Sommerprickeln
auf dem Schoß ihres Mannes.
Pete Riggs stand auf und wies auf einen silbernen Cocktailshaker, der auf einer Lederottomane vor dem Sofa stand. »Lust auf einen Martini?«
»Für einen Martini könnte ich töten«, sagte Annajane dankbar. Sie ließ sich in einen Ohrensessel fallen und sah sich argwöhnisch um. »Es ist furchtbar ruhig hier. Wo ist die wilde Horde?«
»Es ist Erwachsenenzeit«, erklärte Pete und reichte ihr ein Glas. »Warte kurz«, fügte er hinzu und ließ eine Olive in den Drink plumpsen. »Jetzt ist er fertig.«
»Bei uns gilt die Regel, dass jeder, der noch keine acht ist, um acht im Bett sein muss«, sagte Pokey. Geräuschvoll schlürfte sie einen großen Schokoladenshake. »Das ist die einzige Möglichkeit, nicht verrückt zu werden.«
Pete gesellte sich wieder zu seiner Frau auf der Couch. »Und, wie ist es beim Notar gelaufen? Wir haben uns ein bisschen Sorgen gemacht, weil wir nichts von dir gehört haben, aber Pokey wollte lieber nicht anrufen und dadurch was vermasseln.«
»Wir haben beurkundet«, sagte Annajane. »Es gab eine kleine Panik, als eine der Finanzierungsunterlagen um zwölf Uhr immer noch nicht da war, aber als wir endlich damit fertig waren, die ganzen anderen Schriftstücke zu unterzeichnen, war der Kurier auch da gewesen. Ich bin kein Eigentümer mehr.«
»Du wirst irgendwas finden, was genauso hübsch ist«, tröstete Pokey sie. »Hier in Passcoe, oder?«
Genüsslich nippte Annajane an ihrem Martini. »Wahrscheinlich. Susan Peters hat mir heute Nachmittag drei Objekte gezeigt. Deshalb war ich so lange unterwegs.«
»Und?«, fragte Pete. Sein rotes Haar glänzte matt im Licht der beiden antiken Messingwandleuchter hinter dem Sofa, und da Annajane ihm so nah war, stellte sie erschrocken fest, dass er an den Schläfen leicht grau wurde und ein Röllchen über der Hüfte bekam. Pete trug ein rosa Button-down-Oxfordhemd, eine knittrige Cargohose und dunkelrote Slipper ohne Socken.
Es erstaunte sie, wie sehr er sich verändert hatte, seit Pokey ihn zum ersten Mal mit nach Hause gebracht und ihrer Familie vorgestellt hatte. Pete Riggs war ein vierundzwanzigjähriger Student gewesen, ein hochnäsiger Kerl aus Charleston, der vier Jahre lang auf der Privatuni Wake Forest für die Golfmannschaft gespielt und sich für ein weiterführendes Studium eingeschrieben hatte, als er Pokey kennenlernte und sie kurz vor Ende ihres letzten Jahres in Chapel Hill schwängerte.
Die Bayless’ waren erschüttert gewesen, aber Sallie hatte Pokey versichert, die Familie würde sich um sie und das Baby kümmern, komme, was wolle. Niemand hätte von Pete Riggs gedacht, dass er so reagieren würde, wie er es tat: Er hängte das Studium an den Nagel, heiratete Pokey und fing im Möbelgeschäft seiner Eltern an zu arbeiten. Und die größte Überraschung für alle, inklusive Pokey und Pete, war, dass die beiden tatsächlich erfolgreich waren – in ihrer Ehe, als Eltern und schließlich auch bei der Leitung und Expansion des Möbelgeschäfts.
»Es ist hoffnungslos«, kommentierte Annajane ihre Haussuche. »Dieses Cottage auf der Mimosa Street – von dem sie glaubte, ich wäre ganz verrückt darauf, das ist das Haus der alten Harrison. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir gar nicht die Mühe gemacht, das zu besichtigen.«
»Iiiih«, sagte Pokey und rümpfte die Nase. »Mama hat mich früher jedes Jahr gezwungen, ihr mit den Pfadfinderinnen Plätzchen zu verkaufen. Die alte Harrison bezahlte immer mit Münzen, die aussahen, als hätte sie sie aus der Gosse gekratzt oder so. Das Haus war damals schon grässlich, und sie ist mindestens zehn Jahre tot. Ich glaube, seitdem hat keiner mehr in dem Haus gewohnt.«
»Stimmt nicht«, sagte Annajane. »Da wohnt jetzt eine Waschbärenfamilie. Vielleicht sind’s auch Eichhörnchen. Ich bin nur bis ins Wohnzimmer gegangen, wo sie auf einem alten Sofa ihr Nest gebaut hatten, deshalb weiß ich es nicht ganz genau.«
»Was hast du dir noch angesehen?«, fragte Pete und streichelte Pokey geistesabwesend durchs Haar. »Was ist mit Clay Sniders Haus? Hab gehört, er hätte sich von Whitney getrennt.«
»Genau«, sagte Pokey aufgeregt. »Das Haus von den Sniders ist toll! Vor ein paar Jahren waren wir da mal zu einer Weihnachtsfeier. Würde dir gut gefallen, was sie aus der Küche gemacht haben. Sie haben die gesamte Rückwand des Hauses rausgenommen, dahinter ist eine Terrasse und ein Poolhaus …«
»Susan hat mir den Link zu der Website geschickt.
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