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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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ab. Seine Hand wurde taub.
    Iwan richtete seine Waffe auf die beiden Neuankömmlinge und schwenkte sie dabei abwechselnd von Rafael zum Spanier.
    „Was …“, begann Pawlow.
    „Gut gemacht, Alex“, unterbrach ihn der Spanier und warf dem Blonden ein zufriedenes - ja, fast stolzes - Grinsen zu.
    Alex‘ Mund klappte auf. Er wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort hervor.
    „ Du? “, fragte Iwan und musterte ihn ungläubig.
    Alex zuckte unbeholfen mit den Schultern.
    „Er ist ziemlich gut, was?“, wandte sich der Spanier an Pawlow und trat langsam näher. „Dir hätte eigentlich auffallen müssen, dass er zu gut ist.“
    Alex starrte zu Pawlow. Er war sich nicht sicher, glaubte aber, eine Spur Angst in dessen Augen zu erkennen. Sein Leibwächter stand reglos neben ihm. Es wirkte fast, als ob er jetzt, wo er das erste Mal wirklich gebraucht wurde, überfordert mit seinem Job war.
    „Du dachtest ernsthaft, ich hätte aufgegeben, was?“, fragte der Spanier Pawlow.
    Pawlows Augenbrauen zogen sich zusammen. Er wirkte skeptisch.
    „Aber da muss ich dich enttäuschen“, fuhr der Spanier fort. „Ich gebe erst auf, wenn du tot vor meinen Füßen liegst.“
    Spannung lag in der Luft. Die Situation spitzte sich mit jedem weiteren Schritt, den der Spanier auf sie zutrat, zu. Alex warf einen flüchtigen Blick Richtung Iwan. Der Russe hielt seine Pistole auf Rafael gerichtet. Der Spanier blieb in sicherer Entfernung stehen und führte eine Hand in seine Jacke. Rafael stand mit ausgestreckter Knarre hinter ihm und zielte auf Iwan. Er und Iwan starrten sich an. Eine falsche Bewegung würde genügen, damit sich ein Schuss löste.
    Alex drehte sich wieder zu Pawlow. Der Russe war unbewaffnet. Der Spanier hingegen zog eine schwarze Pistole aus seiner Jacke, wendete sie ein paar Mal in seinen Händen und blickte dann wieder auf.
    „Lass ihn gehen!“, wandte er sich dann erneut an Iwan.
    Alex wusste nicht, warum sich der Spanier so für ihn einsetze. Er glaubte, sich im falschen Film zu befinden. Die ganze Situation überforderte ihn. Es waren zu viele Eindrücke und Waffen auf einmal, als dass er sich noch auf etwas Spezielles konzentrieren konnte.
    Pawlow schüttelte kaum merklich den Kopf.
    „Verräter …“, zischte er in Alex‘ Richtung.
    „Nein“, mischte sich der Spanier ein, schüttelte den Kopf und lachte trocken. „ Du bist der Verräter.“ Er stockte kurz und nahm die Knarre in beide Hände. Mit einem leisen Klicken entsicherte er sie. „Du hättest ihn umgebracht. Früher oder später. Egal, ob das Koks echt gewesen wäre oder nicht.“ Erneut pausierte er, hob die Waffe auf Augenhöhe und zielte auf Pawlow. „Genau wie meinen Bruder …“, fügte er dann hinzu, „… den du getötet hast.“
    Seine Stimme war vorwurfsvoll und triefte vor Hass. Er klang fast etwas wahnsinnig.
    „Ich hatte meine Gründe“, entgegnete Pawlow.
    „Genau wie ich jetzt meine habe“, erwiderte der Spanier und trat noch einen Schritt näher.
    Pawlow wich entsetzt zurück. Sein Komplize reagierte nicht. Er wirkte vollkommen fehl am Platz. Alex konnte nicht glauben, dass Pawlow sich seinem Schicksal widerstandslos fügen würde. Deshalb überraschte es ihn nicht, als er sich an Iwan wandte.
    „Erschieß den Mistkerl!“, fauchte Pawlow und nickte zu Alex.
    Doch Iwan wirkte überfordert. Sein Blick klebte noch immer an dem von Rafael. Beide hatten ihre Arme vor sich ausgestreckt und zielten mit ihren Waffen aufeinander.
    Alex wandte sich wieder zum Spanier. Rafael schien Iwan im Griff zu haben. Deshalb stellte er keine Bedrohung für ihn da. Der Spanier grinste erhaben. Mit forschen Schritten drängte er Pawlow bis zur Wand des Lagerhauses. Pawlows Komplize wich sofort zurück und wirkte lächerlich. Ein muskulöser Mann, der es nicht wagte, sich in das Geschehen einzumischen.
    „Ich habe dir damals versichert, dass du für den Tod meines Bruders büßen wirst“, sagte der Spanier und sprach unpassend ruhig. „Und heute ist der Moment gekommen. Ich musste lange genug auf ihn warten.“
    Pawlow starrte zum Spanier. Und plötzlich erkannte Alex, dass es nicht Panik war, die sich in seinen Augen widerspiegelte, sondern Ehrfurcht. Er blieb seiner Würde bis zum letzten Moment treu, gab dem Spanier lediglich das wortlose Zeichen, gewonnen zu haben.
    Der Spanier nahm die Pistole höher und zielte auf Pawlows Kopf. Hochkonzentriert stand er da. Der Zeigefinger auf dem Lauf spannte sich an. Seine linke Hand stützte seine

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