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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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fuhr direkt vor ihnen.
    Sukie grinste und blinkte links. »Düsenantrieb wahrscheinlich. Nachdem sie jahrelang Ballett unterrichtet hat, muss sie Beine haben wie Motorkolben. Gut, Val, soll ich dich gleich bei deinem Bungalow absetzen?«
    »Könntest du mich nicht zum Pub bringen? Mein Alter spielt dort Darts. Ich hab ihm gesagt, dass ich nach der Probe dorthin komme – und außerdem brauch ich wirklich einen Drink.«
    »Ich auch«, nickte Chelsea. »Ich geh lieber in den Pub als nach Hause, wo sich meine Eltern um die Fernbedienung streiten, meine Brüder um den Gameboy kämpfen, meine Schwestern wegen ihrer Handys Krieg führen und -«
    Sukie lachte, machte eine Kehrtwendung und parkte den Wagen vor dem Pub.
    »Kommst du mit?«, fragte Chelsea, während sie sich abschnallte.
    Sukie schüttelte den Kopf. »Nein danke. Ich will ein langes heißes Bad nehmen. Ich fühl mich ganz verschwitzt und eklig – außerdem lauf ich ja rum wie eine Pennerin.«
    »Na, dann bist du fürs Barmy Cow doch genau richtig angezogen, würde ich sagen.«
    Der Pub, ein winziges, weiß verputztes Cottage mit verrosteten Eisenflicken auf dem Schieferdach, hieß eigentlich Barley Mow , Gersten-Garbe, doch nachdem Wind und Regen jahrzehntelang von den Hügeln der Downs herabgefegt waren und die Jugend des Ortes noch ein bisschen nachgeholfen hatte, war die Inschrift auf dem verblichenen Schild kläglich verunstaltet. Selbst die einstmals gelbe Abbildung einer üppigen Garbe hatte nun eine seltsam kuhähnliche Form angenommen.
    Und so lange man denken konnte, nannten alle diesen Pub Barmy Cow – bekloppte Kuh.
    Es war auch nicht die Sorte Pub, wo die Leute wirklich gerne hingingen. Die meisten Einwohner von Bagley-cum-Russet kehrten nur dann hier ein, wenn eine Fahrt nach Fiddlesticks oder Hazy Hassocks nicht in Frage kam. Die hartgesottenen Stammgäste des Barmy Cow waren entweder steinalt oder nicht ganz dicht – oder beides.
    Sukie war eigentlich gar nicht in der Stimmung, sich eine halbe Stunde lang das Geschwätz der Berkeley Boys anzuhören, vier uralter Brüder, die den Pub betrieben und sich immer noch über Witze schieflachten, die im neunzehnten Jahrhundert schon einen Bart gehabt hatten.
    »Wenn du mir nur eben noch nach drinnen helfen könntest, bevor du weiterfährst, Sukie.« Valerie blinzelte vom Rücksitz aus mitleiderregend in die gespenstische Finsternis. »Dann wär ich dir ewig dankbar.«
    »Aber sicher doch …«
    Den Kopf gegen den eisigen Wind gesenkt, hinkte und hoppelte Valerie mit Chelseas und Sukies Hilfe in den niedrigen, verqualmten Schankraum des Barmy Cow . Alles ringsumher war braun vor Nikotin und roch nach warmem Bier und noch wärmerer Menschheit. Aber zumindest gab es ein echtes Kaminfeuer, dachte Sukie mit klappernden Zähnen, auch wenn sich die graue Asche unordentlich auf dem schlammfarbenen Teppich verteilte und gelegentlich kleine Wölkchen beißenden Rauchs zur Theke hinüberzischten.
    »Ahoi!«, grölte Valeries Ehemann aus der Ecke mit der Dartsscheibe. »Achtung, Verwundete im Anmarsch! Was hast du denn jetzt wieder gemacht, du dummes Huhn? Hab dir doch gesagt, du bist zu alt und zu fett für diesen verrückten Quatsch! Komm rüber, ich mach dir heile Segen.«
    Valerie humpelte unter wildem Gejohle der bunt gemischten Gästeschar durch den winzigen Schankraum und wurde von ihrem baumlangen, schmuddeligen Ehemann erst mal ausgiebig abgeknutscht.
    Chelsea stieß langsam die Luft aus. »Krass – aber ich schätze, so was gilt hier wohl als romantische Begegnung.«
    Sukie wandte den Blick ab und nickte. »Ich glaube, nach diesem Erlebnis brauch ich doch auch noch einen Drink. Soll ich mal schauen, was die Jungs in Richtung Alkopops so dahaben?«
    »Nur zu – auch wenn ich mir da wenig Hoffnungen mache. Ich such uns schon mal einen Sitzplatz.«
    Die Berkeley Boys standen alle Schulter an Schulter in einer Reihe zusammengedrängt hinter dem schmalen, schmutzigen Tresen und grinsten Sukie einhellig an. Sie lächelte höflich zurück und bemühte sich wie immer, nicht zu kichern. Die Jungs waren weit überm Rentenalter und in Körpergröße, Leibesfülle und Gesichtszügen grundverschieden, aber immer genau gleich gekleidet. Leider bestand die Kleiderwahl des heutigen Abends unter anderem aus Paisleykrawatten und Norweger-Pullundern.
    Hinter ihnen wurde ein Großteil der Wand vom Porträt ihrer Mutter ausgefüllt, der ursprünglichen Wirtin des Barmy Cow . Die in Wirklichkeit leider wenig ehrenhafte

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