Sommerzeit
Bygg ist bedroht worden. Die Polizei äußert sich nicht dazu, wie diese Spur in den Ermittlungen behandelt wird.«
Dann wurde Lars Norrby vor der Fassade des Polizeigebäudes dazugeschnitten:
»Wir gehen bei den Ermittlungen natürlich mehreren Spuren nach, und ich kann im Moment nicht kommentieren, welche wir dabei für vielversprechender halten. Es wird breit und ohne vorgefasste Meinung ermittelt. Wir können uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht festlegen.«
»Aber was sagen Sie dazu, dass Peter Bovide offenbar bedroht worden ist?«
»Dazu kann ich mich im Moment nicht äußern. Wie gesagt, arbeiten wir an breiter Front. Das ist eine Spur unter vielen anderen.«
Knutas schaltete wütend den Fernseher aus, als der Beitrag zu Ende war.
»Woher verdammt noch mal wissen die das?«
»Keine Ahnung.«
»Und dass Peter Bovide bedroht worden sein soll, weil die Bauarbeiter aus dem Baltikum mit ihren Löhnen nicht zufrieden waren. Das ist doch mehr, als wir rausgekriegt haben. Und warum hat Norrby uns nichts gesagt? Das ist doch eine wichtige Spur. Dieser Beitrag hat den Ermittlungen sicherlich geschadet.«
»Wenn es einer von den Bauarbeitern ist. Aber das wissen wir doch gar nicht«, sagte Karin säuerlich. »Und ich habe erst vor einer Stunde gehört, dass Johan auf der Suche nach Norrby war. Der hat es einfach nicht geschafft, uns zu informieren. Vergiss nicht, dass er ein alleinstehender Vater ist, der sich um zwei Söhne kümmern muss. Mit diesen Informationen können wir heute Abend auf die Schnelle ohnehin nicht viel machen, oder?«
Seit Knutas zurückgekommen war, wusste sie nicht so
recht, wie sie sich ihrem Chef gegenüber verhalten sollte. Einerseits freute sie sich, ihn wiederzusehen, andererseits hätte sie die Ermittlung gern selbst geleitet. Durch seine Rückkehr hatte er ihr diese Herausforderung genommen. Sie fragte sich, ob ihm das überhaupt klar war.
»Wie läuft es übrigens mit der Überprüfung der Buchführung, das weißt du doch sicher?«, fragte er jetzt.
»Das lässt sich nicht im Handumdrehen erledigen«, antwortete sie. »Ich bin sicher, dass die zuständigen Kollegen sich alle Mühe dabei geben.«
Thomas Wittberg kam herein. Ihm war anzusehen, dass etwas geschehen war.
»Stellt euch vor, ich hab einen verdammt guten Tipp gekriegt«, sagte er eifrig. »Eine Freundin von Vendela Bovide, die in diesem Schönheitssalon arbeitet, hat sich gemeldet und erzählt, dass Peter Bovide bei sich zu Hause bedroht worden ist, von Leuten, die sie für baltische Schwarzarbeiter hält. Das letzte Mal war offenbar nur eine Woche vor dem Mord.«
»Woher wusste sie das?«
»Vendela hat es ihr erzählt.«
Karin und Knutas wechselten einen Blick.
»Und bei der Vernehmung hat sie das abgestritten, immer wieder. Wir müssen sie herbestellen«, sagte Knutas.
Er sah Wittberg an.
»Gut, dass du gerade jetzt gekommen bist. Jetzt wissen wir immerhin, woher das Fernsehen seine Auskünfte hatte. Mit dieser Freundin müssen wir unbedingt sprechen.«
Freitag, 14. Juli
D er Vortag hatte nichts für die Ermittlung Entscheidendes mehr ergeben. Vendela Bovide und ihre Freundin Anna Nyberg waren vernommen worden und bestätigten der Polizei, dass Peter Bovide in den Wochen vor seinem Tod mehrere Male bedroht worden war. Die Witwe gab endlich zu, von den Drohungen gewusst zu haben, behauptete aber, sie habe nicht darüber reden wollen, weil es sich ja schließlich um Schwarzarbeit gehandelt habe.
Als sich die Ermittlungsleitung am Freitagmorgen im Besprechungsraum einfand, wurden alle in der Tür von einem frohen Kihlgård empfangen, der sie damit willkommen hieß, dass er aus voller Kehle die Marseillaise sang.
Auf dem hellen Kiefernholztisch mitten im Zimmer thronten zwei riesige Schokoladenkuchen, geschmückt mit Holzstäbchen mit winzigen Trikoloren.
»Was ist denn hier los?«, fragte Wittberg. Seine Augen waren gerötet, und er schien ziemlich verkatert. Seine blonden Haare standen nach allen Richtungen ab, und in der Hand hielt er eine Coca Cola. Nachdem er viele Jahre der Charmeur und Schürzenjäger der Wache gewesen
war, war Wittberg vor einem Jahr mit einer Frau zusammengezogen. Zu Beginn des Sommers war diese Beziehung dann zu Bruch gegangen, und das sah man. Er trieb es nun wieder so wild wie früher.
»Ja, was feiern wir eigentlich?«, fragte Karin.
Kihlgård seufzte laut und schaute seine Kollegen auffordernd an.
»Was ist das hier für eine ungebildete Versammlung! Wisst ihr nicht,
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