Sommernachts-Grauen
Klangteppich lag über allem. Das helle Neonlicht war kaum in der Lage, den Dunst aus Rauch zu durchbrechen. Ella schien es, als ob sie maximal fünf Meter weit sehen konnte. Manuela hatte sich mit Frank entfernt und wollte weiter am Fenster stehen. Thomas hatte sich mit einem Glas Sekt mitten in den Raum gestellt, sah aber erstaunlicherweise nicht verloren aus. Es schien ihm zu gefallen, obwohl er äußerlich absolut nicht in diesen Rahmen passte. Aber das schien hier keinen weiter zu stören. Die Anwesenden waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
„Weißt du was?“, hatte Meier zu Ella gesagt, der mit seinem Kopf dicht auf ihren zukam, damit er nicht so sehr schreien musste. „Was hältst du davon, wenn wir woanders hinfahren? Ich habe Bock auf Weißbier.“
„Du und dein Weißbier. So ein Blödsinn. Sag mir jetzt endlich, was auf diesem verdammten Zettel stand.“
„Das war nur Abfall, das sagte ich dir doch. Komm, lass uns gehen. Hier ist es viel zu voll, zu laut und überhaupt nerven mich diese Typen. Schau sie dir doch an, diese Wichtigtuer. Ätzend. Das ertrage ich echt nicht länger.“
„Lenk nicht immer ab. Außerdem müssen wir auf Susi warten.“
„Ich muss hier jetzt echt weg. Entweder kommst du jetzt mit oder nicht.“
„Hörst du mir eigentlich zu? Ich sagte doch, wir müssen auf Susi warten. Bist du blöd oder was?“
„Ich sag’ den anderen Bescheid, wo wir hinfahren. Dann können sie ja nachkommen. Susi ist doch eh mit diesem abartigen Typen beschäftigt, die merkt doch gar nicht, wenn wir nicht mehr hier sind.“
„Na gut, du hast recht. Und es ist echt scheiße hier. Ich fand den Laden schon immer zum Kotzen. Weiß echt nicht, warum wir immer wieder her kommen.“
Ella sah ein, dass es sicher besser war, einen anderen Ort aufzusuchen, um herauszubekommen, was für eine Nachricht auf dem Zettel stand.
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„Wo warst du so lange?“, fragte Thomas Susi und reichte ihr einen Sekt.
Sie wusste, dass es kein gutes Ende nehmen würde, wenn sie das Glas leerte. Der kurze Weg hatte nicht erfolgreich dazu beigetragen, ihren Alkohol-Pegel zu senken. Es fiel ihr schwer dem Drang ihres Körpers, sich vor und zurück zu bewegen, entgegenzuwirken und nicht zu schwanken.
„Danke“, sagte sie, setze das Glas zum Trinken an und leerte es zur Hälfte.
Susi drehte sich langsam um die eigene Achse. Nur keinen hektischen Bewegungen, dachte sie und versuchte in der Menge ihre Freundin zu finden.
„Wo sind denn die anderen?“
„Elena und dieser Typ, der an ihr klebte, sind weiter gezogen und die anderen beiden stehen da hinten am Fenster.“
Susi drehte ihren Kopf in Richtung Ausgang und konnte weit entfernt Frank erkennen, der einen Arm hob und ihr winkte. Sie legte ein wenig ihren Kopf in den Nacken, um zu nicken, meinte dann aber, ihn nicht wieder zurück an seine Ursprungsposition bringen zu können.
„Und Reiner?“
„Der wollte doch auf dich warten und dich dann begleiten.“
„Wo sind denn nun Ella und Meier hin?“
„Hab den Namen vergessen. Irgend so eine Kneipe, in der es Weißbier gibt.“
„Meier und sein Weißbier“, Susi fing an zu lachen, was ihr ermöglichte, ihren Kopf in eine entspannte Haltung zu bringen. „Hab eh keinen Bock, schon wieder woanders hinzufahren. Lass uns wieder rüber ins ‚Madhouse‘ gehen. Ich will tanzen.“
Susi hoffte, mit ein wenig Aktivität den Alkohol aus ihrem Körper zu bekommen, den sie zuvor weiterhin damit fütterte, indem sie ihren Sekt austrank.
Ohne sich weiter um Frank und Manuela zu kümmern, verließen sie das Lokal. Taumelnd hing Susi an Thomas und war froh, dass er groß genug war, um sich an ihn zu lehnen.
„Du hast aber ganz schön getankt“, stellte er fest.
„Na und, haste was dagegen?“
„Nicht, wenn du noch so weit okay bist, dass wir später anständig bumsen können.“
„Wie bist du denn drauf?“
„Na hör mal, immerhin habe ich jetzt schon eine Menge in dich investiert.“
Sie waren vor dem Eingang des ‚Madhouse‘ angekommen und stehen geblieben.
„Weißt du was? Geh du doch schon rein und bestell mir einen Sekt.“
„Musst du kotzen, oder was?“
„Geh doch einfach rein, ich komme gleich nach, ich brauche nur ein bisschen frische Luft.“
„Wenn du meinst.“
Susi nickte mit dem Kopf und schob ihn ein Stück Richtung Eingang, in dem er kurz darauf verschwand.
Erleichtert holte sie tief Luft und stieß sie mit einem lauten Seufzer wieder aus. Generell war sie nie
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