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Sommersonne

Sommersonne

Titel: Sommersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catt Ford , Uta Stanek
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willst, dass ich im Bett deines Bruders schlafe.«
    »Du bleibst über Nacht?«, hakte ich unsicher nach.
    »Ja, für den Fall, dass du etwas brauchst.«
    »Okay.«
    Nachdem er sich hingelegt hatte, schmiegte ich mich an ihn; ich brauchte seine Wärme. Normalerweise verbrachte ich die Nacht nicht mit meinen Gelegenheitsficks, sodass es eine ganz neue Erfahrung war, jemanden die ganze Nacht über an meiner Seite zu haben. Jedes Mal, wenn ich wach wurde, war er da. Möglicherweise etwas, an das ich mich gewöhnen könnte.
    Am Morgen weckte er mich mit einem Kuss. Er war bereits vollständig angezogen und hielt seine Schlüssel in einer Hand.
    »Ich hab etwas Ginger Ale in den Kühlschrank gestellt und dir noch eine Dose Suppe dagelassen, falls du Hunger hast.« Er sah mich an. »Ich könnte jemanden bitten, herzukommen, falls du willst…«
    »Nein, danke. Mir geht's schon sehr viel besser.« Peinliche Pause. »Danke, dass du rübergekommen bist, um nach mir zu sehen.«
    Er beugte sich zu mir runter, um mir einen Abschiedskuss zu geben, und diese Geste erschütterte mich ganz unvermittelt. Sie war so alltäglich und gleichzeitig so außergewöhnlich, als wären wir zusammen oder so was.
    »Du musst dich rasieren«, sagte er.
    »Ja. Und duschen wahrscheinlich auch.«
    »Bis später«, sagte er und verschwand.
    Ich hörte, wie er die Tür hinter sich zuzog, und lauschte auf das Geräusch seines startenden Wagens. Als der Motor in der Ferne verklang, beschloss ich, dass irgendetwas unternommen werden musste. Nur was?
     
    ***
     
    Am nächsten Tag fühlte ich mich schon besser, obwohl ich noch nicht wieder zu hundert Prozent hergestellt war, und war außerdem – tut mir leid, das so sagen zu müssen – auf Krawall gebürstet. Ja, tatsächlich, ein schwuler Mann in zickiger Stimmung.
    Gestern war ich noch gerührt gewesen und ein klein wenig glücklich, dass Russ vorbeigekommen war, um nach mir zu sehen. Heute fühlte es sich wie ein Eindringen in meine Privatsphäre an und als würde er einfach irgendwelche Annahmen dazu treffen, was da genau zwischen uns lief.
    Ich meinte, der Sex war großartig und ich wäre mehr davon definitiv nicht abgeneigt gewesen, wenn ich sicher gewusst hätte, dass er dem nicht gleich viel zu viel Bedeutung beimessen würde, so, als wären wir ein Paar, weil wir das ganz bestimmt nicht waren. Das war nur ein kleiner Sommerflirt und ich würde dafür sorgen müssen, dass es auch dabei blieb.
    Davon mal abgesehen, lebte ich in der Stadt und er hier oben in einem Dorf, das so klein war, dass es nicht einmal die Bezeichnung Dorf verdient hatte. Fernbeziehungen funktionierten nie. Meine Beziehungen funktionierten nie.
    Das würde ich ihm in aller Deutlichkeit klarmachen müssen. Ficken war okay, aber der ganze gefühlsduselige Kram drumherum stand nicht zur Debatte.
    Der weiche, rührselige Teil in mir protestierte und erinnerte mich daran, wie liebevoll und vorsichtig er mit mir umgegangen war, aber diesen weichen, rührseligen Teil würgte ich schleunigst ab, indem ich ihn daran erinnerte, wie sehr es schmerzte, wenn einen der Mann, den man liebte, ohne einen Blick zurückzuwerfen, verließ, weil er jemand Besseres gefunden hatte.
    Hatte ich gerade von Liebe gesprochen? Das verlangte nach drastischen Maßnahmen.
    Ich hatte keine Lust, Auto zu fahren, also nahm ich das Kanu und paddelte damit rüber zum Fishnbait Store am Hafen. Dort öffnete sich der Star Pond zum größeren See hin, sodass sich dort viele Leute aufhielten und ihre Boote mit Vorräten eindeckten.
    Es tat gut, wieder unter Menschen zu sein. Seit ich hier raufgefahren war, hatte ich nur Russ getroffen und jetzt fühlte ich mich wieder angenehm unerkannt und anonym. Niemand konnte sagen, ob ich schwul war oder einsam oder unglücklich, und genau so wollte ich es haben. Es fühlte sich vertraut an, als wäre ich wieder zurück in der Stadt, wenn auch in einem wesentlich kleineren Rahmen.
    Ich betrat die Lebensmittelabteilung des Ladens. Ich wollte nur ein paar Knabbereien und etwas frisches Gemüse einkaufen, je nach dem, was sie da hatten, aber ich musste mich mehrmals davon abhalten, zu dem Regal mit den Kondomen rüberzuschlendern.
    Dann entdeckte ich Marshmallows und musste mir schnell jeglichen Gedanken daran verbieten, wie ich sie zusammen mit Russ über einem heimeligen, kleinen Lagerfeuer röstete. Ich kaufte auch keinen Biernachschub, weil ich wusste, dass er es mochte. Ich hielt mich an Maiskolben und Brot und marschierte

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