augen nicht von dem Blonden abwenden. Alex faszinierte ihn genauso wie damals, als er ihm das erste Mal begegnet war. In Bens Magen begann es zu kribbeln. Es fühlte sich an, als ob er sich gerade frisch verliebte. Doch dieses positive Gefühl

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