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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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deinem Teil des Geschäfts herauszuhalten, aber das geht diesmal nicht. Ich habe Joe Capheart angerufen, nachdem ich heute Morgen seine E-Mail bekam. Er sagte mir, wenn er uns als Kunden verliert, kann er Annajane nicht anstellen. Hast du das beabsichtigt? Wolltest du, dass sie keine Arbeit mehr hat? Was hat sie dir eigentlich getan?«
    »Nichts«, sagte Davis. »Ich habe kein Problem mit Annajane. Woher sollte ich wissen, dass er sie nicht nimmt? Ich weiß doch nicht, wie das bei denen intern läuft.«
    »Das wirst du in Ordnung bringen, Davis«, sagte Mason und funkelte seinen kleinen Bruder böse an. »Niemand kennt die Firmengeschichte so gut wie Annajane, niemand versteht den Markt so wie sie. Stell sie wieder ein, sonst tue ich es. Capheart zu kündigen, war eins der dümmsten Dinge, die du je getan hast. Und du hast in deinem Leben schon so einige dumme Entscheidungen getroffen.«
    »Du nennst mich dumm?« Davis lehnte sich vor. »Guck dich mal selbst an, großer Bruder. Ich bin nicht derjenige, der seine schöne Verlobte in Mamas Haus schlafen lässt und derweil seine Exfrau im Maisfeld vögelt.«
    Mason spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Er stand reglos da und drückte die Hände tief in die Hosentaschen, damit er seinen Bruder nicht schlug.
    »Ich rufe Annajane an und teile ihr mit, dass sie wieder eingestellt wurde«, erklärte er Davis. »Einstweilen müssen wir uns auf die Leitung von Quixie konzentrieren, so gut wir können.« Damit machte er kehrt und verließ den Raum.

27
    PASSCOE, NORTH CAROLINA, Heimat der Getränkefirma Quixie seit 1926
    Als Annajane das Ortseingangsschild passierte, ging sie vom Gas.
    Komisch, dass ihr das geschmackvolle grün-rote Schild bisher nie aufgefallen war. Falls es Jax Snax wirklich gelang, Quixie zu übernehmen, würden die Stadtväter das Schild dann stehen lassen? Die eigentliche Frage war natürlich, ob noch etwas von der Stadt übrigblieb, wenn Quixie verkauft würde.
    Annajane hatte zu viele Kleinstädte gesehen, die nach der Schließung von Textilfabriken, Möbelfabriken und ja, sogar von den viel geschmähten großen Tabakkonzernen zusammenschrumpften. Der Anblick dieser verlassenen Gebäude mit ihren von Unkraut überwucherten Grundstücken, den geisterhaften vernagelten Fenstern und dem einsamen Zu-verkaufen -Schild ließ ihr immer einen Schauer über den Rücken laufen.
    Quixie war kein Produkt, das Krebs heilen oder den Weltfrieden sichern konnte. Es war nur ein sprudelndes Getränk. Aber dieses Getränk machte Menschen glücklich.
    Mason mochte sich um einen schrumpfenden Marktanteil Sorgen machen, aber eines änderte sich nie: Die Käufer waren dem Softdrink, den es schon seit über neunzig Jahren gab, unglaublich treu. Quixie hatte in Passcoe dreihundert Menschen beschäftigt, war der größte Arbeitgeber des Bezirks. Die Firma und damit auch die Familie Bayless hatten den Großteil des Geldes für den Memorial Park gespendet, für das Football-Stadion der Highschool und für die Geburtshilfestation im Krankenhaus. Quixie und seine Angestellen steuerten den größten Teil zum Gemeindehilfsfonds bei, durch die Steuern konnten Landstraßen asphaltiert und Büchereien und Schulen unterstützt werden.
    Annajane fuhr sich mit der Zunge über ihre makellosen Zähne. Da sie das Kind eines langjährigen Quixie-Angestellten war, hatte die Gesundheitsversorgung der Firma ihren Kieferchirurgen bezahlt, und von Leonards durch die Firma geförderte Spareinlagen hatte sie zum College gehen können.
    Quixie konnte nicht einfach so verschwinden. Auch wenn Annajane hier kein Haus, keine Arbeit und keine Zukunft mehr haben mochte, konnte sie das alles nicht einfach so vergessen. Nicht ohne zu kämpfen.
    Ihr Handy klingelte, und sie sah die Nummer im Display. Es war ihre Immobilienmaklerin.
    »Hallo, Annajane«, sagte Susan Peters. »Ich bin froh, dass ich dich erwische.«
    »Sag bitte nicht, dass du schlechte Nachrichten hast«, flehte Annajane. »Davon hatte ich heute schon genug.«
    »Nicht gerade schlechte Nachrichten«, sagte Susan. »Aber es gibt was Neues. Wir müssen die Beurkundung schon auf Mittwoch vorziehen. Das heißt, du bekommst dein Geld zwei Tage früher. Super, oder?«
    »Aber das ist ja schon übermorgen. Ich bin noch nicht mal fertig mit Packen.«
    »Tut mir leid«, sagte Susan. »Die Käuferin muss am Freitag geschäftlich verreisen, Mittwoch ist der einzige Tag, wo wir einen Termin mit dem Kreditgeber und dem Notar vereinbart bekommen. Also

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