Sommerprickeln
sie finster an. »Genau. Findest du das irgendwie witzig?«
Da wurde ihr klar, dass Mason es völlig ernst meinte.
»Willst du mir sagen, dass du jetzt alleinerziehender Vater wirst?«, fragte sie schließlich.
Genervt schüttelte er den Kopf. »Wenn du es so nennen willst …« Er stand auf. »Ich merke schon, es war ein Fehler, zu dir zu kommen. Ich dachte, ich bin dir eine Erklärung schuldig, denn sobald herauskommen wird, dass ich Sophie adoptiert habe, werden manche annehmen, ich hätte eine Affäre mit Kristy gehabt, als ich noch mit dir verheiratet war.«
Annajane schluckte. »Stimmt das denn?«
»Nein«, sagte Mason leise. »Ich habe Kristy erst kennengelernt, als wir schon getrennt lebten. Das kannst du mir glauben oder nicht, aber so wahr Gott mein Zeuge ist, ist das die Wahrheit, Annajane.«
Sophies Ankunft löste viel Tratsch in Passcoe aus, genau wie Mason vorausgesagt hatte. Und obwohl es für Annajanes bereits angeknackstes Ego ein heftiger Schlag war, dass Mason ein Kind mit einer anderen Frau gezeugt hatte, stellte sie fest, dass sie sich unerklärlicherweise zu dem mutterlosen Mädchen hingezogen fühlte.
»Ist sie nicht die süßeste kleine Maus, die man je gesehen hat?«, flötete Pokey, als sie das Kind zum ersten Mal in den Armen hielt. »Und dass sie eine Bayless ist, sieht man deutlich. Guck dir diese Augenbrauen an! Und die hohe Stirn. Sie ist Mason wie aus dem Gesicht geschnitten.«
»Eigentlich hat sie genug Ähnlichkeit mit dir, dass sie deine Tochter sein könnte«, meinte Annajane. »Sie ist echt perfekt«, fügte sie hinzu und blickte in Sophies blaue Augen, die sie an jemand Bestimmtes erinnerten. Mit der Fingerspitze berührte sie die Hand des Babys, und instinktiv klammerte sich Sophies Hand um ihren Finger. Annajane war hin und weg.
Sie merkte, dass sie bei Pokey vorbeischaute, wann immer ihre Freundin auf Sophie aufpasste. Annajane hatte die drei wilden Jungen von Pete und Pokey immer toll gefunden, aber ihre Bindung zu Masons Tochter ging irgendwie tiefer und war gegenseitig.
Sobald Sophie die ersten Schritte machte, lief sie sofort zu Annajane. Als sie sprechen lernte, war Annajanes Name einer der ersten, die sie herausbekam, direkt nach »Daddy« und »Pokey«. Wenn sie unleidlich war, war Annajane meistens die Einzige, die sie beruhigen oder in den Schlaf wiegen konnte.
Falls Mason es nicht gefiel, dass seine Tochter so offensichtlich seine Exfrau bevorzugte, so ließ er es sich nicht anmerken. Wenn er mit Annajane allein war, mochte er steif oder distanziert sein, doch er schien aufrichtig dankbar für ihre Beziehung zu Sophie zu sein und legte zum Missfallen seiner Mutter Wert darauf, dass Annajane an jeder Familienfeier teilnahm, die mit dem Kind zu tun hatte.
Als Annajane Pokey darauf hinweis, wie unterkühlt Sallie ihr gegenüber auf Sophies drittem Geburtstag gewesen sei, lachte ihre Freundin nur. »Mama ist schlicht eifersüchtig«, sagte sie. »Sophie hat keinen Blick mehr für sie übrig, wenn du in der Nähe bist.«
Als Annajane nun an Masons vermurkstem Hochzeitstag neben ihm im Auto saß, fragte sie sich wieder einmal, ob Celia versuchen würde, Sophies Beziehung zu ihr zu untergraben. Sie hatte nicht die Absicht, Mason ihre Vorbehalte in Bezug auf Celias erzieherische Qualitäten oder deren mütterlichen Instinkt mitzuteilen.
»Celia ist ein ungemein ehrgeiziger Mensch«, sagte sie vorsichtig. »Ich wette, dass sie noch niemals versagt hat. Sie kann auch das hier händeln.«
»Was meinst du mit ›händeln‹?«, fragte Mason mit gerunzelter Stirn.
»Nichts«, sagte Annajane.
»Pokey hasst Celia«, bemerkte Mason. »Wenn sie es doch ein bisschen lockerer sehen könnte. Wenn sie Celia auch nur die kleinste Chance geben würde, denke ich, würde Pokey sie mögen.«
»Kann sein.« Annajane wollte am liebsten das Thema wechseln. »Du kennst doch Pokey. Sie ist so starrsinnig.«
Mason klopfte mit den Fingerspitzen aufs Lenkrad. »Und?«, sagte er nach langem Schweigen. »Wie fühlt es sich an, nach so vielen Jahren aus Passcoe wegzuziehen?«
Annajane atmete langsam aus. »Gut.« Sie zögerte, schaute aus dem Fenster. Wildblumen blühten in den Straßengräben. »Unheimlich.«
»Veränderung ist was Gutes«, sagte Mason und nickte nachdrücklich. »Ich meine, versteh mich nicht falsch, du wirst uns hier fehlen. Du hast hervorragende Arbeit geleistet. Ich glaube, Davis weiß gar nicht, was er ohne dich machen soll.«
Kurz wünschte sie sich, Mason
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