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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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Witzfigur als Boten zu senden?“
    „Entweder einer, der so sehr geschwächt ist, dass er nach jedem Strohhalm greift, der sich ihm bietet, oder aber jemand, der um ein Vielfaches klüger ist als wir vermuten. Denn kaum einer würde davon ausgehen, dass ein Puka Gutes tut. Und das ist eine ausgesprochen gute Tarnung, wenn unser Feind auf jemanden Jagd macht, der uns in die Hände spielt.“

    Keylam wehrte sich nicht gegen das Vorhaben, seinen Sohn fortzuschicken. Schweigend hatte er den Schilderungen Arrows Traum betreffend gelauscht und dabei nachdenkliche Blicke aus dem Fenster geworfen. Und als sie ihn fragte, wie er darüber dachte, antwortete er: „Ich sehe es so wie du. Hier ist er nicht mehr sicher, mit oder ohne Traum.“
    Obwohl Arrow auf Keylams Verständnis gehofft hatte, brach ihr seine Zustimmung fast das Herz, und in seinen Augen konnte sie sehen, dass er genauso fühlte. Und als am Morgen der Zeitpunkt gekommen war, an dem sie und Keylam ihren Sohn an Anne übergaben, fühlte sie sich so hilflos wie nie zuvor in ihrem Leben.
    „Er schläft so friedlich“, sagte sie mit Tränen in den Augen.
    „Wir werden ihn wiedersehen“, entgegnete Keylam zuversichtlich, obgleich sein Blick verriet, dass auch ihm davor graute, sein Kind vielleicht nie wieder in die Arme schließen zu dürfen.
    Behutsam nahm Anne den Kleinen an sich. „Ich werde nicht zulassen, dass ihm etwas geschieht“, sagte sie mit zitternder Stimme und musterte Arrow besorgt. „Versprich mir, dass du auf dich Acht gibst, und versprich mir auch, dass ich dich nicht großgezogen habe, um dich hier zum Sterben zurückzulassen.“
    Doch Arrow konnte weder antworten noch ihre Tränen länger zurückhalten. Schluchzend umarmte sie ihre Großmutter und wünschte sich innerlich, dass sie sie nicht loslassen, dass dieser Augenblick niemals enden und sie weder ihr noch ihrem Kind Lebewohl sagen müsste.
    „Ich danke dir“, flüsterte sie. „Für alles. Bei dir wird es ihm gut gehen. Er wird all die Liebe erfahren, die ich von dir erfahren durfte und ein unbeschwertes Leben führen. Bitte erzähl ihm von uns und davon, wie sehr wir ihn lieben, und dass allein er uns die Kraft geben wird, das hier durchzustehen.“
    Anne musterte Arrow erschrocken, als sie die Umarmung löste. Ihre Enkelin war noch nie der Typ gewesen, Versprechen zu geben, von denen sie nicht genau wusste, ob sie sie auch halten konnte. Eine lobenswerte Eigenschaft, die ihre Großmutter stets an ihr geschätzt hatte, doch dieses Mal wünschte sie sich nichts sehnlicher, als von ihr zu hören, dass sie sich in diesem Leben wiedersehen würden und dass sie sich darauf freute, Tyron mit eigenen Augen aufwachsen zu sehen. Doch sie kannte dieses Kind, als das sie die junge Frau ihr gegenüber noch immer sah, zu gut, um zu wissen, dass sie es nicht aussprechen würde. Also nahm sie es schweren Herzens hin, wenngleich sie sich selbst auch weigerte, die Hoffnung aufzugeben.
    „Ich werde auf euch warten, an einem Ort, wo ...“
    „Nein!“, wandte Arrow ein. „Du darfst uns nicht verraten, wohin du unseren Sohn bringen wirst. Wenn die Túatha Dé Danann es wirklich auf ihn abgesehen haben, werden sie alles daran setzen, ihn zu finden. Niemand darf wissen, wohin ihr gehen werdet.“
    „Aber wie ...?“
    „Wenn diese Sache gut ausgeht, dann werde ich euch finden. Das ist ein Versprechen, das ich mit reinem Gewissen geben kann.“
    Anne nickte. Nun, da der Moment des Abschieds gekommen war, drückte sie das Kind noch enger an sich und schwor sich in ihrem tiefsten Innern, es wie einen Schatz zu hüten, zum einen, weil es das auch war, und zum anderen, weil es alles war, was ihr von ihrer geliebten Enkeltochter blieb.
    Grey und Pex warteten bereits am Schlitten mit den Schneehunden. Und als auch Anne ihn bestieg, wagte sie nicht, noch einmal zurück zu sehen. Der Abschied war ohnehin schwer genug. Doch sie wusste, dass sie nicht länger die Kraft hätte zu gehen, so sie Arrow auch nur noch ein einziges Mal in die Augen schaute.

Mein geliebtes Kind

    Mein geliebtes Kind,
    vermutlich bist du schon zu einem jungen Mann herangewachsen. Vielleicht hast du treue Freunde gefunden, wie ich sie in deinem Alter hatte, und vielleicht lassen deine Handlungen die gute Anne ebenso oft den Kopf schütteln, wie es die meinen einst taten. Verwunderlich wäre dies nicht, denn es bedeutet, dass du nach deiner Mutter kommst und unsere Anne in ihrer liebevollen Weise ebenso wenig Konsequenz bei dir walten

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