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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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Brathähnchen ruhte unter Alufolie auf einem Teller. Mason sah Schälchen mit Erdbeeren, Blaubeeren und Himbeeren, abgepackten Käse, von dem er noch nie gehört hatte, und zu viel Gemüse, wie Frühlingszwiebeln, Lauch, Möhren, Babyspinat und Staudensellerie. Alles sah gesund, bekömmlich und total langweilig aus. Ganz hinten im obersten Fach erspähte er eine braune Flasche mit schmalem Hals.
    Er holte das Bier heraus, dazu ein Stück von dem am wenigsten stinkenden Käse, den er finden konnte, und ging damit in den Raum, den Celia sein »Studierzimmer« nannte.
    Es war ein schönes Zimmer, das musste er zugeben. Celia hatte einen guten Geschmack, selbst Pokey gestand ihr das widerwillig zu. Sie hatte die beigen Rigipswände mit verwitterten Holzlatten verblenden lassen, die von einer alten Scheune draußen auf der Farm stammten, hatte an zwei Wänden Bücherregale einbauen lassen und mit ledergebundenen Büchern gefüllt. Einmal hatte Mason ein Buch aufgeschlagen, nur um zu sehen, was er ihrer Meinung nach lesen sollte. Aber es war auf Deutsch. Mason konnte kein Deutsch. Der Teppich war aus irgendeiner Faser geknüpft, vielleicht aus Sisal, und war rau wie Sandpapier unter seinen nackten Füßen. Er hatte darum gebeten, den alten Orientteppich behalten zu dürfen, den er vom Dachboden seines Elternhauses mitgebracht hatte, als sie das Haus gekauft hatten, aber Celia hatte nur gelacht und versprochen, sie würde einen besseren Platz dafür finden, wenn sie mit dem Einrichten fertig wäre.
    Mason setzte sich an seinen Schreibtisch und trommelte mit den Fingern auf die Lederoberfläche. Der Tisch war eines der wenigen Möbelstücke aus seinen Junggesellenjahren, das zu behalten er sich hatte durchsetzen können. Er stammte aus dem alten Büro seines Großvaters in der Getränkefabrik. Ein ramponierter Mahagonischreibtisch mit zwei klemmenden Schubladenreihen und einer tiefen Aussparung in der Mitte für die Beine, wo Mason als kleiner Junge immer mit seinen Action-Figuren gespielt hatte, so als säße er in einem Bunker. Auch der Stuhl hatte seinem Großvater gehört, ein Sessel mit hoher Rückenlehne und rissigem grünen Lederpolster, der laut knarrte, wenn man sich darin zurücklehnte.
    Mason schaltete seinen Computer an und überflog träge seine E-Mails. Nichts, das nicht noch Zeit hatte. Nach dem Tod seines Vaters hatte er Voncile als Assistentin geerbt, und sie löschte erbarmungslos alle Nachrichten, mit denen er sich ihrer Meinung nach nicht abgeben musste – besonders da er momentan eigentlich in den Flitterwochen sein sollte.
    Die Flitterwochen! Eine Woche auf Aruba, in einem Ferienhaus über dem Meer. Mason zuckte mit den Schultern. So wie er Voncile kannte, war sie von der Kirche aus direkt ins Büro gegangen, hatte die Flüge storniert und Rückerstattungen durchgesetzt.
    Der Gedanke ans Büro erinnerte ihn an Annajane. Er runzelte die Stirn. Hinten in dem Krankenwagen und später im Wartezimmer hatte er die alte Annajane durchschimmern sehen. Sie hatte ebenso große Angst ausgestanden wie er, aber sie waren zusammen gewesen, wenn auch nur kurz, sie waren ein Team. Aber zum Schluss im Auto war sie wieder so kratzbürstig gewesen, fast feindselig.
    Sie bildete sich wirklich was darauf ein, dass sie erneut heiratete, so wie sie von diesem Shane geprahlt hatte.
    Als ob er den nicht schon genau unter die Lupe genommen hätte.
    Mason öffnete mit einem Doppelklick die Datei über diesen Spinner Shane Drummond, die er an jenem Tag angelegt hatte, als Annajane von ihrer Reise nach Atlanta zurückkam und ihre Verlobung bekanntgab.
    Nach Pokeys Informationen kannte Annajane diesen Typ erst seit Anfang Herbst. Und drei Monate später war sie verlobt? Das ging schnell.
    Voncile hatte nur zu gerne an Masons kleinem Forschungsprojekt mitgearbeitet. Mehrere Tage hatte sie im Internet herumgeschnüffelt, diskrete Anrufe bei einer von einem Geschäftsfreund aus Atlanta empfohlenen Sicherheitsfirma getätigt und ein spannendes Dossier zusammengestellt.
    Dieses Dossier las Mason sich nun durch. Voncile war es sogar gelungen, Fotos aufzutreiben. Er betrachtete das größte von allen, ein Werbefoto in Farbe, das von der Website von Drummonds Agent stammte. Zu so einem Typen fühlte sich Annajane also hingezogen?
    Auf dem Bild trug Drummond ein kariertes Holzfällerhemd und eine schmuddelige Jeans. Seine Locken wirkten ungepflegt, und er hatte dunkle, nachdenkliche Augen, die Frauen wie Annajane wahrscheinlich

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