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Sommerzeit

Titel: Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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sein, um in sich zu gehen.
    Wieder dachte sie darüber nach, was eigentlich zwischen ihr und Johan stand. Sie hatte ihn doch aus gutem Grund abgewiesen – was wäre ihr auch anderes übriggeblieben, nachdem er das Leben ihres Kindes aufs Spiel gesetzt hatte? Aber sie hatte keinerlei Zustimmung für ihr Vorgehen gefunden, weder bei ihren Eltern noch bei Freunden. Sogar Olle hatte ihr Verhalten zu hart gefunden. Olle war Johan gegenüber jetzt viel freundlicher, seit er eine neue Freundin hatte, Marianne. Vieles in ihrer früher explosiven Beziehung war seither leichter geworden, auch, das Sorgerecht für ihre Kinder Sara und Filip zu teilen. Jetzt verbrachten die beiden zwei Wochen mit Olle und Marianne auf Kreta.
    Die Kinder mochten Johan, und er hatte deutlich gezeigt, dass er sie gernhatte. Seine Arbeit war auch kein Problem, er konnte als Freelancer auf Gotland arbeiten oder sich bei einer Zeitung oder dem Radio eine Stelle suchen.
    Emma setzte sich auf dem Sofa auf. Schaltete den Fernseher aus. Warum hatte sie Nein zu einer Zukunft mit Johan gesagt? Hatte sie Angst vor der wahren Liebe? Fürchtete sie im tiefsten Herzen, die nicht verdient zu haben?
    Plötzlich war diese Erkenntnis so deutlich. Sie und niemand
sonst hatte ihre Beziehung in Gefahr gebracht, und wenn sie nicht sofort damit aufhörte, würde sie Johan für immer verlieren.
    Jetzt hatte sie es eilig. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie hoffte nur, dass es noch nicht zu spät war.

    D as Schiff war schon aus der Ferne zu sehen. Eine Art Frachtkahn zeichnete sich am Horizont ab. Es war acht Uhr abends, und die untergehende Sonne färbte den Himmel rot. Johan und Pia saßen auf einer Felskuppe und schauten aufs Meer hinaus. Sie hatten ein Grillhähnchen und ein paar Bier bei sich, sie wollten aussehen wie ein ganz normales Paar, das ein abendliches Picknick veranstaltete. Sie aßen schweigend. Pia hatte ein Fernglas bei sich, das sie ab und zu an die Augen hob.
    »Jetzt kommt es auf uns zu.«
    Johan griff nach dem Fernglas. Das Schiff hatte seinen Kurs gewechselt und hielt langsam auf das Land zu. Sie waren schon im Hafen gewesen und hatten sich dort genauer umgesehen. Pia hatte mit ihrem Bekannten ein Treffen um neun Uhr verabredet. Er arbeitete als Schauermann, und offiziell waren sie Kumpels, die ihm guten Abend sagen und zugleich Schnaps auf dem Schiff kaufen wollten. Viktor, der Freund, hatte schon erzählt, dass sich bei Eintreffen eines Schiffes immer Interessenten unten am Kai versammelten. Johan und Pia würden da nicht weiter auffallen.

    Johan antwortete nur einsilbig auf Pias Gesprächsversuche. Er dachte an Emma und mochte nicht reden.
    »Woran denkst du, du scheinst ja weit weg zu sein«, fragte Pia und öffnete die Kühltasche. »Möchtest du noch ein Bier?«
    »Ja, bitte.«
    Er trank einen langen Zug kaltes Bier. Steckte sich eine Zigarette an.
    »Du rauchst viel. Wie geht es dir eigentlich?«
    Pia schnappte sich die Zigarettenpackung und schüttelte eine Zigarette heraus.
    »Du hast gut reden. Du nimmst ja zusätzlich noch Kautabak. Ach, ich hab dasselbe alte Problem, das E-M-M-A geschrieben wird.«
    »Ich kapier einfach nicht, dass ihr beide das nicht in den Griff kriegt. Was soll das denn eigentlich? Dass ihr füreinander geschaffen seid, sieht doch sogar ein blindes Huhn.«
    »Ja, aber es ist so kompliziert.«
    »Dann mach es doch nicht noch schwerer. Also, ich finde es total menschlich, dass Emma nach dieser Entführung so in Panik geraten ist, aber was mich überrascht, ist, dass du das nicht raffst.«
    Johan setzte sich auf.
    »Wie meinst du das? Was raffe ich nicht?«
    »Wie hart das für Emma war, eigentlich, solange sie dich überhaupt kennt. Natürlich wollte sie nach der Entführung nichts mehr mit dir zu tun haben, in ihren Augen bist du es doch, der Elin in Gefahr gebracht hat. Darin hat sie sich verbissen, und da ist es für sie das Einfachste, dir ganz aus dem Weg zu gehen. Dann war da noch alles andere, ihre Scheidung, dass du dein Leben nie in den
Griff kriegst, ich meine, dass du dich offenbar nicht entscheiden kannst, ob du auf dem Festland bleiben oder auf Gotland wohnen willst, und dann ist sie also hier und muss alle Verantwortung übernehmen und versuchen, die anderen Kinder und Olle und dich und Elin unter einen Hut zu bringen. Wie viel Mühe hast du dir eigentlich gegeben, um sie zu verstehen? Du willst immer so verdammt empathisch und ethisch sein, wenn du bei der Arbeit bist, und du willst Rücksicht nehmen

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