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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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Sophie.«
    »Das wusstest du bereits, oder?«, sagte Annajane.
    Die ältere Frau gestattete sich ein zurückhaltendes Lächeln. »Ich hab’s mir gedacht«, gab sie zu. »Aber ich habe nie mit jemandem darüber gesprochen. Werde ich auch nicht. Das nehme ich mit ins Grab.«
    »Ich weiß, dass Mason dafür dankbar ist. Aber woher wusstest du das?«
    Voncile viertelte ihr Sandwich und zupfte es noch kleiner, aß es aber nicht. »Mr Glenn überließ mir den ganzen Papierkram, damit diese Frau da auf die Gehaltsliste kam. Vorher hatte noch niemand in Jacksonville für uns gearbeitet. Manchmal rief sie auch im Büro an und fragte nach ihm.« Voncile schürzte missbilligend die Lippen. »Wie alt war sie noch mal?«
    »Jung. Gerade sechsundzwanzig, als sie das Kind bekam.«
    »Grundgütiger!« Voncile schüttelte den Kopf. »Mr Glenn wusste, dass ich von diesen Dingen nichts hielt. Er war in vieler Hinsicht ein so guter Mann, Annajane. Er hat den Menschen in dieser Stadt mehr geholfen, als man je ahnen wird. Hat Arztrechnungen bezahlt, Leute aus dem Gefängnis geholt. Musste auch so manchen einlochen lassen. Er hat den Menschen Autos besorgt, Stellen gegeben.«
    Annajane lächelte. »Er hat mir mit fünfzehn auch meine erste Stelle angeboten, weißt du noch?«
    »Ja, sicher, Schätzchen. Du warst so ernst und ehrgeizig. Hast so hart gearbeitet. Das ist Mr Glenn auch aufgefallen. Du warst immer sein Liebling.«
    Nun wurde Annajane fast ein wenig rührselig. »Schon bevor Mason und ich heirateten, behandelte er mich so, als gehörte ich zur Familie.«
    »Nicht so wie manch anderer«, bemerkte Voncile. »Miss Sallie konnte sich nie für dich erwärmen, oder?«
    »Sallie … nun ja, die hatte einen alten Groll auf meine Mutter«, erklärte Annajane. »Und sie meinte immer, Mason hätte etwas Besseres finden können. Vielleicht hatte sie ja recht.«
    »Nichts da«, sagte Voncile. »Ich war immer überzeugt, dass du Masons einzige große Liebe warst, auch wenn ich mich von dieser Celia habe täuschen lassen. Mason ist ein guter Mann, wie sein Vater. Wusstest du, dass Mr Glenn uns geholfen hat, das Haus zu kaufen? Mein Mann Claude hatte damals keine Arbeit, wir bekamen keine Hypothek bei der Bank. Da hat Mr Glenn das Haus übernommen, und ich habe ihm jede Woche ein bisschen zurückgezahlt. Ohne Zinsen. Er ist nicht zur Kirche gegangen wie Miss Sallie, aber er war ein ebenso guter Christ. Sicher nicht perfekt. Er hatte halt eine Schwäche fürs Fleischliche. Ich habe deswegen ständig für ihn gebetet.«
    »Voncile …«, sagte Annajane zögernd. »Ach, vielleicht geht mich das nichts an. Schon gut.«
    »Nein, frag ruhig, Schätzchen. Du willst wissen, ob Sallie von diesen anderen Frauen wusste, nicht?«
    »Ja«, sagte Annajane.
    Voncile wickelte den Rest ihres Sandwiches in ordentliches Wachspapier und dachte über die Frage nach.
    »Falls sie es wusste, ließ sie sich nichts anmerken«, sagte sie schließlich. »Aber das leuchtet auch ein. Sie ist eine stolze Dame, und wir haben natürlich keine so enge Beziehung. Soweit es Sallie betraf, war ich nur eine Angestellte, die für ihren Mann arbeitete.«
    »Wusste Sallie von Glenns Herzproblemen?«
    »Ich wüsste nicht, wie ihr das entgangen sein sollte«, gab Voncile zurück. »Wo sie im selben Haus lebten. Ich wusste auf jeden Fall, als mein Claude Krebs hatte. Dieser Mann hatte keine Wunde und keine Hämorrhoide, um die ich mich nicht kümmern musste.«
    Annajane musste lachen. Sie konnte sich noch an Vonciles Mann erinnern. Er war ein schmaler Hungerhaken gewesen, der immer irgendwie krank war. Mit Ende vierzig war er frühzeitig in Rente gegangen.
    Sie beschloss, sich Masons Assistentin noch weiter anzuvertrauen. »Sallie sagte heute beim Anwalt, dass sie keine Ahnung von Glenns Herzproblemen hatte.«
    »Das stimmt nicht. Das kann nicht sein«, antwortete Voncile. »Denn an dem Samstag, als er starb, habe ich morgens noch mit ihm gesprochen. Weil er am Vorabend nicht auf der Weihnachtsfeier gewesen war, machte ich mir ein bisschen Sorgen, dass es ihm vielleicht nicht so gutginge. Deshalb rief ich an und fragte, ob alles in Ordnung sei.«
    »Und, was sagte er?«, fragte Annajane gespannt.
    »Er klang sonderbar, seine Stimme war ein bisschen schwach«, sagte Voncile. »Er beteuerte, es ginge ihm gut, aber er klang nicht gut. Er klang so wie damals, als er Schmerzen in der Brust hatte. Ich sagte ihm, er müsse Dr. MacNamara anrufen oder ins Krankenhaus fahren.«
    »War er damit

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