Sommernachts-Grauen
einen Pfefferminz geben, ist ja eklig sonst mit dem Küssen.“
„Du bist ein komplettes Arschloch.“
„Hast du ein Problem, Mann? Dich Würstchen atme ich einmal quer ein. Brauchst nur was zu sagen.“
„Nee, schon gut. Aber ich wundere mich nicht, dass dich keine ran lässt. Hast schon ‘nen Samenstau, wie ich annehme und es echt nötig.“
Noch bevor Thomas sein Sektglas aus der Hand stellen und Reiner mit Gewalt zur Ruhe bringen konnte, war der in der Masse verschwunden.
Auf der Straße angekommen, blickte Reiner sich um. Er wirkte gehetzt, als ob er es eilig hätte. Wo zum Henker war Susi abgeblieben? In dem Moment, als er sich umdrehen und in Richtung Musikhalle zum ‚Cha Cha‘ gehen wollte, sah er aus dem Augenwinkel, wie langsam jemand in einem Torweg verschwand. Einer Eingebung folgend rannte er so schnell er konnte die Straße hinunter und blieb vor dem Eingang in den Hinterhof stehen.
Er versuchte etwas zu erkennen, wollte gerade Susis Namen rufen, als er einen Luftzug spürte, gefolgt von dem Geräusch eines dumpfen Schlages und sah wie einen Körper zu Boden ging. Schnell sprang er in die Dunkelheit, nicht ahnend, was ihn erwarten würde.
„Scheiße, Susi, bist du das? Ist dir was passiert?“, schrie er und kniete sich neben den Körper, streckte eine Hand aus, um zu überprüfen, wer tatsächlich am Boden lag, als er vornüber auf den Körper fiel.
Leicht benommen bemerkte er, dass es sich tatsächlich um Susi handelte, er aber nichts tun konnte, denn ein zweiter Schlag traf ihn auf den Hinterkopf und er verlor das Bewusstsein.
Kapitel 15: Fotograf
Durch die offenen Fenster des kleinen Fiat 500 strömte frische Nachtluft. Das Geräusch des Fahrtwindes war das einzige, das die Stille durchbrach. Ella schaute stumpf in die Nacht. Häuser und alles andere schienen an ihr vorbeizufliegen. Krampfhaft versuchte sie, nicht daran zu denken, dass Meier eine weitere Botschaft in seiner Hosentasche trug. Der Wind zog an ihren Haaren. Vorsichtshalber hatte sie die Stäbchen aus ihnen entfernt.
Kaum war sie in der Lage zu erkennen, durch welche Gegend sich Meiers Wagen schlängelte. Es war ihr gleichgültig. Alles woran sie denken konnte, war das, was er ihr verschwiegen hatte. Ganz eindeutig musste es ihn erschreckt haben, sonst hätte er ihr den Zettel gezeigt und einfach wieder zu Boden geschmissen. Ihr war ebenso bewusst, dass er nur deshalb mit ihr den Ort wechseln wollte, da ihn die Nachricht beunruhigt hatte.
Sie sah zu ihm herüber. Er starrte auf die Straße und wirkte, als müsste er sich mächtig auf den Verkehr konzentrieren, der mitten in der Nacht nicht mehr vorhanden war. Eppendorf schien geradezu ausgestorben zu sein. Kaum vorstellbar, dass sich hier eine Kneipe befand, in der um diese Uhrzeit noch Betrieb war.
Ella wollte mit Meier sprechen, ihn fragen, was das werden sollte. Aber es war ihr, als hätte sie ihre Stimme verloren. Was, wenn er ihr sagte, was sie eigentlich gar nicht wissen wollte? Was sollte sie dann tun? Ganz bestimmt war das alles nur ein schlechter Scherz. So hatte Meier es doch gesagt. Was machte sie sich also Sorgen.
Sie legte ihren Kopf an den Holm, schloss ihre Augen und sog die laue Luft ein, die ihr geradezu in die Nase gepresst wurde. Meier hatte das Radio eingeschaltet. Die Boomtown Rats besangen, wie sehr sie Montage hassten. Ein Umstand, der beide sicher verblüfft hätte, wären sie in der Lage darüber nachzudenken. Zu dieser Uhrzeit war es ungewöhnlich, zudem schon einige Jahre alt, außerdem wurde im Radio überhaupt kaum englischsprachiges Liedgut gespielt.
In diesem Moment war es Ella recht, dass etwas Musik den Innenraum des Autos füllte. Für einen Augenblick glaubte sie, es könnte alles in Ordnung sein. Nichts sei ungewöhnlich an dieser Nacht. Die Stimme von Howard Carpendale holte sie zurück in die Realität.
„Sind wir denn bald da?“, fragte sie und Meier zuckte zusammen.
Sie hatte sich wieder aufgerichtet und sah ihn an. Er wirkte noch immer sehr konzentriert.
„Ja, da vorn, gleich um die Ecke, da ist es. Wir können schon mal nach einer Parklücke suchen.“
„Du meinst, dass du hier den Wagen irgendwo abstellen kannst?“
„Zur Not da, wo ich immer parke.“
Sie bogen in den Schrammsweg . Überall war es ruhig. Wie aus dem Nichts leuchtete die Kneipe wie ein Ufo in der Nacht. Ella konnte im Vorbeifahren erkennen, dass das Innere sich nach Außen zu wölben schien. Auf der Straße war niemand, aber in den
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