Sommerprickeln
ihr eigenes Auto noch an der Kirche stand.
»Ach, so’n Mist«, sagte sie zu Mason. »Ich habe hier gar kein Auto, und du auch nicht.«
»Stimmt«, sagte er und kratzte sich geistesabwesend am Hals.
»Ich rufe Pokey an, damit sie noch mal zurückkommt.« Annajane kramte ihr Handy aus der Tasche. Sie wählte, aber sie erreichte nur die Mailbox. »Mist, sie hat wohl keinen Empfang.«
Mason griff in seine Hosentasche und holte ein Schlüsselbund hervor. »Ich fahre dich«, sagte er. »Wir können Celias Saab nehmen.« Er wies in Richtung Parkplatz und ging los. »Steht direkt da drüben.«
»Musst du sie nicht fragen?«, warf Annajane voller Unbehagen ein.
»Ich muss Celia nicht um Erlaubnis fragen, wenn ich dich nach Hause fahre, Annajane, sie ist meine Verlobte, nicht mein Chef. Und sie vertraut mir.«
Der letzte Satz hing zwischen ihnen. Vertrauen. Celia vertraute ihm. Anders als Annajane. Dabei war es schon so viele Jahre her. Manche Dinge änderten sich nie.
»Wie du meinst«, sagte sie schießlich. »Ich dachte nur, du solltest ihr vielleicht besser sagen, dass du eine halbe Stunde unterwegs bist. Damit sie nicht denkt, du wärst verschwunden.«
Er sah sie finster an. »Bin gleich wieder da.«
Die Minuten verstrichen. Es wurde langsam dunkel. Seit die Sonne untergegangen war, sank auch die Temperatur. Annajane schlang die Arme um sich und rieb sich warm, trat von einem Fuß auf den anderen, um nicht auszukühlen. Sie würde auf keinen Fall zurück ins Wartezimmer gehen. Offenbar hatte Mason nicht damit gerechnet, dass er doch Celias Genehmigung für den kleinen Ausflug brauchte.
Grinsend wünschte sie sich, Pokey wäre noch hier und könnte das Drama mit ihr genießen.
Nach einer Viertelstunde kam Mason schließlich durch die Tür der Notaufnahme nach draußen. »Los!«, sagte er kurz angebunden.
Zwischen ihnen herrschte unangenehmes Schweigen, als er den Wagen anließ.
»Alles in Ordnung?«, fragte Annajane.
»Ja, klar.« Er hielt die Augen auf die Straße gerichtet. »Danke, dass du darauf bestanden hast, Sophie ins Krankenhaus zu bringen. Ich schätze … ich denke, ich habe mir was vorgemacht, als ich dachte, die Hochzeit könnte noch stattfinden.«
»Das mit der Hochzeit tut mir leid. Celia war eine wunderschöne Braut. Aber ich bin froh, dass es mit Sophie noch gut ausgegangen ist«, murmelte Annajane.
»Celia betet Sophie wirklich an«, bemerkte Mason kurz darauf.
»Natürlich«, meinte Annajane, obwohl sie davon alles andere als überzeugt war.
»Sie hat es wirklich nicht leicht«, fuhr Mason fort. »Nicht nur dass sie Sophies Stiefmutter ist, sondern auch, na ja, weil sie meine … ähm … Tochter von einer Frau annimmt, die sie gar nicht kennt.«
Soweit Annajane wusste, hatte niemand in der Familie je Sophies Mutter kennengelernt.
Als sie schon in Trennung lebten, aber noch nicht geschieden waren, klopfte Mason eines Tages an ihre Bürotür, kam herein und schloss die Tür sorgfältig hinter sich.
Sein Besuch kam überraschend für Annajane. Seit ihrer Trennung hatte Mason sich bemüht, nicht mehr mit ihr alleine zu sein.
Steif ließ er sich auf der Kante des Stuhls ihr gegenüber nieder und räusperte sich.
»Hör zu«, sagte er schließlich. »Ich muss dir etwas erzählen. Ich habe mich vor einiger Zeit mit einer Frau getroffen …«
Annajane hob die Hand. »Stopp, Mason! Du bist Single. Mit wem du dich triffst und was du machst, geht mich nichts mehr an.«
Er sah sie düster an. »Hörst du mir bitte mal zu? Es ist wichtig. Die Sache ist nämlich so: Wir sind nicht mehr zusammen, diese Frau und ich. Wir hatten eigentlich nur eine kurze Affäre, dann wurde sie schwanger. Aber ich habe erst jetzt von dem Kind erfahren.«
Annajane stieß einen kleinen Schrei aus.
Mason räusperte sich und sprach weiter. »Sophie ist jetzt drei Monate alt. Ihre Mutter Kristy ist allein, genauer gesagt geschieden. Sie hat mit dem Kind bei ihrer Mutter gewohnt, unten in Jacksonville. Aber Kristys Mutter ist vor kurzem an Brustkrebs gestorben. Und Kristy … sie ist kein schlechter Mensch, aber nicht sehr gut als Mutter. Solange sie bei ihrer Mutter lebte, die ihr half, kam sie mit dem Kind zurecht, aber jetzt … ist sie ziemlich überfordert. Sie möchte wieder arbeiten gehen, und Sophie ist momentan ziemlich schwierig. Deswegen haben wir beschlossen, dass Sophie ab jetzt bei mir wohnt.«
Annajane lachte, ohne es zu wollen. »Aha. Du ziehst also ein Kind auf.«
»Ja«, sagte er und starrte
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