Sommerprickeln
sich durch seine E-Mails und stieß irgendwann auf eine längere von Joe Capheart, der ihm sein Bedauern über die Beendigung des Geschäftsverhältnisses mit Quixie ausdrückte und seiner Familie alles Gute wünschte. Masons Blut begann zu brodeln.
Ohne anzuklopfen, stürzte er in Davis’ Büro und schlug die Tür hinter sich zu.
»Hey, Bruderherz!« Davis trug einen von seinen maßgeschneiderten Anzügen, dazu ein gestärktes weißes Hemd und eine teure italienische Strickkrawatte. Er telefonierte.
»Wir müssen reden«, sagte Mason und merkte, dass sein Kiefermuskel zuckte. Er warf einen kurzen Blick auf Davis’ Monitor, auf dem eine Seite mit Maklerangeboten zu sehen war. Schnell klickte Davis mit der Maus, und das Quixie-Logo erschien als Bildschirmschoner.
»Moment mal bitte, ja?«, sagte Davis und legte die Hand auf den Hörer. Dann wies er auf den Sessel vor seinem Schreibtisch.
»Hör mal, ich melde mich deshalb noch mal bei dir«, sprach er in den Hörer und legte auf. Dann drehte er sich auf seinem Stuhl und sah seinen Bruder fragend an.
»Junge, Junge«, sagte Davis mit fröhlichem Glucksen. »Du hast dir aber gestern einen schönen Abend gemacht, was? Du mit der guten Annajane draußen auf der Farm, den Kühen einen Schreck einjagen. Glückwunsch, mein Lieber. Hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
Mason umklammerte die Lehnen des Sessels mit beiden Händen. »Halt die Schnauze«, zischte er. »Ich meine es ernst, Davis.«
»Na, gut«, sagte sein Bruder achselzuckend. »Reg dich nicht so auf! Ich hab dich bloß veräppelt.«
»Das hast du in letzter Zeit mit so einigen gemacht, Davis, nicht?«, sagte Mason. »Ich habe eben gerade mit Joe Capheart gesprochen. Er hat mir erzählt, du hättest unsere Geschäftsbeziehung mit ihm gekündigt?«
»Na, kann schon sein … Weißt du, so ist das halt. Wenn wir dieses Geschäft mit Jax Snax machen, haben die ihre eigene Werbeagentur. Und ich weiß, dass du Kosten einsparen willst, deshalb fand ich den Zeitpunkt jetzt ideal, um Capheart vor die Tür zu setzen. Wir haben die Pläne für die Sommeraktion vorliegen, und es ist eine Kleinigkeit, die besten Elemente rauszusuchen …«
»So ist das eben nicht«, sagte Mason. »Wir arbeiten seit Ewigkeiten mit Capheart zusammen. Die haben immer gute Arbeit für uns geleistet. Wichtiger noch: Dieser Deal mit Jax , von dem du ständig erzählst, ist noch lange nicht in trockenen Tüchern. Du weißt verdammt genau, dass keiner von uns eine Ahnung hat, wie Dads Testamentsbestimmungen aussehen. Er könnte Quixie auch dem Tierschutzbund hinterlassen haben.«
Davis’ Blick zuckte nervös hin und her. »Du weißt ganz genau, dass der alte Herr nichts dergleichen getan hätte. Egal, nächste Woche sind wir schlauer. Ich versuche nur sicherzustellen, dass wir gut vorbereitet sind, wenn wir erfahren, wie es in Zukunft sein soll.«
»Ich werde nicht zulassen, dass diese Firma verkauft wird, Davis«, sagte Mason ruhig. »Nicht ohne Widerstand. Wir hatten in der Vergangenheit immer wieder die eine oder andere weltanschauliche Differenz und haben uns zusammengerauft, aber diesmal werde ich nicht nachgeben. Unser Urgroßvater hat diese Firma gegründet. Ihm, unserem Großvater und Dad ist es gelungen, Quixie durch die Weltwirtschaftskrise und den Weltkrieg zu steuern. Sie haben sich gegen Coca-Cola, Pepsi und ein halbes Dutzend anderer Firmen behauptet, die uns aus dem Wettbewerb drängen wollten. Aber wenn Kelso und seine Leute Quixie in die Finger bekommen, dann weißt du so gut wie ich, dass sie uns nicht in Ruhe lassen werden. Ich habe gesehen, wie so was läuft. Sie wollen uns nämlich gar nicht haben – jedenfalls nicht unsere Firma mit den Angestellten und so weiter. Sie wollen lediglich die Marke und unseren Marktanteil. Klar, sie werden Versprechen abgeben, dass alles so bleibt wie bisher, aber das ist nur leeres Gerede. Die werden uns einen großen Scheck ausstellen und uns zeigen, wo die Tür ist. Die machen den Laden dicht, verfrachten die Maschinen woandershin und machen die ganze Stadt arbeitslos. Alle außer die Familie Bayless.«
»Hast du etwas gegen’s Geldverdienen?«, fragte Davis. »Oder gefällt dir einfach nur die Vorstellung, dass du der letzte edle Bayless bist, der Quixie führt – und zwar ins Verderben? Denn das ist die Richtung, die es nehmen wird, großer Bruder. Mach doch mal die Augen auf! Sieh dir an, was in der Branche los ist!«
»Wir können die Sache noch drehen«, sagte Mason stur.
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