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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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und Weise war er sogar stolz auf sich. Andere waren stolz, wenn sie ihr Studium abschlossen oder einen Wettbewerb gewannen. Aber er war stolz, weil er Disziplin und Durchhaltevermögen bewiesen hatte. Doch das war nicht der einzige Grund. Vor allem war er stolz, weil er all die Strapazen nur über sich ergehen lassen hatte, um Bens Leben zu schützen. Diese Tatsache gab ihm das Gefühl, irgendwo – zwischen all seinen Facetten – auch noch Mensch zu sein. Einfach ein Mensch, der einen anderen Mensch liebte.

21
    Ben zog den Schlüssel aus der Zündung, löste seinen Gurt und drückte die Fahrertür auf. Zwischen Ohr und Schulter klemmte sein Handy.
    „Ich hab‘ gesagt, ich meld‘ mich, sobald ich bei Jo bin“, verteidigte er sich. „Und das hätte ich auch getan.“
    „Ich mache mir doch nur Sorgen, mein Schatz“, erwiderte seine Mutter.
    „Ich stand im Stau“, erklärte Ben. „Auf der A7 war die Hölle los.“
    „Hauptsache, du bist jetzt angekommen“, sagte seine Mutter
    „Ja, gerade eben“, erwiderte Ben, während er seine Tasche aus dem Kofferraum hievte.
    „Meld dich bitte sofort, wenn irgendwas ist, ja?“
    „Na klar, Mum!“
    Er stellte die Tasche vor sich ab und verriegelte das Auto.
    „In Ordnung. Dann bestell Johannes liebe Grüße und ein Danke, dass er dich aufnimmt!“, bat seine Mutter. „Mach’s gut, mein Schatz!“
    „Du auch. Bis dann!“, verabschiedete sich Ben.
    Lächelnd schüttelte er den Kopf und nahm das Handy von seinem Ohr. Er aktivierte die Tastensperre und ließ es zusammen mit seinem Schlüssel in der Hosentasche verschwinden. Dann streckte er seine Arme nach oben, reckte sich von der Fahrt und ließ seine Schultern ein paar Mal kreisen.
    Es war schon dunkel. Am Himmel strahlte ein weißer Halbmond, dessen Licht sich auf der Elboberfläche spiegelte. Sterne sah man nur vereinzelt. Es war zu stadthell für eine sternklare Sommernacht. In den Büschen zirpten Grillen und um Ben herum kreiste ein Nachtfalter.
    Er konnte kaum glauben, dass er tatsächlich vor der Villa stand. Die Gegend war ihm vertraut, aber gleichzeitig fremd. Beim letzten Mal war es noch Winter gewesen, und der hatte die Elbchaussee in ein düsteres Bild verwandelt. Doch jetzt sah alles frisch und lebendig aus. Ben erkannte die Straße kaum wieder. Es kam ihm vor, als ob er zuvor nur von diesem Ort geträumt hätte, und nur die Spuren dieses Traumes das seichte Gefühl von Erinnerung in ihm hervorriefen. Alles wirkte so surreal.
    Er bückte sich und griff nach seiner Tasche. Sie war nicht besonders schwer. Er hatte nur das Notwendigste eingepackt. Mit ihr in der rechten Hand wandte er sich schließlich vom Elbblick ab und machte sich auf den Weg zur Haustür. Dieses Mal war es nicht so spät wie beim letzten Mal, als er mitten in der Nacht bei der Villa angekommen war. Es war erst kurz nach acht. Er war gespannt, wie Jo auf ihn reagieren würde. Am Telefon waren sie in letzter Zeit zwar gut miteinander ausgekommen, doch das war etwas anderes. Live kamen noch Mimik und Gestik hinzu, die einen verunsichern konnten. Live konnte man einem unangenehmen Gespräch nicht einfach entfliehen, indem man log, dass man auflegen musste.
    Er streckte seine Hand nach der Klingel aus und wollte gerade drücken, als ein Auto auf die Einfahrt rollte. Ben blickte in dessen Richtung, konnte aber nichts erkennen. Das helle Scheinwerferlicht blendete ihn. Schützend hielt er sich eine Hand vor die Augen. Er hörte, wie eine Tür geöffnet und anschließend zugeschlagen wurde. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er trat ein paar Schritte rückwärts und presste sich mit dem Rücken gegen die Haustür, versuchte sich dabei so unsichtbar wie möglich zu machen. Er wusste nicht, warum er das tat. Vermutlich, um die Szene genauer beobachten zu können, bevor sein Einfluss sie verändern würde. Der dunkle Wagen fuhr rückwärts von der Einfahrt. Der Motor surrte laut auf. Eine Silhouette stand im Scheinwerferlicht und beobachtete, wie sich der Wagen auf die Elbchaussee fädelte und nach rechts fuhr. Als das Auto außer Sichtweite war, trat der dunkle Schatten kräftig gegen einen Stein, schnipste anschließend mit seinen Fingern und begann die Melodie eines Klassikers zu pfeifen. Ben starrte ihn an. Die Silhouette warf ihren Kopf in den Nacken, spielte kurz Luftgitarre und deutete mit dem Zeigefinger vor sich auf die Straße.
    „The time has come to say fair’s fair, to pay the rent, to pay or share …”, sang die bekannte

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