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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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Honour Berkeley, die ein bisschen so aussah wie der frühere Premierminister Ramsay McDonald, beherrschte auch Jahre nach ihrem Dahinscheiden noch immer den winzigen Pub.
    Cora, Sukies Patentante, hatte ihr gern die Geschichte erzählt, wie die junge und leichtlebige Honour einst Bagley-cum-Russet verlassen hatte, um in London ihr Glück zu machen. Dort hatte sie in diversen Nobelhotels als Zimmermädchen gearbeitet und war schließlich mit gründlich ruiniertem Ruf, ohne Ehering, aber mit hoch erhobenem Kopf und den kleinen Jungen im Schlepptau ins Dorf zurückgekehrt. Es wurde gemunkelt, einer ihrer feinen Freunde habe das Barmy Cow für sie gekauft, wahrscheinlich, damit sie London verließ und um sie – und auch sich selbst – vor einem weiteren Skandal zu bewahren. Zum Andenken an ihre Eroberungen hatte Honour jeden ihrer Sprösslinge nach dem Hotel benannt, in dem er gezeugt worden war.
    Sukie ließ den Blick über die unordentlich vollgestopften Regale wandern. Es sah nicht so aus, als sei irgendetwas auch nur im Entferntesten Trinkbare im Angebot. Das Barmy Cow war – sofern man das so nennen konnte – spezialisiert auf echtes Ale für echte Trinker. Was Frauen gerne tranken, interessierte hier nicht sonderlich. Es schien, dachte Sukie, während sie blinzelnd die vergilbten Flaschenetiketten musterte, nur die Wahl zu geben zwischen Kirschlikör oder einem Getränk namens Pony.
    »Was darf’s denn sein, meine Liebe? Etwas Damenhaftes, nehme ich an? Ein hübsches junges Ding wie Sie kann ich mir mit einem Pintglas in der Hand gar nicht recht vorstellen.« Savoy beugte sich aus der Aufstellung der Berkeley Boys vor. »Ich weiß was, Claridge hat gestern in der Küche ein paar Fläschchen Piccolo entdeckt. Von Weihnachten sind noch einige Kirschen übrig, und irgendwo haben wir auch Zahnstocher. Damen trinken doch immer gern einen Piccolo, nicht wahr?«
    Sukie grinste ihn an. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts vielleicht. Ach, warum eigentlich nicht? »Okay. Danke. Zweimal bitte.« Nun, immerhin war es geteiltes Leid.
    Auf ein kommandierendes Fingerschnippen Savoys hin setzten sich Dorchester und Hilton jäh in Bewegung.
    Während Flaschen und Gläser abgestaubt und Kirschen aufgespießt wurden, betrachtete Sukie sich in dem mit Fliegendreck gesprenkelten Spiegel hinter der Bar. Liebe Güte – sie sah ja völlig abgerissen aus: Ihre Igelfrisur hing in klumpigen Strähnen, ihr Make-up hatte sich während des Cancan-Tanzens in nichts aufgelöst, und in der warmen Steppjacke, die Cora früher immer bei der Gartenarbeit getragen hatte, sah sie aus wie eine Obdachlose. Zum Glück war im Barmy Cow niemand, den sie auch nur im Geringsten hätte beeindrucken wollen. Genau genommen sah sie im Vergleich zu den übrigen Gästen ja fast schon herausgeputzt aus.
    Dorchester und Hilton knallten zwei üppig mit farblosen Kirschen bestückte Piccolos vor ihr auf den Tresen und bereiteten damit aller unangebrachten Eitelkeit ein Ende.
    »Es gibt keinen festgesetzten Preis dafür«, sagte Dorchester lächelnd. »Was schätzen Sie?«
    Sukie sah zweifelnd auf die Gläser herab. »Ein Pfund?«
    »Für jeden?«
    »Also eigentlich … ach, na gut.«
    Nachdem das Geschäftliche geklärt war, drängte sich Sukie zu Chelsea durch.
    »Frag bloß nicht.« Sie schob eines der Gläser über den wackligen, klebrigen Tisch. »Es gab nur das da oder warmes Bier.«
    Chelsea nippte probehalber und schnitt eine Grimasse. Sie nahm einen Schluck und grinste. »Schmeckt ja grauenhaft.«
    »Hm.« Sukie bewegte eine Kostprobe im Mund und verzog das Gesicht. »Ich frag mich, warum da so Stückchen drin sind?«
    »Bei mir nicht. Oh, schau mal – dein Cocktailspieß hat sich aufgelöst, und alle Kirschen sind runtergerutscht – warum wirst du so rot?«
    Sukie bekam auf einmal keine Luft mehr und begann voller Panik zu würgen. »Ich glaub, mir steckt eine Kirsche im Hals …«
    »Kein Wunder.« Chelsea ließ ihre über den Tisch hopsen. »Die sind ja so hart wie Schrotkugeln … Sukie? Alles in Ordnung?«
    Sukie schüttelte den Kopf und taumelte nach Atem ringend zur Tür.
    Chelsea kippte den Rest ihres Piccolos in einem Zug hinunter und sauste hinterher auf den bitterkalten Parkplatz, am Ärmel der grässlichen Steppjacke zerrend, bis Sukie, immer noch keuchend und hustend, unter dem beleuchteten Wirtshausschild des Barmy Cow stehen blieb. Chelsea sah sie erschrocken an.
    »Okay, Sukie … Ich werd jetzt versuchen, sie rauszuholen. Bleib so, ich

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