Sommernachtszauber (German Edition)
spüren.
Mia stellte sich kurz vor, mit ihm so im Auto zu sitzen, wie sie es mit Karl am vergangenen Samstag getan hatte. Oder so im Auto auf ihm zu sitzen … Sich danach an ihn zu schmiegen und mit ihm nach Hause zu fahren, aneinander gekuschelt und flüsternd Pläne machen, bis der Morgen graute. Pläne, die Wahrheit wurden. Sie bekam Gänsehaut.
»Mia?«
Mist, Ben hatte sie was gefragt und sie hatte nicht aufgepasst. Sie schüttelte den Kopf. Er sah blass und leicht übernächtigt aus, aber das Tausend-Watt-Lächeln war noch immer da.
»Sorry, ich war so in Gedanken versunken«, entgegnete sie.
Er lächelte. Sie bemerkte die Sommersprossen auf seiner Nase. »Ist das denn hier dein Viertel?«, wiederholte er.
»Kaum. Seh ich so aus?«, fragte sie herausfordernd und verächtlich zugleich.
Er lachte. »Nein. Du hast den Prenzlauer Berg quer über dich tätowiert.,3«
»Das nehme ich als Kompliment. Obwohl ich noch im Hotel Mama am Wannsee wohne. Und du? Was machst du hier?«
»Nur was einkaufen. Sonst komme ich hier auch nicht her.«
Cool, sie hatten was gemeinsam!
»Ich war gerade Kaffeetrinken. Im Einstein .«
»Ups. Keine Sorge. Ich sag’s nicht weiter. Das kann jedem mal passieren«, grinste er. »Aber doch nicht etwa mit Caroline, oder?«
»Nein«, sagte Mia abweisend. »Die hat nie mehr Zeit für mich, seitdem sie für die Julia probt. Sie geht vollkommen in der Rolle auf und vergisst alles andere. Ihre alten Freunde inbegriffen.«
Ben nickte: »Keine Sorge. Ihre neuen auch. Anfang der Woche ist es mir gelungen, sie auf einen Drink zu entführen, und selbst danach ist sie abends wieder ins Bimah gegangen. Sie ist mir geradezu davongelaufen. So was ist mir noch nie passiert. Eigentlich hatte ich gehofft, sie heute zur Premiere von dem neuen Tom-Cruise-Film mitzunehmen.«
»Ach ja?« Mia wusste selbst nicht, weshalb sie aufhorchte. Wegen Tom Cruise bestimmt nicht, der Typ war ihr zu klein. Doch mit Ben wäre sie auch zur Öffnung eines Briefumschlages am Ende der Welt gegangen. Nein, etwas anderes an seinen Worten war wichtig.
Ich will herausfinden, was da nicht stimmt, hatte Mickey gesagt. Nun, vielleicht konnte sie ihr helfen. Eine Hand wusch die andere, wenn Mia positive Kritiken für ihre angehende Karriere brauchte.
»Probt sie denn selbst abends noch?«, fragte Mia vorsichtig.
»Ja. Weißt du das denn nicht?«
»Doch, klar. War mir nur entfallen. Ich habe derzeit viel im Kopf.«
Ben sah sie mitfühlend an. »Hast du andere Vorsprechen laufen?«
»Jede Menge«, log Mia gelassen. »Unter anderem ein interessantes Projekt in Frankreich. Drück mir die Daumen.«
»Ich freue mich für dich. Vielleicht wirst du die neue Romy Schneider. Post-Sissi natürlich.«
»Das wäre nicht schlecht. Dann ziehe ich von der Spree an die Seine. Obwohl ich bei Sissi ja schwach werde. Jedes Weihnachten sitzen meine Mutter und ich mit Popcorn auf dem Sofa und weinen zusammen. Eines meiner vielen Laster. Aber um die neue Romy Schneider zu werden, muss ich vielleicht auch allein proben. Seit wann macht Caroline das denn? Ich meine, abends noch ins Bimah gehen?«, führte Mia Ben sanft zu dem Thema zurück, das sie eigentlich interessierte. Was ihr auch gelang. Bingo. Männer waren einfach zu blöd. Nur ärgerlich, dass er ihr dennoch sonst nicht auf den Leim ging. Ben schnappte sofort nach dem Köder und runzelte die Stirn.
»Seit ungefähr zwei Wochen. Sie sagt dafür alles andere ab. Oder zumindest alles, was ich ihr so anbiete. Aber trotzdem: Hut ab, das Resultat zeigt sich ja ganz deutlich. Sie ist klasse geworden. Eine Julia, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Neulich bei der Morgenszene hat sie uns alle eingewickelt …«
»Wie kriegst sie das allein mit den nächtlichen Proben hin?«, dachte Mia laut. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Ein Gedanke, so groß und schockierend, dass sie ihn einfach aussprechen musste . »Ben! Die Betonung liegt hier auf allein …!«
»Was meinst du damit, Mia?«
»Na …Vielleicht ist sie gar nicht so allein am Bimah ? Vielleicht – trifft sie dort jemanden?«
Ben wurde blass. »Wen? Was meinst du?«
Mia überlegte kurz. Jetzt hieß es, vorsichtig lavieren und selbst keine Namen nennen. »Es kommt eigentlich nur einer infrage, oder?«, sagte sie verschwörerisch.
»Carlos etwa?«, flüsterte Ben bestürzt. Dann schüttelte er den Kopf. »Das kann nicht sein. Wir sind doch Kumpels. So ein Schuft …«
»Wenn es um die Liebe geht, ist jeder für sich allein«,
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