Sommermond
über. Anschließend bückte er sich nach seinen Socken, fuhr aber, nachdem er sich nur wenige Millimeter bewegt hatte, fluchend wieder hoch.
„Scheiße, ey!“, schimpfte er.
Alex blieb noch einen Moment unschlüssig sitzen, bis er sich gegen Bens Willen aufrichtete, um das Bett herum trat und sich vor ihm auf den Boden kniete. Ohne Ben anzusehen, griff er nach dessen Socken und streifte sie ihm über. Der Dunkelhaarige saß schweigend da. Er schien eingesehen zu haben, dass er auf Alex‘ Hilfe angewiesen war.
„Eigentlich müsstest du noch im Krankenhaus liegen“, sagte Alex, während er Bens Jeans unter dem Bett hervorzog. „Das hier ist echt dämlich.“
„Ich hab‘ dich nicht um Hilfe gebeten“, gab Ben verärgert zurück und riss Alex die Jeans aus den Händen.
„Und ich dich nicht um deine Meinung“, konterte dieser und nahm die Hose zurück in seinen Besitz.
Er stülpte sie über Bens Füße und zog sie in ruckelnden Bewegungen nach oben. An Bens Knien kam er nicht weiter und verharrte deshalb in seiner Position. Er wollte zu Ben aufsehen, doch sein Blick blieb auf halbem Wege stehen und verfing sich mitten in Bens Schritt. Seine schwarze Boxershorts war eng. So eng, dass man die Konturen dessen, was sich unmittelbar dahinter verbarg, nur schwer übersehen konnte.
Alex musste schlucken. Er wusste nicht, was in ihn fuhr. Seit er mit Ben zusammen war, überkam ihn mehrmals täglich ein sehnsüchtiges Verlangen nach Sex. Sein Mund stand ein Spalt breit offen. Mit seiner Zunge fuhr er über seine Lippen, während sich seine Hände wie von selbst auf Bens Oberschenkel legten und sich in die sonnengebräunte Haut krallten. Er spürte sein Herz gegen seine Brust schlagen und atmete schwer. Er wagte es kaum, zu Ben aufzusehen, tat es aber dennoch.
Der Dunkelhaarige saß wie erstarrt da. Sein Blick hing fest an dem von Alex.
„Mach ich dich an?“, fragte er heiser und hob eine Augenbraue.
Alex wollte etwas erwidern, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. In seinem Magen kribbelte es, seine Glieder brannten. Er spürte, wie er hart wurde, während er seine Hände in Bens Schritt klemmte.
„Alex …“, nuschelte Ben und schloss die Augen. „Alex, ich muss auf Klo …“
Doch der Blonde reagierte nicht auf ihn. Stattdessen richtete er sich auf und wollte Ben gerade zurück aufs Bett drücken, als sich dieser plötzlich schüttelte und die Augen wieder aufschlug.
„Ich muss wirklich auf Klo!“, wiederholte er sich. „Außerdem hab‘ ich Hunger.“
Alex blickte ihn kritisch an. „Das sagtest du bereits …“
„Ja, ein Grund mehr, mich ernst zu nehmen“, entgegnete Ben und drückte Alex mit sanfter Gewalt von sich. Dann stand er vom Bett auf und zog seine Jeans hoch.
„Es sind die Schmerzen, oder?“, fragte Alex.
Ben erwiderte nichts.
Alex stand nun ebenfalls auf und trat einen Schritt näher auf den Dunkelhaarigen zu.
„Du kannst mir das doch ruhig sagen“, fügte er hinzu. Er fühlte sich schlecht und hatte das Gefühl, dass Ben ihm nicht genügend vertraute.
„Ja, okay!“, gab dieser schließlich zu. „Es sind die beschissenen Schmerzen! Zufrieden?“
„Kein Grund gleich so auszuflippen“, entgegnete Alex.
„Ich flipp‘ doch gar nicht aus!“, wehrte sich Ben. „Ich hab‘ nur keinen Bock, mir alle fünf Minuten anzuhören, dass ich im Krankenhaus besser aufgehoben wäre.“
„Wärst du ja auch nicht“, versuchte Alex ihn zu beruhigen.
Ben warf ihm daraufhin einen irritierten Blick zu.
„Du bist bei mir bestens aufgehoben“, meinte Alex erklärend und versuchte ein Lächeln.
„Auch ohne Sex?“, fragte Ben.
„Wir hatten doch Sex“, entgegnete Alex.
Ben lachte leise. Nebenbei schloss er den Knopf seiner Hose und zog den Reißverschluss hoch.
„Ich geh‘ jetzt erst mal auf Klo“, sagte er dann.
Alex nickte.
„Wartest du hier?“
Alex nickte erneut.
Daraufhin lächelte Ben, trat auf ihn zu und gab ihm einen flüchtigen Kuss.
„Bis gleich!“, verabschiedete er sich und schritt zur Tür. Er öffnete sie und verschwand im Flur.
Alex blieb noch einen Moment stehen, bevor er sich zurück aufs Bett setzte. Das Fotoalbum lag noch auf dem Nachtschrank. Nachdenklich betrachtete er es. Noch nie zuvor hatte er jemanden in seine Gedanken bezüglich des Todes seiner Mutter eingeweiht. Noch nie hatte er mit jemandem über seinen besten Freund, Sebastian, gesprochen. Doch mit Ben hatte er seine Gedanken geteilt und ihm damit so viel Vertrauen
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