Sommertraume in Marbella
„Meinetwegen. Hier entlang.“
Stumm führte er sie in sein Büro und forderte sie mit einer weiteren Handbewegung auf, sich zu setzen. Ziemlich unbequem und viel zu niedrig saß sie in dem Stuhl, während der Manager in seinem Chefsessel einige Zentimeter größer wirkte, als er in Wirklichkeit war.
Bei Prêt a Party organisierten sie Veranstaltungen und klärten Probleme in erster Linie durch persönliche Gespräche, und ganz gleich, wie offen Julia im Privatleben ihre Meinung äußerte, im Beruf ging sie stets taktvoll und diplomatisch vor. Sobald sie Platz genommen hatte, entschuldigte sie sich beim Hotelmanager für die Unannehmlichkeiten, die ihm das wie auch immer entstandene Durcheinander bereitet hatte. „Offensichtlich gab es irgendwo einen Schreibfehler, denn ich habe unsere Reservierung ganz bestimmt nicht storniert. Sie werden sich an unsere Verhandlungen erinnern …“
„Allerdings. Wir haben vereinbart, dass Sie fünfzig Prozent der veranschlagten Rechnungssumme als Anzahlung leisten.“
„Genau, und ich habe Ihre Bedingungen an unsere Kunden weitergegeben, die damit einverstanden waren.“
Der Hotelmanager presste die Lippen zusammen. „Nur haben Sie sich nicht an den Vertrag gehalten.“
„Tut mir Leid. Das verstehe ich nicht. Was meinen Sie?“
„Ich meine, dass Sie nicht gezahlt haben. Und, was noch schwerwiegender ist, Sie haben mehrere E-Mails ignoriert, die ich Ihnen geschickt habe – auch die letzte, in der ich Sie darauf hingewiesen habe, dass die Reservierung storniert wird, wenn Sie nicht sofort zahlen.“
„Nein – da muss ein gewaltiger Irrtum vorliegen!“, protestierte Julia.
„Ich habe Kopien der E-Mails. Und ich habe sie Ihren Kunden gezeigt.“
Wie das hatte passieren können, war ihr ein Rätsel. Wie vereinbart hatte sie einen Scheck von den Silverwoods erhalten und ihn an Nick weitergegeben, der die Buchführung der Agentur machte. Er hätte den Scheck auf das Geschäftskonto einzahlen und dann einen Scheck für das Hotel ausstellen müssen. Aber die Schuldfrage würde sie später klären. Im Moment war es wichtiger, dafür zu sorgen, dass der Event wie geplant ablief.
„Ich kann mich nur noch einmal entschuldigen“, sagte Julia freundlich. „Offensichtlich ist irgendwo ein Fehler passiert …“
„Bei uns nicht“, erwiderte der Manager kalt. „Wir haben mehrere E-Mails an Ihre Buchhaltung geschickt und um die Anzahlung gebeten, aber eine Antwort haben wir nie erhalten.“
„Dann liegt es an einer Kommunikationspanne bei uns. Und natürlich entschuldige ich mich dafür. Sobald ich wieder in London bin, werde ich den Vorfall untersuchen. Aber Sie möchten doch bestimmt auch, dass zunächst einmal Mr. und Mrs. Silverwood die schöne Feier bekommen, die sie sich gewünscht haben.“
„Ich habe ihnen bereits mitgeteilt, dass wir ihnen unter diesen Umständen unmöglich die exklusive Nutzung des Restaurants erlauben können. Und selbst wenn wir es wollten, die Küche hat nichts vorbereitet. So kurzfristig können wir einfach nicht das Menü liefern, das sie bestellt haben.“
Ihr war ein bisschen übel. Sie trug die alleinige Verantwortung für den reibungslosen Ablauf des Events. Außerdem waren die Silverwoods auf Empfehlung eines Freundes zu Prêt a Party gekommen, und Mrs. Silverwood hatte von Anfang an klar gemacht, was sie wollte und wie wichtig der Event für sie war. Wenn sie ihr jetzt, zwei Tage vor dem Termin, sagen musste, dass die Dinnerparty nicht wie geplant stattfinden konnte, würde das nicht nur den guten Ruf von Prêt a Party ruinieren, sondern den Silverwoods obendrein ein ganz besonderes Ereignis verderben.
Um all das dem Manager zu vermitteln, kämpfte Julia so gut sie konnte. Eindringlich bat sie ihn, daran zu denken, dass ihre Kunden auch seine Gäste waren und wie unglücklich er sie machen würde.
„Wir sind ausgebucht, und viele Leute haben für das Wochenende bereits einen Tisch im Restaurant bestellt. Schließlich ist das Restaurant mit der Terrasse eine der größten Attraktionen unseres Hotels. Jeder, der hierher kommt, möchte einmal bei uns essen und die Aussicht auf Positano genießen.“
„Signore, bitte.“
„Nein. Tut mir Leid. Es ist unmöglich.“ Ganz offensichtlich wollte der Manager Julia loswerden, denn er stand auf und ging zur Tür.
Bevor er sie erreichte, wurde sie jedoch von außen aufgestoßen, und eine sehr aufgeregte und wild entschlossene Mrs. Silverwood drängte sich an der Empfangsdame vorbei,
Weitere Kostenlose Bücher