Sommermond
unter sich hervor und warf es Alex an den Kopf.
„Hey!“, meinte Alex daraufhin und fing das Kissen auf, als es an ihm herunterrutschte. „Was soll das?“
„Du musst nicht jedes Lächeln unterdrücken“, antwortete Ben. „Du kannst ruhig mal grinsen oder lachen. Das ist nichts Verbotenes!“ Er lachte leise.
„Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Alex tat unschuldig.
„Oh, doch!“, erwiderte Ben. „Du musstest grinsen, weil du das eben genauso geil fandest.“
„Wenn du das sagst …“ Alex schloss den letzten Knopf seines Hemdes. Dabei verkniff er sich schon wieder ein Lächeln.
„Da!“, rief Ben sofort. „Schon wieder.“
Alex sah zu ihm auf und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich hol‘ dir jetzt erst mal ein paar Schmerztabletten.“
„Die sind in meiner Tasche“, meinte Ben daraufhin.
„Ich weiß“, erwiderte Alex.
Er strich sich noch flüchtig ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und verließ anschließend das Zimmer. Ben sah ihm noch eine Weile nach, bevor er einmal tief durchatmete und sich daraufhin zu entspannen versuchte. Unter seinem Verband pochte ein brennender Schmerz, der in keiner Position, die er einnahm, weniger wurde. Als er sich irgendwann auf die nicht malträtierte Seite legte, hielt er die Schmerzen zumindest etwas besser aus. Er schloss seine Augen für einen kurzen Moment und verdaute die gedanklichen Nachwehen des Sexes. Es fühlte sich gut an, mit Alex zusammen zu sein. Jegliche Barrieren waren durchbrochen. Nichts stand mehr zwischen ihnen und Ben war sich sicher, dass sie auch noch die letzten Sorgen gemeinsam bewältigen würden. Das einzige Problem, das er in ihrer Beziehung sah, war die bald eintretende Entfernung zueinander. Darüber mussten sie dringend sprechen. Aber das hatte noch ein paar Tage Zeit.
Als er seine Augen wieder öffnete, starrte er auf das Wandregal. Darauf befanden sich verschiedene Erinnerungsstücke, wie beispielsweise ein silberfarbenes Modellauto und eine leere Flasche Havanna Club , auf die irgendetwas mit Edding gekritzelt war. Ben konnte es nicht genau entziffern.
Zwischen den Büchern reihte sich zahlreiche Lektüre über Architektur. Ben konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Jo Alex mit diesen Büchern etwas aufzuzwingen versuchte. Alex schien allerdings nicht sonderlich an dem Studium interessiert zu sein.
Auf dem zweiten Regal von unten stand ein Fotoalbum. Ben spürte Neugierde in sich aufkommen. Er wollte aufstehen, sich das Buch nehmen und wahllos darin herumblättern. Doch er befürchtete, dass Alex etwas dagegen haben könnte. Immerhin waren Fotos sehr private Erinnerungen, die nur ausgewählte Menschen etwas angingen.
Er wippte mit seinem Fuß und blickte immer wieder zur Tür. Die Neugierde in ihm wurde dabei umso größer. Letztendlich schaffte er es nicht mehr länger, ihr standzuhalten. Unter Schmerzen richtete er sich auf, sammelte dabei seine Boxershorts ein, zog sie sich hektisch über und schritt bis zum Regal. Er warf einen letzten Blick zur Tür, bevor er seine Hand ausstreckte und das in braunem Leder eingebundene Album hervorzog. Als er es schließlich aufklappen wollte, öffnete sich die Tür. Erschrocken zuckte er zusammen und suchte zwanghaft nach einer für ihn brauchbaren Ausrede. Als ihm jedoch keine einfiel, schloss er seinen Mund und senkte den Blick.
„Ich dachte, du hättest Schmerzen“, war das erste, was Alex hervorbrachte.
Er drückte die Tür hinter sich zu und ging zum Nachtschrank. Dort stellte er ein Glas Wasser ab. Den Tablettenstreifen legte er daneben.
Ben machte eine hilflose Geste und wollte das Buch gerade zurück an seinen Platz stellen, als Alex es ihm abnahm.
„Ist schon okay“, sagte er dazu.
Ben traute seinen Ohren nicht. Er hätte damit gerechnet, dass Alex ihn anfahren würde und war dementsprechend verwundert über die harmlose Reaktion.
„Du wühlst wohl gern in fremden Sachen herum, was?“, fragte Alex und spielte damit auf jene Situation an, in der Ben in einer von Jos Kommoden gestöbert hatte und dabei von Alex erwischt worden war.
„Nur in Sachen, die mich interessieren“, erwiderte Ben und lächelte.
Alex schritt zum Bett und deutete Ben an, sich wieder hinzulegen. Dieser blieb noch einen Moment neben dem Regal stehen, bevor er den Anweisungen seines Freundes folgte. Zunächst setzte er sich, drückte sich zwei Tabletten aus dem Plastikstreifen, warf sie in seinen Mund und würgte sie mit etwas Wasser hinunter, dann schob er die Decke zur
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