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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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legte Mia nach. »Dass sie ihm gefällt, daran besteht ja wohl kein Zweifel.«
    Bens Unterkiefer wurde hart. Mia bekam eine Gänsehaut. Wie entschlossen er aussah! So verdammt sexy!
    »Du hast recht, Mia. Schon beim Vorsprechen …«
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das Vorsprechen«, lachte sie bitter. »Das Vorsprechen war ein abgekartetes Spiel. Vielleicht war das Carlos’ Methode, an sie ranzukommen? Er hatte sie ja vorher an der Volksbühne gesehen.«
    Die Worte waren ihr so rausgerutscht und ihre Wirkung auf Ben hatte sie nicht absehen können. Es ging ihm offensichtlich unter die Haut. Sie spürte wieder diesen Zorn auf Caroline aufsteigen. Alles, was passieren würde, geschah ihr ganz recht!
    »Meinst du? Das gibt’s doch nicht!«
    Mia zuckte die Achseln. »Weshalb nicht?«
    »Weißt du was Genaueres? Ihr seid schließlich Freundinnen. Dir sagt sie doch alles.«
    Schön wär’s, dachte Mia. Aber das war vorbei. Und schon wieder dieser Satz: Ihr seid doch Freundinnen . »Nein. In diesen Dingen hält sich Caroline sehr bedeckt.«
    Ben ballte die Fäuste. »Na warte, wenn ich den Burschen erwische. Nutzt Carolines Unerfahrenheit so aus!«
    Mia wollte zerspringen vor plötzlicher Wut. Himmelherrgott, konnte denn Caroline in Bens Augen gar nichts falsch machen?! Welche Macht hatte ihre frigide Freundin eigentlich über Kerle? Oder machte ihr völliger Mangel an Begehren gerade ihre Anziehung aus? Ihre Unerfahrenheit ! Da lachten ja die Hühner! Wenn hier jemand ausgefuchst und mit allen Wassern gewaschen war, dann ja wohl Caroline.
    »Ich glaub nicht, dass Caroline mir was erzählen wird«, gab Mia zu. Die Worte schmeckten erstaunlich bitter, und sie atmete tief durch, um das Aroma zu vergessen. Ben nickte.
    »Okay. Überlass das mir. Ich werde ins Bimah gehen und nach dem Rechten sehen. Heute Abend geht’s nicht, wegen der Premiere. Da muss ich Flagge zeigen. Aber morgen! Dem schlag ich die Nase ein. Mich so zu verarschen.«

Als Caroline am Samstag spät nach Hause kam, fühlte es sich noch immer an, als ob sie fliegen würde. Danach konnte man süchtig werden, entschied sie. Nein. Falsch. Danach war sie schon süchtig. Es war wie Ecstasy, nur ungefährlicher. Einmal davon genossen, wollte man mehr und mehr, immer wieder, bis alles zu spät war. Alles an ihr war leicht, ihre Arme waren Schwingen, sie schwebte bei jedem Schritt. Sie glühte und ihre Gedanken schlugen Purzelbäume. Die Welt war schön und gut. Jeder sollte glücklich sein. Wie albern und wie wunderschön!
    Johannes war der Schlüssel zu diesem Glück. Ein Glück, von dem sie keine Ahnung gehabt hatte. Mit einem Mal war sie ganz geworden, obwohl ihre eine Hälfte er war. Das machten die Lichter von Berlin, dachte sie gut gelaunt an den Montagabend zurück. Von hoch oben gesehen, an einen unglaublich schönen, warmherzigen, intelligenten und stolzen Mann geschmiegt, war die Stadt einfach unschlagbar.
    Ein Mann, der eine tiefe Wunde im Bauch hat, weil seine ehemalige Freundin ihn ermordet hat, flüsterte ein Teufelchen in ihrem Kopf. Warum hat sie das wohl getan? Willst du das nicht wissen? Wann ist denn der Augenblick gekommen, den er dir versprochen hat? Caroline weigerte sich hinzuzuhören und flog wieder, direkt die fünf Stockwerke hoch in die Wohnung.
    Ehe sie aufsperrte, wappnete sie sich. Das Bimah und Johannes waren eine Welt, die alle anderen aussperrte und allen den Zutritt zu ihrem Reich verbot. Schon, wenn sie nach den Proben und nach den Stunden mit Johannes auf die Fasanenstraße trat, war es, wie aus einem Bad in tiefer, glitzernder, geheimnisvoll lockender See nahe einem nüchternen, allzu bekannten Ufer aufzutauchen: die Mole aus Stein, verwahrloste Boote und Möwenkacke überall. Fünffda Stock mitt Balkong war dann eine kalte Dusche für ihre erregten, angespannten Sinne. Sie war wieder daheim. Auf dem kargen Boden der Realität.
    Sie sperrte die Wohnung auf und hielt erstaunt inne. Es lagen weder schmutzige Kleider am Boden, noch stapelte sich das Geschirr in der kleinen Küche, in die sie vom Gang aus sehen konnte. Zudem roch es besser als üblich, nicht so muffig ungelüftet und auch nicht nach einer hastig aufgestochenen Mikrowellen-Packung Essen, die ihre Mutter Michi – oder Michi sich selbst – warm gemacht hatte. Es schien so, als hätte ihre Mutter mal die Fenster geöffnet.
    Durch die Milchglasscheibe der Wohnzimmertür schimmerte blaues Licht. Sahen ihre Mutter und Michi noch fern? Sie hörte nichts.

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