Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)
Holländer, hatten eine perverse Freude an den Faxen der Fans, doch auf den Tribünen brüllten die Anhänger von Pittsburg und stimmten ihre eigenen Lieder an. Charlie Wells kam vorbei, er war für Boston und wollte Wetten abschließen, und Pat fing beinahe eine Prügelei mit seinem alten Kumpel an. Selbst sein Bruder hielt Abstand zu Pat, und nur Adeles Anwesenheit brachte ihn dazu, seine Wut zu zügeln. Sie spürte sein Beben, als sie auf dem Bahnsteig auf den Zug warteten, der beide Clubs und ihre Anhänger wieder zurück nach Boston bringen sollte.
»Küss mich«, sagte sie. »Küss mich, bevor du fährst.«
Er küsste sie höflich auf die Wange. Sie drückte ihre Stirn so fest gegen seine Wange, dass er noch Tage später den Druck spürte.
»Du begreifst es nicht, Adele. Ich habe alles auf Pittsburg gesetzt, als wir dort waren. Unser ganzes Geld, nicht nur meines, sondern auch Geld von Christy, von meinen Freunden und auch von den Wettkumpeln. Und als die Pirates vorne lagen, habe ich es verdoppelt. Ich habe mehr gesetzt, als ich hatte. Mehr als ich womöglich aufbringen kann …«
»Aber Pittsburg wird sicher gewinnen.«
»Das ist es ja. Sie sind erledigt. Sie haben keinen Pitcher mehr. Fred Clarke hat Eddie Doheny sogar sein Trikot geschickt, doch der arme Trottel ist in Danvers in der Klapsmühle. Da werde ich auch enden, wenn es nicht sogar noch schlimmer kommt. Ich schulde einigen sehr wütenden Männern ein kleines Vermögen.«
»Ich kann dir bestimmt helfen. Wir könnten diese Nadel verkaufen«, sagte sie und löste die Diamantennadel mit dem Wimpel von ihrem Revers. »Wir könnten das Geld auftreiben.«
»Verlier den Wimpel nicht«, sagte Pat. »Er würde nicht einmal ein Zehntel von dem einbringen, was ich verlieren könnte.«
Die Lokomotive rollte in den Bahnhof, und die Reisenden stiegen in den Zug. Er küsste sie geistesabwesend und winkte auch nicht aus dem Fenster seines Abteils, obwohl sie darauf wartete und noch immer seinen Namen rief, als die Räder sich drehten und nachdem der Zug längst verschwunden war.
»Rundherum und rundherum und rundherum«, sang der kleine Junge.
Der Film flimmerte wieder auf. Ein Auto hält vor der Nervenheilanstalt Danvers in Andover, Massachusetts, und ein einzelner Mann steigt schnell aus und rennt, den Pfützen ausweichend, zum Eingang. Ohne die Baseballkappe und die Spielkleidung ist Fred Clarke schwer zu erkennen, doch seine Züge werden deutlicher, als er an der Tür seinen Hut abnimmt und den Regen abschüttelt.
Der Film geht weiter mit einem Schnitt zu einer Innenaufnahme, ein Krankenzimmer, weiß und steril, und da liegt Eddie Doheny im Bett. Seine junge Frau sitzt auf einem Stuhl neben ihm. Ein kleiner Blumenstrauß steht auf dem Nachttisch, eine höfliche Geste von Mr. Dreyfuss. Hinter ihrer Schulter ist das Fenster leicht angelehnt, und der Regen trommelt auf die Fensterbank. Die junge Ehefrau dreht ein Taschentuch zu einem Schmetterling, und die Kamera zoomt auf sie, während sie spricht. Der Zwischentitel: »Er dachte, er könne spielen, als ihr ihm sein Trikot geschickt habt.« Und Fred Clarke antwortet: »Wir wollten ihn nur aufheitern.« Mrs. Doheny: »Er war fertig mit den Nerven! Als ihr das vierte Mal verloren habt, verprügelte er seinen Krankenpfleger, Mr. Howarth, mit einem Bein vom Stubenofen. Er braucht einfach Ruhe.« Sie überreicht dem Manager der Pirates eine Botschaft. Schnitt ins Innere des Vendome Hotels in Boston, wo sich die Mannschaft in einem Schlafzimmer versammelt hat. Clarke öffnet den Umschlag und zwei Geldscheine fallen heraus. In der Naheinstellung kann man den Brief lesen: »Als mein Mann weggebracht wurde, sagte Eddie: ›Ich habe nur zwei Dollar Schulden, und die schulde ich Claude Ritchey. Würdest du sie ihm geben?‹« Ritchey sagt nichts und lässt das Geld auf der Bettdecke liegen. Einige der Jungs haben Tränen in den Augen, als sie zum Spiel aufbrechen.
Natürlich verloren sie. Kein Pitcher. Deacon Phillippe wurde zum fünften Mal in acht Versuchen gebeten zu pitchen, doch er hatte keine Kraft mehr. Leevers Arm war verletzt. Kennedy und die anderen Pitcher brachten es nicht. Die Hälfte der Mannschaft war am Ende, und selbst Wagner drohte, mit dem Spielen ganz aufzuhören. Und Doheny war endgültig weg. Er starb dreizehn Jahre später an TBC , das Heim verließ er nie wieder. Das muss man sich mal vorstellen.
Nach dem Triumph der Bostoner wartete Adele tagelang darauf, dass Pat plötzlich auf der
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