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Sommersonne

Sommersonne

Titel: Sommersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catt Ford , Uta Stanek
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irgendwie verselbstständigt hat. Ich habe mir gedacht, du willst nicht, dass ich dich mitten in der Nacht wecke –«
    »Du schuldest mir keine Erklärung«, sagte ich mit versteinerter Miene. »Wir sind nicht zusammen.«
    Er hielt inne und sah mich ruhig an. »Das habe ich auch nie behauptet.«
    »Ach, echt? Wie kommt es dann, dass mich das ganze Dorf für deine neue Eroberung hält?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Das ganze Dorf? Wovon sprichst du überhaupt?«
    »Ich bin im FishnBait gewesen und Miss Agnes hat praktisch schon unsere Hochzeitseinladungen verteilt.«
    »Genau genommen, ist es Homosexuellen im Staat New York gesetzlich nicht erlaubt, zu heiraten. Noch nicht«, sagte er.
    Zu einem anderen Zeitpunkt hätte ich vielleicht darüber gelacht. »Was hast du ihr dann erzählt?«
    Ungläubig entgegnete er: »Glaubst du wirklich, Miss Agnes ist der Kummerkasten von Sackettville? Ich habe ihr überhaupt nichts erzählt!«
    »Woher weiß sie es dann?«
    Sein Mundwinkel zuckte ein wenig. »Meine… äh, Schwägerin hat möglicherweise mitbekommen, wie ich mit meinem Bruder über dich gesprochen habe.«
    »Was hast du gesagt?«, verlangte ich zu wissen.
    »Nur gefragt, ob er sich an deine Eltern erinnert, und erzählt, dass du hier oben zu Besuch bist«, antwortete er und sah ein wenig schuldbewusst aus. »Und dass ich vielleicht kurz bei dir vorbeischaue und nach dem Rechten sehe.«
    »Und wie genau ist das bis zu Miss Agnes vorgedrungen?«
    »Na ja, George hat mich beschuldigt, schon ziemlich an dir zu hängen, und seine Frau fand das süß«, sagte Russ. »Aber warte mal eine Sekunde. Du bist doch geoutet, also warum stört es dich, wenn die Leute wissen, dass du schwul bist?«
    »Es geht nicht ums Schwulsein, sondern um den Teil mit der Beziehung«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich habe keine Beziehungen. Ich habe keine Partner .«
    »Du hast also nur belanglosen Sex mit Fremden?«, fragte er geradeheraus.
    Er trat einen Schritt auf mich zu und unwillkürlich erinnerte ich mich an seine gefährliche Seite, auf die ich bisher nur einen kurzen Blick hatte werfen können.
    »Ja, ich bin eine Schlampe. Ich ficke Männer auf den Klos irgendwelcher Clubs, wenn ich sie heiß finde.« Grausam fügte ich hinzu: »Oder lasse mich ficken.«
    »Ist das nicht ein bisschen unhygienisch?«
    Ich unterdrückte den plötzlichen Impuls, hysterisch zu kichern. »Ich hab immer ein paar kleine Feuchttücher dabei.«
    »Oh, gut, tja, dann hast du ja hinsichtlich der Bakterien alles im Griff«, sagte er sarkastisch. »Was ist mit Liebe?«
    »Was soll damit sein?«
    »Willst du nicht irgendwann mal Liebe für die Person empfinden, mit der du deinen Körper teilst? Willst du nicht den Einen finden und dich irgendwo niederlassen und ein gemeinsames Leben aufbauen?«
    Er starrte mich aus diesen dunklen Augen an, ein personifizierter Hundeblick, und ein Teil von mir wollte ihn nicht mit der Enthüllung enttäuschen, wie oberflächlich ich in Wirklichkeit war. Aber ich erkannte, dass dies die perfekte Gelegenheit war, ihn loszuwerden und mich in Ruhe zu lassen.
    »Nein.«
    Er streckte eine Hand aus, als wollte er mich berühren, aber ich starrte sie so lange an, bis sie wieder an seine Seite zurückfiel.
    »Ich weiß nicht, wer dir so wehgetan hat, Jadey, aber du verkaufst dich unter Wert. Du verdienst mehr als das, mit dem du dich zufrieden geben willst.« Er drehte sich um und steuerte die Tür an, während ich mir im Stillen gratulierte, auch wenn ich den Impuls unterdrücken musste, ihm nachzulaufen.
    Er drehte sich noch einmal um und ich setzte meine unbewegliche Maske wieder auf.
    »Falls du es dir anders überlegst, ich bin nicht weit weg«, sagte er.
    »Und wie lange? Für immer? Zwei Jahre? Vielleicht habe ich in zehn Jahren noch mal Lust auf deinen Arsch und dann rufe ich dich einfach an und du bist da?« Ich hasste mich selbst dafür, dass ich so ekelhaft war.
    Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich werde nie wieder jemanden wie dich kennenlernen. Vielleicht ist das Angebot limitiert.«
    Ich erinnerte mich daran, wie ich das bei unserem ersten Treffen zu ihm gesagt hatte. »Dann warte besser nicht auf mich.«
    »Bis dann, Jadey.«
    Sein Rücken war steif und kerzengerade, als er zu seinem Pick-up ging. Es überraschte mich, dass ich so ein Arschloch gegenüber einem Mann sein konnte, der nie etwas anderes als freundlich und sanft zu mir gewesen war, aber ich hatte keine Wahl

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