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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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ihre Mutter. Ihr diese Webseite zu zeigen, war für sie ein großer Schritt, begriff Caroline.
    »Warum sollte ich lachen?«, fragte sie behutsam. Das war etwas Zartes, Neues, mit dem vorsichtig umgegangen werden musste.
    »Weil … na, weil ich doch gar keine Erfahrung habe. Wer sollte schon an mich glauben? Mit meiner Idee, meine ich. Ich kann sie ja selbst kaum im Worte fassen …«
    »Hm. Was für eine Idee ist das denn?«
    »Ach, nichts Besonderes. Ich habe mal überlegt, was ich so kann. Oder: noch kann. Viel ist es ja nicht.«
    »Sag das nicht. Du musst an dich selbst glauben.«
    »Und ich muss auch realistisch bleiben.«
    »Das stimmt«, gab Caroline zu. Sie schaute ihre Mutter neugierig an. »Also: Was willst du machen?«
    »Ich will mich als Näherin selbstständig machen. Ich erledige Arbeiten, die andere mir bringen. Alles, von Vorhängen bis zu Knöpfen …«
    »Meinst du, die Leute brauchen das noch?«
    »Ja. Sieh mal.« Sie zeigte auf einen Korb neben dem Computer, den Caroline erst jetzt bemerkte. Er quoll vor Jacken, Hosen, Kissenbezügen und Kinderstrumpfhosen über.
    »Ich glaube, das Wegwerf-Zeitalter ist vorbei. Auf meine kleine Anzeige unten im Haus habe ich einen ersten Schwung Arbeit bekommen. Jetzt heißt es nur noch loslegen. Und an mich glauben.«
    »Deine kleine Anzeige?« Caroline schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Natürlich! Der Zettel am Schwarzen Brett unten im Haus! Und ich Esel habe ihn mir nie näher angesehen!«
    »Ist nicht so schlimm.«
    »Doch. Denn ich glaube an dich.«
    »Wirklich, Caroline?«
    »Ja.«
    »Weißt du, in meinem Alter und in meinem Zustand finde ich bestimmt keine Arbeit mehr … also, keine Anstellung, meine ich. Und ich will auch nicht wie so eine Maschine dahocken und funktionieren. Also mache ich mich selbstständig.« Sie hob das Kinn und sah geradezu kämpferisch aus. »Auch wenn es nur ein Winzigst-Betrieb ist. Gerade mal ich. Aber dich in den letzten Jahren nach Papas Tod zu sehen, hat mir so viel Kraft gegeben, Caroline, auch wenn ich es vielleicht oft nicht zeigen konnte. Ich war so stolz auf dich. Und jetzt, mit dem Bimah …«
    »Ja?« Carolines Stimme zitterte.
    »Du bist auf dem richtigen Weg, mein Mädchen. Hör nicht auf das, was ich über Träume geunkt habe. Deine Träume kannst du später noch aufgeben. Denn das Leben kann kurz und grausam genug sein. Genieße jeden Tag, der dir geschenkt wird. Dieses Gefühl, das hatte ich auch mal …«
    Ihre Stimme wurde schwach und sie verstummte. Caros Kehle schnürte sich zusammen, als ihre Mutter sich wie ein Kind die Nase mit dem Ärmel abwischte und sie dann in die Arme nahm.
    »Ich habe gedacht, wenn du so kämpfen kannst, dann musst du das ja irgendwoher haben, oder? Dann habe ich vielleicht auch noch Feuer in mir – und nicht nur Asche.«
    Caroline hatte einen Kloß im Hals, als ihre Mutter sich etwas von ihr löste. Wie toll sie das gesagt hatte! Ihre Mutter schwankte etwas. Sie war blass und sah sehr müde aus. Ausgelaugt im wahrsten Sinne des Wortes.
    »Du bist auf dem Weg zu etwas, Caroline, das spüre ich jeden Abend, wenn du nach Hause kommst. Ich will dich nicht zurückhalten. Ich schaffe das, ich meine, mit Michi und so …« Ihre Stimme verlor sich. »Ich kann das«, sagte sie dann fester. »Wirklich. Die letzten drei Wochen, als ich ihn jeden Tag von der Schule abgeholt habe, haben mir gezeigt, wie gut mir diese Regelmäßigkeit getan hat. Ich kann es, Caroline. Ich kann es wieder!«, sagte sie.
    »Natürlich. Natürlich kannst du das!« Caroline umarmte ihre Mutter. Sie hielt sie so fest, wie sie es seit der Beerdigung ihres Vaters, einer einsamen, verregneten Angelegenheit auf dem Städtischen Berliner Friedhof, nicht mehr getan hatte.
    »Was ist mit mir?«, fragte Michi verschlafen vom Sofa. »Was redet ihr da?«
    Caroline ließ ihre Mutter los und fuhr herum.
    »Wie lange bist du schon wach, du Räuber?«, lachte sie und wischte sich die Tränen von den Wangen.
    »Ich bin kein Räuber, sondern Spiderman«, sagte er mit aller nur möglichen Würde. »Warum heulst du denn? Bist du gefeuert worden?« Klang da Hoffnung in seiner Stimme mit?
    Caroline sank neben ihm aufs Sofa und streichelte seine Füße. »Nein, nein. Ich bin nur … müde.« Es war nicht mal gelogen. Plötzlich hingen an jeder ihrer Wimpern Gewichte, die ihr die Augen zuzogen.
    »Aha.« Er setzte sich auf und gähnte. »Das ist ja mal was ganz Neues. Gut, dass du jetzt da bist. Dann kannst du mit mir eine Runde

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