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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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dankbar sein müsste. Ben hatte viel für ihn getan und ihm in harten Zeiten zur Seite gestanden. Dass nun derartige Beleidigungen der Dank waren, erschien ihm unbegreiflich. Dafür war selbst Alex‘ Betrunkenheit keine Entschuldigung.
    „Nur los!“, rief Alex und lachte. „Rein zu Onkel Jo!“
    Ben ignorierte ihn. Mit gesenktem Blick stand er vor der Tür und wartete darauf, dass sie sich öffnete. Er ertrug Alex‘ Bissigkeit nicht länger. Dennoch versuchte er über dessen Kommentaren zu stehen und erinnerte sich lieber an ihren beinahe stattgefundenen Kuss. Das war für ihn Zeichen genug, dass Alex ihm gerade etwas vormachte. Fast, als würden sie noch einmal bei Null anfangen. Damals war das nicht anders gewesen. Alex war ein Meister darin, seine Gefühle hinter Arroganz zu verbergen. Es war seine Art von Selbstschutz, mit der er die meisten Leute um sich herum verschreckte. Nur Ben hatte alledem standgehalten und den Blonden nicht aufgegeben. In welche Richtung sich das Ganze dieses Mal entwickeln würde, wusste er nicht. Er war hier, um das herauszufinden.
    Dann vernahm er hallende Schritte aus der Villa. Erleichtert blickte er auf, als sich die Tür öffnete. Sofort schenkte ihm Jo ein dankbares Lächeln und reichte ihm die Hand.
    „Schön, dich zu sehen“, begrüßte er Ben.
    Der nickte wortlos und deutete unauffällig in Alex‘ Richtung.
    „Ich hab‘ allerdings das Gefühl, dass ich mir die Fahrt hätte sparen können“, erwiderte er.
    Jos Gesicht verzog sich verunsichert, woraufhin Ben abtuend den Kopf schüttelte.
    „Ist ja auch egal …“, murmelte er und atmete einmal tief durch.
    „Komm erst mal rein!“, bat ihn Jo und nahm ihm die Tasche ab.
    Ben lächelte gezwungen. Er trat über die Türschwelle und beobachte, wie Jo die Tasche neben der Treppe abstellte. Nachdenklich musterte er den Stararchitekten. Jo sah aus, als wäre er in den letzten drei Monaten rasant gealtert. Sein Gesicht wirkte eingefallen, seine Augen antriebslos. Er wirkte erschöpft. Ben befreite sich aus seinen Schuhen und schob sie unter die Garderobe. Als er sich daraufhin aufrichtete, stieß er gegen Alex, der nun ebenfalls reingekommen war. Sie tauschten nur einen flüchtigen Blick, bevor Alex sich abwandte und durch den Flur bis zur Wohnzimmertür stürmte. Ben schaute ihm hinterher.
    „Vermutlich ein Glas Cognac“, riss Jo ihn aus den Gedanken.
    „Was?“, fragte er irritiert.
    „Vermutlich ein Glas Cognac“, wiederholte sich Jo. „Alex‘ neustes, abendliches Ritual.“
    Bens Gesicht verzog sich kritisch. Er wollte Jos Kommentar gerade genauer hinterfragen, als Alex schon wieder aus dem Wohnzimmer kam und tatsächlich ein Cognacglas in der Hand hielt. Elegant ließ er es kreisen, so dass die orangebraune Flüssigkeit hin und her schwappte. Er lehnte sich gegen den Türrahmen und nippte am Getränk.
    „Magst du etwas trinken?“, fragte Jo.
    Bens Blick klebte wie gebannt an dem von Alex.
    „Ja“, antwortete er geistesabwesend. „Danke.“
    „Sag bloß, du wusstest, dass er kommt“, wandte sich Alex an seinen Vater.
    Jo zuckte unberührt mit den Schultern. „Hätte ich es dir sagen sollen?“, fragte er.
    Alex kratzte sich am Hinterkopf und tat nachdenklich.
    „Hm …“, machte er und antwortete kurz darauf mit einem entschlossenen: „Ja.“
    Ben warf ihm einen argwöhnischen Blick zu.
    „Und was hätte das genützt?“, rief Jo aus der Küche. Im Hintergrund hörte man, wie er Gläser aus dem Schrank holte.
    „Dann hätte ich mich verpisst!“, rief Alex zurück und tat so, als wäre Ben überhaupt nicht anwesend.
    „Schön …“ Jos Stimme kam wieder näher. Er trat aus der Küche und reichte Ben eines der beiden Wassergläser. Das andere behielt er in der Hand und nahm einen Schluck. „Und das hätte dann deine Probleme gelöst?“
    „Welche Probleme?“, hakte Alex nach.
    Ben blickte abwechselnd von Jo zu Alex. Er kam sich völlig überflüssig vor. Fast, als wäre seine Anwesenheit nur eine Art Vorwand, der den beiden Grund genug gab, miteinander zu diskutieren.
    „Das frage ich dich“, erwiderte Jo.
    „Tz …“, machte Alex, schüttelte den Kopf und nippte erneut an seinem Glas. „Und da rufst du Ben d’Arc und versprichst dir nun, dass er alles in Ordnung bringt, oder was?“
    „Was sollte er denn in Ordnung bringen?“, hakte Jo nach und legte seinen Kopf etwas schief.
    Er schien zu glauben, sich auf der richtigen Spur zu befinden. Doch Ben kannte Alex besser. Er wusste, dass es

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