Sommerprickeln
hätte gesagt, dass er nicht wisse, was er ohne sie machen solle. »Davis kommt schon klar. Und meine Nachfolgerin Tracey lernt schnell.«
»Farnham-Capheart kann sich glücklich schätzen, dass sie dich bekommen«, bemerkte Mason. »Das habe ich Joe Farnham auch gesagt, als er anrief und fragte, ob es kein Problem für mich wäre, wenn er dich einstellt.«
»Er hat bei dir nachgefragt? Bevor er mir die Stelle angeboten hat?« Annajane konnte es nicht fassen. Farnham-Capheart war seit vielen Jahren Quixies Werbeagentur, und Annajane hatte eng mit Lacey Parini zusammengearbeitet, ihrer Kundenbetreuerin. Als Lacey sich nach der Geburt ihres zweiten Kindes entschied, zu Hause zu bleiben, hatte sie Annajane ermutigt, sich für die frei werdende Stelle zu bewerben.
Im Laufe der Jahre hatte Annajane viele Arbeitsangebote bekommen, doch erst als Celia Wakefield zu Quixie kam, hatte sie einen Firmenwechsel ernsthaft in Erwägung gezogen.
»Er hat mich aus Höflichkeit angerufen«, versicherte Mason ihr. »Du weißt doch, wie Joe ist. Wir sind wahrscheinlich sein größter Kunde, da wollte er wohl kein Risiko eingehen.«
Annajane wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, wusste nicht, warum es ihr gegen den Strich ging, dass Joe Farnham glaubte, er brauche Masons Einwilligung, um ihr eine Stelle anzubieten. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Vielleicht hatte Mason in Wirklichkeit Farnham gebeten, ihr einen Job anzubieten. Vielleicht hatte er gedacht, es wäre einfach zu unangenehm, wenn seine Exfrau für seine neue Frau arbeitete.
Oder das war alles Celias Idee gewesen. Annajane biss die Zähne aufeinander, als ihr klarwurde, wie demütigend das war. Egal. Es war uninteressant, wie sie an ihre neue Stelle gelangt war. Sie hatte eine Veränderung gewollt und sie bekommen.
Mason hatte offenbar bemerkt, dass er vermintes Gelände betreten hatte. Er räusperte sich.
»So«, sagte er beiläufig. »Habt ihr schon ein Datum, du und dein … ähm … Verlobter?«
»Shane. Er heißt Shane. Es wird wohl Herbst werden.«
»Nicht früher?« Mason klang überrascht. »Gibt’s einen Grund, so lange zu warten?«
»Shane ist Musiker«, erklärte Annajane. »Er spielt Dobro in einer Bluegrass-Band. Im Frühling und Sommer haben sie am meisten zu tun, mit den ganzen Open-Air-Festivals, und ich möchte erst mal in meiner neuen Firma richtig ankommen, bevor ich mich an die Planung der Hochzeit mache. Auch wenn wir keine aufwendige Feier wollen.«
»Verstehe«, sagte Mason und nickte. »Bluegrass? Wie heißt die Band denn, wenn ich fragen darf?«
»Du kannst gerne fragen«, sagte Annajane stolz. »Sie heißt Dandelion Wine. Im September kommt ihre nächste CD heraus. Shane hat die meisten Lieder darauf selbst geschrieben.«
»Muss ich mir mal anhören«, sagte Mason.
Annajane lachte. »Na, komm! Du konntest Bluegrass noch nie leiden. Und Country.«
»Doch!«, rief Mason. »Da kennst du mich aber schlecht. Ich liebe Alison Krauss.«
»Na, egal«, sagte sie ohne Überzeugung. »Wenn die CD rauskommt, schicke ich dir eine.«
»Lieb von dir, danke.«
Mason wendete auf der Main Street, wo Annajane eine Wohnung über einem alten Laden gekauft hatte. »Was hält Ruth davon?«
»Sie freut sich für mich«, erwiderte Annajane kurz angebunden. »Auch wenn ich in Atlanta noch weiter weg bin. Seit Leonard nicht mehr da ist, denke ich nicht gerne daran, dass sie ganz allein lebt. Ich versuche sie zu überreden, dass sie umzieht. Meine Tante Nancy ist jetzt auch Witwe, sie würde sich freuen, wenn Mama zu ihr runter nach Florida ziehen würde. Aber du kennst ja Mama. Sie ist ziemlich stur.«
»Was hält sie denn davon, dass du wieder heiratest?«
»Sie himmelt Shane total an«, sagte Annajane. »Sie stehen sich wirklich nahe. Seine Mutter starb, als er zwanzig war, und ich glaube, Mama hat sich immer einen Sohn gewünscht.«
»Schön für ihn. Freut mich, dass sie den neuen Schwiegersohn mag, für mich hatte sie ja nie viel übrig.«
Annajane seufzte. Beide wussten, dass das noch harmlos ausgedrückt war. Ruth Hudgens hatte Mason genauso wenig gemocht wie dessen Eltern. An dem Abend, als Annajane mit Masons Verlobungsring am Finger nach Hause kam, hatten Mutter und Tochter den größten Streit ihres Lebens gehabt. Annajane war abgehauen und für eine Weile bei Pokey und Pete untergekommen. Leonard, der treue Friedensstifter, hatte einen wackligen Waffenstillstand zwischen den beiden Frauen ausgehandelt, aber der Schaden war nicht mehr
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