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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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der Couch auf und deutete Alex in einer einfachen Geste an, sich zu ihnen zu setzen.
    Doch Alex rührte sich nicht vom Fleck. Er blieb stehen und schaute die drei skeptisch an.
    „Was wollen Sie hier? Heute Morgen haben Sie mich doch erst gehen lassen“, sagte er und tat genervt.
    Seine Hände, die sein Handy fest umklammerten, wurden schwitzig.
    „Wenn Sie sich doch bitte zu uns setzen würden“, entgegnete Oberkommissar Wagner.
    „Ich hab‘ Ihnen nichts mehr zu sagen“, erwiderte Alex und ließ das Handy in seiner Hosentasche verschwinden.
    „Alexander, bitte!“, ermahnte ihn Jo. „Sag ihnen doch bitte, was du mir eben erzählt hast!“
    „Was?“, fragte Alex und tat unbeteiligt. „Das geht die doch nichts an.“
    „Entschuldigen Sie, Herr Tannenberger“, brachte sich der Typ von der Kripo ein, „ich denke schon, dass uns das etwas angeht.“
    Alex betrachtete den Oberkommissar argwöhnisch. In seiner einfachen Jeans und dem roten Pullover sah er aus, als ob er von seiner Mutter eingekleidet worden war. Sein Äußeres wirkte so unseriös, dass Alex sich nicht bemühen musste, sich nicht von ihm einschüchtern zu lassen.
    „Ich denke, dass meine Zukunft Sie überhaupt nichts angeht“, erwiderte Alex und erfand einfach etwas, was ihm spontan in den Sinn kam. „Wo und mit wem ich zusammenziehe, ist ‘ne Sache zwischen mir und Jo, hat aber nichts mit dem ganzen Fall zu tun. Und nur, weil mein Vater glaubt, die Kontrolle über mich zu verlieren, wenn ich nach Flensburg ziehe, holt er Sie hinzu. Das ist echt lächerlich.“
    Die letzten Worte hatte er regelrecht ausgespuckt. Der Oberkommissar legte seine Stirn in Falten und wirkte eine ganze Weile ziemlich verwirrt. Im nächsten Augenblick erhob sich Jo von der Couch und warf Alex einen bestimmenden Blick zu.
    „Was soll das, Alexander?“, fragte er. „Wieso tust du das?“
    „Tu ich was?“, hakte Alex unberührt nach.
    Jo machte eine hilflose Geste mit seiner Hand. „Du erzählst so einen Unsinn …“
    „Wieso?“, fragte Alex. „Was hast du denen denn erzählt?“
    Er sprach über die Polizisten, als ob sie überhaupt nicht anwesend wären.
    „Die Wahrheit“, erwiderte Jo, „und das solltest du auch tun. Sag ihnen jetzt bitte, dass du wieder bedroht worden bist.“
    „Bitte, was?“ Alex hatte seine Stimme übertrieben verstellt. „Von wem denn?“
    Neben Jo seufzte der Oberkommissar auf. Alex glaubte sogar zu sehen, dass er seine Augen verdrehte.
    „Alexander!“, ermahnte ihn Jo.
    Er war sichtlich verärgert und gleichermaßen verzweifelt. In einem geringen Maße fühlte Alex mit ihm und konnte verstehen, dass Jo sich zum Narren gehalten fühlte. Dennoch ließ er sich diesen Gedanken nicht anmerken. Er wollte nicht mehr, als die Bullen aus der Villa zu vertreiben, damit der Spanier und seine Anhänger ihm glaubten, dass er sie nicht gerufen hatte. Würde er die Polizei ernsthaft einweihen, gäbe das vermutlich heftigen Ärger.
    „Was denn?“, fuhr Alex fort. „Das ist doch wahr. Jetzt versuchst du mich mit den Bullen unter Druck zu setzen. Aber ich zieh‘ trotzdem weg.“
    „Herr Tannenberger“, mischte sich nun Oberkommissar Wagner ein. Auch er sah mittlerweile verärgert aus, fühlte sich vermutlich um seine kostbare Zeit beraubt.
    „Moment!“, versuchte Jo abzutun und starrte Alex dabei fest in die Augen.
    „Herr Tannenberger!“, wiederholte sich der Kommissar darauf etwas fester. „Ihr Sohn scheint mir nicht gerade verängstigt, geschweige denn so, als ob er gerade seinem Feind begegnet wäre.“
    Jo öffnete seinen Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn aber nach wenigen Sekunden wieder. Er schien sprachlos zu sein. Alex musste sich ein erhabenes Grinsen verkneifen. Für einen Moment vergaß er seine Sorgen und genoss den kleinen Triumph über seinen Vater.
    Die beiden Beamten richteten sich fast zeitgleich von der Couch auf, umrundeten den Granittisch und traten neben Alex zur Tür.
    „Wenn Sie Ihre privaten Angelegenheiten in Zukunft bitte unter sich regeln könnten?“, sagte der Oberkommissar.
    Es war eine rein rhetorische Frage, die deutlich zum Ausdruck brachte, wie verärgert er war. Lediglich Jos angesehener Name schien dafür zu sorgen, dass er sich beherrschte.
    „Ich bring‘ Sie zur Tür“, sagte Alex und deutete in Richtung des Flures.
    Bevor er ging, wandte er sich noch einmal an seinen Vater und warf ihm einen verbitterten Blick zu. Dann brachte er den Kommissar und seinen dürren Kollegen zum

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