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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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abgeneigt, mit einem Typen intim zu werden. Aber auf diese Weise hatte sie noch keiner dazu aufgefordert. Sie fühlte sich benutzt. Geradezu wie eine Prostituierte. Ob sie ihm tatsächlich ins ‚Madhouse‘ folgen würde, war fraglich. Sie brauchte einen klaren Kopf. Da half nur eins, was sie grundsätzlich auf den Boden der Realität zurück brachte.
    Leicht taumelnd ging sie weiter den Valentinskamp Richtung Gänsemarkt hinunter. Sie brauchte nicht weit zu gehen, bis sie vor einem Haus zum Stehen kam. Wehmütig blickte sie in das Schaufenster, konnte sich nicht an dem satt sehen, womit der Laden überquoll.
    Voller Entzücken sah sie Puppen in ihre toten Augenhöhlen. Andere wurden bereits liebevoll restauriert und wirkten wie neu, obwohl sie aus den 50er oder 60er Jahren stammten. Teddybären mit aufgeschlitzten Bäuchen, aus denen sich Holzwolle wie geplatztes Gedärm herausgesprengt hatte, saßen neben anderem Getier, das sicher jahrzehntelang Kindern Freude bereitet hatte.
    Vor diesem Laden zu stehen, war für Susi wie eine Reise in ihre Kindheit. Ganz egal, was auch immer Susi bedrückte, wie betrunken sie war oder welcher Kerl versucht hatte ihr das Herz zu brechen, wenn sie in die Auslage schaute, war sie wieder das kleine Kind, das keine Ahnung davon hatte, was das Leben für Probleme darstellen würde. Ein Glücksgefühl legte sich über sie, eine Leichtigkeit, die mit nichts anderem hervorzurufen war.
    Sie schloss ihre Augen und lehnte ihren Kopf an die kühle Scheibe. In ihrem Inneren drehte sich alles. Gerade, als sie darüber nachzudenken begann, ob sie zu Thomas zurückkehren, oder besser Frank und Manuela suchen sollte, damit sie irgendwie an einen anderen Ort kam, hörte sie hinter sich ein Geräusch.
    Jemand stand direkt hinter ihr. Sie spürte den heißen Atem in ihrem Nacken. Aber anstatt sich zu ängstigen, dachte sie, dass sie den Menschen, wer auch immer es war, einfach ignorieren würde. Sicher hätte der dann bald ein Einsehen und würde verschwinden. Im schlimmsten Fall wäre es Thomas, der hinter ihr stehen und sie hier und jetzt vor Ort nehmen wollte.
    Ein Schauer legte sich über sie und sie fing an, sich zu schütteln. Mit leichtem Schwung hatte sie sich vom Schaufenster getrennt und öffnete ihre Augen. Müde drehte sie ihren Kopf zur Seite.
    „Ach, du bist das“, sagte sie und stützte sich erneut, diesmal mit einer Hand, am Fenster ab. Die Scheibe war so herrlich kühl und Susi hatte das dringende Bedürfnis ihren Kopf nochmals daran zu halten. „Findest du den Laden auch so toll? Mich erinnert er immer an meine Kindheit.“
    „Was ist mit dir? Bist du auch betrunken?“, fragte Susi, nachdem sie keine Antwort erhalten hatte.
    „Komm mal mit, ich will dir was zeigen.“
    „Was denn? Hast du da einen Eingang in den Laden entdeckt?“, wollte Susi wissen und war dabei, der Person in den nahegelegenen Torweg zu folgen. „Da ist es aber verdammt dunkel.“
    Susi blinzelte und versuchte, etwas zu erkennen.
    „Wo bist du? Ich sehe dich nicht mehr.“ Susi hatte eine Hand ausgestreckt, um notfalls ertasten zu können, was sich in der Dunkelheit vor ihr verbarg.
    Ein merkwürdiges Geräusch war das Letzte, was Susi hörte. Bevor sie zu Boden ging, versuchte sie zu ergründen, was es gewesen sein könnte und warum ihr plötzlich der Kopf ruckartig nach vorn geschlagen wurde.
     
    --
     
    „Wo ist Susi?“, brüllte Reiner, der ein wenig in Panik geraten war.
    Ausgelassen tanzte man zu ‚Blind Vision‘ von Blancmange, während Reiner versuchte in der schummrigen Beleuchtung Susi aus der Toilette kommen zu sehen. Inzwischen war er sich sicher sie verpasst zu haben. Kein Mensch, nicht mal eine Frau, konnte so lange brauchen.
    „Die kommt gleich“, sagte Thomas.
    „War sie denn schon bei dir?“
    „Ja klar. Aber du haust besser ab. Ich werde Susi mit zu mir nehmen, dass das mal gleich klar ist, Mann. Weißt du, was mich der heutige Abend bereits gekostet hat? Die muss verdammt gut im Bett sein, um das wieder abzuarbeiten.“
    Reiner verspürte den Drang, Thomas seine geballte Faust ins Gesicht zu drücken. Leider hatte er auf diesem Gebiet absolut keine Erfahrung und Thomas war deutlich größer und vor allem sehr viel kräftiger.
    „Du hast sie also allen Ernstes allein zurück gelassen?“
    „Sie wollte das, hat mich wie einen Idioten hier reingeschoben und gemeint, sie braucht noch fünf Minuten. Wahrscheinlich kotzt sie sich die Seele aus dem Leib. Werde ihr dann gleich

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