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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Pawlow streckte seine Hände nach den Verschlüssen aus und knipste sie auf. Iwan trat derweilen zurück zu Alex. Seine Hand verschwand wieder in der Jacke und schien die Pistole zu umklammern. Alex‘ Herz hämmerte gegen seine Brust. Angespannt hielt er die Luft an. Alles um ihn herum spielte sich wie in Zeitlupe ab. Sein Verstand war wie betäubt. Er fühlte sich wie ein Geist, der das weitere Geschehen nicht mehr beeinflussen konnte. Er kam sich vor, als wäre er bereits tot. Er dachte nichts mehr, er fühlte nichts mehr.
    Pawlow klappte den Koffer auf und schob die Zeitungen zur Seite. Als er das Koks sah, bildete sich ein dreckiges Grinsen auf seinen Lippen. Er griff nach einem der Päckchen, nahm es heraus und betrachtete es von allen Seiten.
    „Dann wollen wir mal sehen …“, murmelte er. Sein russischer Akzent war stärker als sonst.
    Alex wagte es nicht, zu blinzeln. Seine Hände zitterten. Als Pawlow den herausgenommenen Beutel öffnete, erstarrte er. Er hoffte, dass der Spanier echtes Koks verwendet hatte. Zumindest für eines der Päckchen. Für dieses Päckchen. Pawlow blickte in seine Richtung und sah ihm fest in die Augen. Er führte den Beutel zu seinem Gesicht und roch daran. Alex hatte keine Ahnung, ob Koks nach irgendetwas roch. Er hoffte nur, dass der Inhalt so roch, wie der Russe es erwartete.
    Pawlows Augenbrauen zogen sich zusammen. Er wirkte misstrauisch. Alex‘ Puls erhöhte sich noch mehr. Ihm wurde schwindelig, und er glaubte, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Pawlow nahm das Koks wieder herunter und tunkte seinen Zeigefinger in das weiße Pulver. Diese Geste kannte Alex noch von damals, als er Pawlow die Koksprobe seines angeblichen Kontakts gebracht hatte.
    Jetzt bin ich dran , war das Einzige, was ihm durch den Kopf zog. Jetzt wird er mich umbringen.
    Pawlow starrte ihm fest in die Augen, während er den bestäubten Finger an seine Lippen führte.
    Als er ihn daraufhin in den Mund steckte, schloss Alex die Augen. Er konnte nicht anders. Sein Puls beruhigte sich, seine Atmung wurde langsamer. Er kapitulierte.
    Ein paar Sekunden später hörte er Pawlow husten.
    „Was ist das für ein Scheiß?“, schimpfte der Russe.
    Alex wagte es nicht, die Augen zu öffnen. Er wusste, sie würden ihn umbringen. Hoffentlich kurz und schmerzlos.
    Iwan packte ihn am Arm. Pawlows Schritte näherten sich.
    „Willst du mich verarschen?“, fuhr Pawlow ihn an.
    Alex reagierte nicht. Es erschien ihm sinnlos, etwas zu erwidern. Die Sache war klar.
    „Guck mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!“, schrie Pawlow. Seine Stimme klang bedrohlich nahe.
    Alex gehorchte und öffnete seine Augen. Pawlows Blick war hasserfüllt.
    „Du hast das gewusst, richtig?“, fragte er. „Was hast du dir dabei gedacht?“
    Iwans Griff wurde fester und schmerzvoller. Alex schluckte und senkte den Blick. Er starrte auf Pawlows Schuhen und sah, wie sich der Russe weitere Schritte näherte. Kurz darauf wurde er von Pawlow gepackt. Der Russe riss ihn an sich heran und schüttelte ihn.
    „Was du dir dabei gedacht hast, will ich wissen!“, wiederholte er sich.
    Alex‘ Mund öffnete sich, brachte aber keinen Laut hervor. Er konnte Pawlows Blick nicht standhalten. Erneut schloss er die Augen. Er wollte nur noch, das alles schnell vorbeiging.
    Pawlow ließ von ihm ab und schubste ihn zu Iwan. Als Alex kurz blinzelte, sah er, wie der seine Waffe zog.
    „Bring ihn um!“, befahl Pawlow und wandte sich ab.
    Alex vernahm ein Klicken. Iwan schien die Waffe zu entsichern. Alex wehrte sich nicht. Er schloss mit seinem Leben ab und bereitete sich darauf vor, dass dies seine letzte Minute sein würden. Doch so weit kam es nicht. Gerade als Iwan die Knarre hob und auf ihn richten wollte, vernahm Alex eine Stimme mit spanischem Akzent. Es war das erste Mal, dass er sich über eine Begegnung mit dem Spanier freute. Jetzt wagte er es auch, seine Augen zu öffnen.
    Pawlow und Iwan starrten zu den Baucontainern. Der Spanier kam langsamen Schrittes zwischen ihnen hervor. Rafael ging hinter ihm. Alex blickte abwechselnd vom Spanier zu Pawlow. Das Gesicht des Russen verzog sich. Er wirkte perplex.
    „Lasst ihn los!“, befahl der Spanier und deutete auf Alex.
    Wenn der Blonde es nicht besser wüsste, würde er meinen, sein Leben bedeutete dem Spanier etwas. Angespannt wartete er. Doch Iwan ließ nicht von ihm ab. Seine Hand klammerte sich nur umso fester um seinen Oberarm. Alex hatte das Gefühl, sein Griff schnürte ihm das Blut

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