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Sommerzeit

Titel: Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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dass es sich nicht vermeiden lässt, dass sie hier im Ort Bekanntschaften schließen.«
    »Liebesbeziehungen?«
    »Ja, sicher.«
    »Wissen Sie, ob es auch zu Prostitution kommt?«, fragte Karin.
    »Nein, jedenfalls ist uns davon nichts bekannt.«
    »Drogen?«
    »Das wissen wir nicht, aber natürlich lässt es sich nicht ausschließen. Ich glaube schon, dass wir es bemerkt hätten, wenn es in größerem Umfang passierte. Aber wir halten den Alkoholhandel für ein sehr ernstes Problem.«
    »Wissen Sie, dass Peter Bovide hier Schnaps gekauft hat?«
    »Nein, das habe ich erst nach dem Mord erfahren.«
    »Wissen Sie, ob er Kontakt zu russischen Besatzungsmitgliedern hatte?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Haben Sie hier Angestellte, die ihn gekannt haben?«
    »Das ist sehr gut möglich, aber ich kann Ihnen auf die Schnelle keinen nennen.«
    »Aber er kam doch aus Slite, und hier muss über den Mord gesprochen worden sein«, beharrte Karin. »Wollen
Sie mir wirklich erzählen, dass Sie nicht wissen, ob jemand Peter Bovide gekannt hat?«
    »Nein, das habe ich doch gesagt.«
    Der Hafendirektor sah jetzt verärgert aus.
    Knutas wechselte das Thema.
    »Wie oft kommen die Schiffe?«
    »Bisher zweimal pro Monat, aber vom ersten August an doppelt so oft. Die Nachfrage nach Zement steigt, und da wir nicht die volle Kapazität der Fabrik nutzen, können wir die Produktion steigern und brauchen mehr Brennstoff, um die Öfen zu betreiben. Dort wird der Kalkstein geschmolzen und umgewandelt.«
    »Und wie sehen Sie das als Hafendirektor?«
    »Teils, teils. Einerseits ist es natürlich positiv, dass die Nachfrage nach Zement wächst und dass wir die Produktion steigern können. Andererseits müssen wir mit noch größeren Problemen im Zusammenhang mit dem Alkohol rechnen.«
    Als sie sich vom Hafendirektor verabschiedet hatten, wirbelten die Gedanken durch Knutas’ Kopf. Was sprach gegen die Annahme, dass von den Schiffen aus nicht auch Drogen verkauft wurden? War es möglich, dass Peter Bovide Drogen genommen hatte? Amphetamin vielleicht – hatte er deshalb jeden Tag einige Dutzend Kilometer laufen, eine eigene Firma leiten, kleine Kinder haben und morgens so früh aufstehen können? Er war deprimiert gewesen und hatte an Epilepsie gelitten. Das konnte durch Drogenkonsum ausgelöst werden. Es konnte auch sein, dass er selbst mit Drogen gehandelt hatte. Hatte er jemandem Geld geschuldet? Das Vorgehen des Täters konnte darauf hinweisen. Der Mord war mit einer russischen Waffe begangen, das Opfer aus nächster Nähe erschossen
worden, was von brutaler Rücksichtslosigkeit zeugte – vielleicht von einem Berufskiller.
    Aber zwei Dinge passten nicht in dieses Bild. Dass der Täter zuerst einen Schuss in den Kopf und dann mehrere in den Bauch abgegeben hatte. Dass die Waffe so alt gewesen war. Welcher professionelle Mörder oder welcher knallharte Drogenhai würde denn zu einer siebzig Jahre alten Waffe greifen?
    Diese Gleichung wollte einfach nicht aufgehen.

    E mma lag am Sonntagabend zu Hause auf dem Wohnzimmersofa und sah sich im Fernsehen einen Actionfilm an. Der schien spannend zu sein, aber sie konnte sich einfach nicht konzentrieren.
    Die Bilder flimmerten über den Bildschirm, Verfolgungsjagd mit Autos, Bedrohung durch Pistolen, Männer, die einander durch eine Menschenmenge jagten – klassische Szenen. Durch alles hindurch sah sie Bilder von sich und Johan, wie Fetzen eines Traumes, der niemals Wirklichkeit geworden war. Unbehagliche Gedanken meldeten sich zu Wort, und sie rutschte unruhig zwischen den Kissen hin und her. Es war unmöglich, eine bequeme Lage zu finden.
    Sie war allein im Haus, ihren Gedanken ausgeliefert. Der Streit eine Woche zuvor und Johans darauf folgendes Schweigen hatten sie tief erschüttert. Zuerst war sie wütend gewesen, dann hatte sie sich geschämt, weil sie einsah, dass er eigentlich Recht hatte. Auch wenn es sie verletzte, dass er mit einer anderen geschlafen hatte, konnte sie verstehen, wie es dazu gekommen war.
    Sie sah sein Gesicht vor sich, er hatte dort auf der Bank so traurig ausgesehen. Sie hatte nichts tun können und
hatte wie eine Idiotin dagesessen, bis er verstummt war, ihr Elin gereicht hatte und gegangen war. Der Abgrund zwischen ihnen war riesig. Was, wenn er sie niemals wieder an sich heranließ? Die Gefahr bestand, dass die Tür für immer verschlossen war.
    Als ihre Eltern angeboten hatten, sich für einige Tage um Elin zu kümmern, hatte sie dankend angenommen. Sie musste allein

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