Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)
aus und wurde zu Glut. Aber S’ee konnte nicht schlafen.
Zwischen den hohen Bäumen wog die Dunkelheit schwerer. Kein Sternenlicht, der fehlende Mond am Himmel und die dicht gedrängt stehenden Tannen, deren Zweige über ihre Haut strichen, wenn ein Wind ging. Die typischen Geräusche der Heimat fehlten. Keine Möwen, die in ihren Träumen schrien. Kein Meer, das an der Küste seufzte. Keine Schwestern, die sich in ihren Betten wälzten. Sie hörte, dass der Mann aufstand und über den Nadelboden schlich, die Hitze, die von ihm ausging, kündigte ihn an. Obwohl sie die Augen fest geschlossen hielt, konnte sie sagen, dass er sich genau über ihr befand, und wartete ab. Sie wollte ihn näher. Als seine Hand ihr Haar und dann ihr Gesicht berührte, bebte sie, doch sie wartete ab, sehnte den Moment herbei und fürchte ihn zugleich, und erst als er ihren Namen sagte, schlug S’ee die Augen auf und reckte sich seiner Umarmung entgegen.
Ihr erstes Wissen vom Liebesakt hatte vom Beobachten der Dorfhunde gerührt, die sich draußen auf dem Platz gelegentlich bestiegen, doch den Zweck hatte sie nicht verstanden und gedacht, sie würden nur spielen. Als sie einmal mit ihrer Mutter nach Hause ging, erblickte sie einen gerade brunftigen Elchbullen, und als sie sie nach der riesigen Erektion zwischen seinen Beinen fragte, lachte S’ees Mutter nur. »Das erinnert mich an deinen Vater«, sagte sie und zog sie weg. Ihre älteren Schwestern sprachen über Sex nur in allgemeinen Worten als eine Ablenkung, die Männer glücklich machte. Tatsächlich hatte sie keine Ahnung, was geschehen würde.
S’ee zog sich ihr Unterhemd aus und war nackt, und der Mann fühlte mit kreisenden Händen ihre weiche Haut, knetete ihr Fleisch, und dann drehte sie sich von ihm weg, glitt neben ihn, kniete sich mit breiten Schultern hin und stemmte die Hände fest auf den Boden. Wieder flüsterte er ihren Namen und rutschte nah hinter sie, liebkoste ihre Beine und den Rücken, und seine Nägel fuhren den Konturen ihres Körpers nach. Er küsste ihr Kreuz, fuhr mit dem Mund ihre Wirbelsäule entlang und leckte die scharfen Kanten ihrer Schulterblätter. Eine Hand schlängelte sich zwischen ihre Beine, streichelte sie, und mit zwei Fingern schob er ihre Schamlippen auseinander, und dann begann er sie zu töten. Beziehungsweise sie dachte, er stieße auf sie ein, indem er eine stumpfe Keule in ihre Vagina zwänge. Bei jedem Stoß schrie sie auf und krampfte ihre Muskeln zusammen, bis sie allmählich verstand, dass seine Waffe ein Teil von ihm war. Von weit oben rief er sie, sang ihren Namen und begann dann im Rhythmus zu grunzen. S’ee reckte den Hals, doch sie konnte nichts erkennen außer seiner dunklen, gebeugten Masse. Er drückte gegen ihren Kopf, und sie meinte, seinen weit geöffneten Mund voll scharfer Zähne zu spüren. Da sie nicht länger in der Lage war, ihr eigenes Gewicht unter seinem zu halten, knickte sie in den Armen ein und fiel mit dem Gesicht vornüber auf den Boden. Und er bedeckte sie mit seinem Körper, den sie auf ihrem Rücken warm wie eine dicke Decke spürte. Mit einem Beben und einem brummenden Schrei kam er in ihr, eine flüssige Hitze, zäh wie Periodenblut, erfüllte ihre Spalte. In ihrem Schock empfand sie nichts weiter als das dringende Bedürfnis zu pinkeln, und richtete sich plötzlich auf, sodass er sein volles Gewicht von ihr herunterrollte. Wieder küsste er sie zwischen die Schultern und zog sich zurück.
Kriechend suchte sie eine angemessene Entfernung, wo sie sich lange auf den nackten Boden hockte. Als ihre Muskeln sich endlich entspannten, spürte sie ein Brennen und nahm seinen faulig süßlichen Geruch wahr, der ihr mit ihrem eigenen Wasser entströmte. Die Dunkelheit lastete auf ihrer Haut und ließ sie frösteln. Sie tastete sich zurück mit dem dringenden Wunsch, bei dem Mann zu sein.
»Wo bist du?«, flüsterte sie.
Ein Schnauben drang aus seinem Mund, als schnarchte er im Schlaf. Sie folgte dem befremdlichen Geräusch, wobei ihre Hände die Dunkelheit absuchten, bis sie sein Haar streiften. Da sie glaubte, sie wäre zufällig an seinen Kopf gestoßen, murmelte sie eine Entschuldigung, und als sie das berührte, von dem sie meinte, es sei seine Brust oder seine Schulter, schien er äußerst behaart, als hätte er einen Fellmantel übergeworfen.
Er zog sie in seine Arme, und sie schmiegte ihren Rücken an nackte Haut. Das Rätsel vom Unterschied zwischen dem haarigen und dem glatten Mann hielt sie bis
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