Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
einfach entschuldigen lässt, sondern kommt einem Verbrechen gleich. Mit dieser Tat hast du dich selbst zur Gejagten erklärt, und ganz egal wie auch immer diese Sache ausgeht, dieses Mal wirst du nicht so einfach ungeschoren davon kommen. Deine Tage sind gezählt, lass dir das von mir gesagt sein!“
Ein Knall, der Arrow einen Schrecken einjagte, dass es ihr durch Mark und Bein fuhr, ertönte und ließ Smitt von einer Sekunde zur anderen verschwinden. Sie wusste, dass Zwerge ihre Zauberkräfte nur äußerst selten und ebenso ungern anwendeten, und diese Gewissheit führte ihr einmal mehr vor Augen, wie zornig er auf sie war.
„Wann genau soll diese Zusammenkunft stattfinden?“, fragte Dewayne mit harter Miene. Offenbar war er von Smitts Abgang wenig beeindruckt, denn sein Blick drückte vielmehr Verständnis und Zustimmung für das Verhalten des Zwerges aus.
„Am vierundzwanzigsten Dezember“, erwiderte Arrow und versuchte, sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.
Der Elf nickte. „Das ist bald. Dann sollten wir keine Zeit verlieren und uns an die Arbeit machen.“
„Aber was, wenn sich keiner der Nyriden zu diesem Treffen bereit erklären wird?“, fragte Neve verunsichert. In ihrer Stimme schwang ganz deutlich der Klang von Angst mit.
„Das lass mal meine Sorge sein“, entgegnete Anne, die dem Gespräch ansonsten eher wortkarg beigewohnt hatte. „Ich habe da schon eine Idee.“
„Gut“, sagte Dewayne, „Dann sollten wir jetzt alles vorbereiten, damit wir am Abend aufbrechen können.“
„Ihr wollt mich zu dem Moor begleiten?“, erwiderte Arrow verwundert.
Ihr Bruder musterte sie strengen Blickes. „Dies ist nicht allein dein Kampf. Die Zukunft dieser gesamten Welt hängt davon ab, dass uns jetzt keine Fehler mehr unterlaufen. Außerdem bin ich der Ansicht, dass du auf deinen Alleingängen mittlerweile genug Dummheiten begangen hast. Von nun an werden wir ein Auge auf dich haben.“ Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum. Neve, Adam, Bon und sogar Keylam folgten ihm.
„Dass ich Emily hier hergebracht habe, hat mir wohl nicht unbedingt Pluspunkte eingebracht“, murmelte Arrow traurig.
„Kind, du weißt, dass ich dir immer und bei allem was du getan hast zur Seite gestanden habe“, entgegnete Anne resignierend. „Doch dieses Mal hast du eine Grenze überschritten, deren Ernst du nicht im Mindesten erfassen kannst. Diejenigen, die hier aufgewachsen sind, wissen das sehr genau, und ich frage mich, ob es nicht auch meine Schuld ist. Ob ich dich anders hätte erziehen und von klein auf in die Geheimnisse dieser Welt hätte einweihen sollen. Aber ganz gleich, wie die Antworten auf diese Fragen lauten und diese Geschichte ausgehen mag, dieses Mal werde auch ich dir nicht helfen können. Perchtas Gesetze unterliegen einer anderen Macht, der ich außerstande bin, mich zu widersetzen. Die Konsequenzen für dein Handeln wirst du dieses Mal allein tragen müssen.“
„Was denkst du, was sie nun mit mir machen wird?“
„Ich weiß es nicht. Doch wenn man einmal bei ihr in Ungnade gefallen ist, führt kein Weg daran vorbei, dafür zu bezahlen.“
Arrow schluckte. Annes Worte bereiteten ihr Angst und ließen sie plötzlich an ihrer Entscheidung zweifeln. Konnte es tatsächlich sein, dass Dewayne recht hatte und sie ohne Rücksicht auf Verluste handelte, obwohl es nie in ihrem Sinne war, jemandem Schaden zuzufügen? War es bei der Absicht, ihre Familie und die Leute, die ihr nahe standen, vor großem Unheil zu bewahren, inzwischen vielleicht viel wichtiger geworden, genau diese Personen vor ihr zu schützen? Sie wusste es nicht. Und es war auch egal, wie oft und lange sie sich mit diesen Fragen auseinandersetzen würde, denn einer Sache war sie sich ganz sicher. Lieber würde sie im Kampf ihr Leben lassen, als die Hände in den Schoß zu legen und darauf zu warten, dass es jemand anderes für sie tat. Geduld war noch nie ihre Stärke gewesen, ebenso wenig wie aufzugeben.
„Du bist die ganze Zeit über so still gewesen“, flüsterte Arrow, während sie mit Keylam zusammen im Bett lag und das zwischen ihnen schlummernde Baby betrachteten.
„Ich hatte in der letzten Nacht viel Zeit zum Nachdenken“, entgegnete er mit traurigem Blick.
„Zum Nachdenken?“, erwiderte Arrow, als Keylam nicht weitersprach. „Worüber hast du nachgedacht?“
„Über die vergangenen Ereignisse. Es ist so viel passiert in letzter Zeit, dass man sich dessen kaum bewusst
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