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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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Pixie«, rief er. »Wie läuft es?«
    Die Gestalt drehte sich zu ihm um, zuckte übertrieben mit den Achseln und legte einen Zahn zu. Mason musterte die Silhouette und versuchte herauszubekommen, wer in dem Kostüm stecken mochte. Das Gewand saß locker, aber es war kurz und reichte nur bis zur Mitte der Oberschenkel; nach den Beinen zu urteilen, musste es eigentlich ein Mädchen sein. Ein Mädchen mit unglaublichen Beinen.
    »Wer is’ ’as?«, wollte Tamelah wissen, als sie merkte, was Mason anstarrte.
    »Ach, Babe, das ist nur unser Firmenmaskottchen«, erwiderte Mason grinsend.
    »W’s soll’as sein? ’ne Elfe?«, fragte sie mit schweren Augenlidern.
    »Fast. Das ist ein Pixie.«
    »W’sis’das, ’n Pixie?«
    Mason dachte nach. »Ein englischer Kobold. Meinem Großvater ist kein anderes Wort eingefallen, das sich auf ›Quixie‹ reimte.«
    »Hmpf«, meinte Tamelah. »Gib ma’ die Flasche, ja?«
    Mason reichte ihr den Flachmann und rollte wieder neben dem Pixie her.
    »He, Pixie!«, rief er. »Willst du mitfahren?«
    Diesmal machte sich der Kobold nicht die Mühe, sich umzudrehen. Die Figur warf einem Trio pfeifender Jungen schnell nacheinander drei Getränkedosen zu und lief dann weiter. Die Messingglöckchen an ihren aufwärts gebogenen Fußspitzen klingelten fröhlich bei jedem Schritt.
    Mason schmunzelte und gab Gas.
    »Na, los«, rief er, als er den Pixie wieder eingeholt hatte. »Wer steckt da eigentlich drin? Wir sind gleich am Memorial Park. Da kannst du es mir doch verraten!«
    Aber inzwischen war der Kobold in einen Laufschritt verfallen, der Karren mit den Getränkedosen rumpelte über den unebenen Straßenbelag, das Eiswasser spritzte heraus. Es gelang dem Maskottchen, an den steppenden Kindergartenkindern vorbeizuhuschen, dann war es in der Menge verschwunden.
    »Der scheiß Pixie hat dich gerade abgehängt, Mason«, kicherte Tamelah. Mason drehte sich um, wollte ihr sagen, sie solle den Mund halten, doch die Mühe brauchte er sich gar nicht zu machen, denn in dem Moment flatterten ihre Augenlider, ihr Kopf sackte zur Seite, und sie rutschte ziemlich ungraziös auf den Rücksitz des Cabrios. Zack, weg war sie. Und ihr Flitterkleid war fast bis zur Taille hochgerutscht.
    Scheiße. Mason hoffte, dass keines der Kindergartenkinder diese kleine Vorstellung gesehen hatte. Er drehte sich um und zog den Saum des Kleides herunter.
    Zum Glück war es nur noch ein halber Häuserblock bis zum Park. Am liebsten hätte er den Umzug an Ort und Stelle verlassen, aber er konnte nicht ausscheren.
    Eine Viertelstunde später lenkte er den Chevelle schließlich in den Schatten einer hoch aufragenden Eiche auf dem Parkplatz des Memorial Parks. Er stieg aus und schaute nach Tamelah. Sie lag ausgestreckt auf der weißen Kunstlederbank im Fond und schnarchte reichlich unköniglich. Das Strassdiadem war auf den Boden gerutscht. Mason zuckte mit den Achseln, zupfte noch einmal der Sittsamkeit zuliebe ihr Kleid zurecht und sah sich um.
    Es war fast ein Uhr, er hatte Hunger, und das unwiderstehliche Aroma von Popcorn und gegrillten Hotdogs wehte von den Imbissbuden zu ihm herüber. Er steckte die Autoschlüssel in die Tasche und ging los, um etwas Essbares aufzutreiben.
    Der Park war schwarz vor Menschen. Mason musste sich durch die Blumenbeete und brusthohen Büsche schlagen, bis er schließlich schnurstracks auf die Grillbude des Kiwanis Clubs zusteuerte. Da entdeckte er aus dem Augenwinkel plötzlich etwas Rotes. Grinsend blieb er stehen.
    Ein schlankes Mädchen in einem grünen Hemd und roten Strümpfen saß hundert Meter weiter auf einer Parkbank. Der Pixiekopf aus Schaumgummi lag neben ihr.
    Mason versteckte sich hinter einer riesigen Azalee, schlich herum und näherte sich der Bank von hinten. Er wusste immer noch nicht, wer das Mädchen war. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er den Schaumgummikopf hoch und setzte sich auf die Bank.
    »He, hallo, Pixie«, sagte er mit schwerem Südstaatenakzent.
    Das Mädchen drehte sich zu ihm um. Es war Annajane, die beste Freundin seiner kleinen Schwester Pokey. Sie war ein süßes Kind gewesen, als er sie zum letzten Mal gesehen hatte. In den vergangenen zwei Sommern hatte er sie auch manchmal flüchtig auf dem Firmengelände erblickt, aber irgendwie nie richtig mit ihr gesprochen.
    Was die Hitze in dem Pixie-Kostüm anging, hatte er recht gehabt. Das nasse Haar klebte ihr am Kopf, ihr Gesicht war knallrot und von einem Schweißfilm überzogen. Sie hatte die großen grünen

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