Sommerprickeln
Wirklichkeit wünschst du dir regelrecht, dass die Firma scheitert. Deswegen stellst du dich gegen jegliche Veränderung in der Produktpalette und gegen jede Investition in die Modernisierung der Fabrik oder des Vertriebsnetzes. Du lässt Quixie mit Absicht vor die Wand fahren.«
»Ich?«, Davis lachte. »Dafür muss ich keinen Finger rühren. Dafür muss ich mich nur zurücklehnen und Mason so weitermachen lassen wie bisher. Was ich nicht vorhabe.«
Pokey holte tief Luft. »Was ist eigentlich mit dir los, Davis?«
»Mit mir? Nichts. Ich bin mopsfidel.«
»Nein, im Ernst«, sagte Pokey. »Du bist mein Bruder, und ich habe dich lieb, aber ich verstehe dich wirklich von vorn bis hinten nicht. Wir sind im selben Haus aufgewachsen, wurden von denselben Eltern erzogen, aber manchmal frage ich mich, wie du so werden konntest. Verspürst du eigentlich keinen Hauch von Loyalität gegenüber deiner Familie?«
»Ich bin Geschäftsmann«, erwiderte Davis achselzuckend. »Das hat nichts mit Loyalität zu tun. Ich habe meinen großen Bruder gern, aber ich habe ernsthafte Zweifel an seinen Fähigkeiten, Quixie so zu führen, wie es bei dieser Wirtschaftslage geführt werden muss. Ich habe in den letzten fünf Jahren versucht, ihn in der Frage zur Vernunft zu bringen, aber für Mason werde ich immer nur der dumme kleine Bruder sein. Ein Möchtegern-Geschäftsmann.«
»Du sagst, du hast deinen Bruder gern?«, wiederholte Pokey. »Hast du deshalb mit seiner Verlobten geschlafen?«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte Davis und trank einen großen Schluck Whiskey. Pokey merkte, dass seine Hand zitterte, ganz leicht. »Und langsam ödet mich dieses Gespräch an, Schwesterchen. Ich würde vorschlagen, du ziehst jetzt allmählich Leine.«
»Ich gehe erst, wenn ich alles gesagt habe«, gab sie zurück. »Und ich glaube, dass du ganz genau weißt, wovon ich rede. Du und Celia, ihr gluckt schon lange wegen dieser Jax-Snax -Übernahme zusammen. Interessiert mich, wie lange ihr beiden schon unter einer Decke steckt, ganz wortwörtlich.«
»Du bist ja verrückt«, sagte Davis.
»Nicht so verrückt wie du«, erwiderte Pokey ruhig. »Reden wir mal über Freitagabend, ja? Der Abend, bevor Celia Mason heiraten sollte. Du weißt schon: deinen geliebten großen Bruder, dem gegenüber du so loyal bist. Wie verrückt muss man sein, Davis, um mit Celia in dasselbe Hotel zu gehen, in dem du immer deine Schlampen unterbringst? Wie dämlich muss man sein, um bar zu bezahlen und dabei nach dem Rabatt für Angestellte von Quixie zu fragen? Und was für ein verkommener geiler Bock stolziert durch die Gegend und nennt sich Larry Long?«
Davis sah beiseite und schloss langsam die Augen.
»Du weißt überhaupt nichts«, sagte er. »Du bluffst nur.«
»Ach, ja?« Pokey griff in ihre Tasche und zog eine Kopie des Anmeldebuchs aus dem Pinecone hervor, die sie ihm unter die Nase hielt. »Das ist mein Beweis. Deine Handschrift und die Spalte, wo du das Kennzeichen von deinem Porsche eingetragen hast. Du Hohlkopf. Und du musst wissen, dass mehr als eine Person Celia am nächsten Morgen mit dir aus dem Zimmer kommen sah. Du bist so was von aufgeflogen!«
Er sah sie an. »Weiß Mason Bescheid?«
»Nein«, sagte Pokey und schob die Kopie wieder in ihre Tasche. »Er weiß, dass Celia eine verlogene Betrügerin ist. Ich habe wirklich nicht das Herz, ihm zu sagen, dass sein eigener Bruder nicht besser ist. Oder sogar schlimmer.«
»Und jetzt? Willst du mich erpressen?«
»Nein. Ich möchte an deine seit langem schlummernde Anständigkeit appellieren. Und an deine Gier. Pete und ich haben ein langes Gespräch geführt. Wir möchten, dass du uns deinen Anteil an Quixie verkaufst.«
»Von wegen!« Davis leerte sein Glas und goss es sofort wieder voll. Er trank noch einen langen Schluck, schmatzte und trank wieder.
Pokey nahm ihm das Glas aus der Hand. »Hör zu, Davis. Wir meinen es ernst. Ich weiß, wieviel Jax für Quixie geboten hat. Dir gehört ein Viertel der Firma. Pete und ich wollen dich auszahlen. Wir zahlen dir dein Viertel cash. Du nimmst das Geld und machst damit, was auch immer du willst. Kauf dir das Haus auf Figure Eight Island, such dir einen Job bei Jax Snax , was auch immer. Oder lehn dich einfach zurück und zähl dein Geld. Aber du verschwindest aus der Firma. Und du ziehst die Anfechtung von Dads Vermächtnis zurück.«
Davis stand auf und ging zu seinen glänzend schwarzen Küchenschränken. Er holte sich ein Glas heraus,
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