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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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mehrere schwere
Raubüberfälle gehen. Die Fahndung nach den Komplizen des Mannes läuft noch.
    Es war ein seltsames Gefühlsgemisch aus
dankbarem Aufatmen und blankem Grauen, das sich Elizas beim Lesen bemächtigte.
Dass es sich bei dem Toten um César handeln musste, stand außer Frage und dass
er nicht durch eigene Hand, sondern durch die Hand eines Vampirs gestorben war,
war nach allem, was sie bisher erfahren hatte, ebenfalls eine Tatsache. Sie
schaute Valeriu an und es war das erste Mal, dass sie sich vor ihm fürchtete.
Es hätte so viele Gelegenheiten gegeben, bei denen es mehr als natürlich
gewesen wäre, Angst vor ihm zu haben. Aber sie hatte keine empfunden, bis
jetzt, da ihr Geliebter den Mann gerichtet hatte, der sie so brutal bedroht
hatte. Ihr wurde die groteske Tatsache bewusst, dass sie mit einem Vampir ihr
Leben teilen konnte, nicht aber mit einem Mörder.
    Valeriu hatte sein Buch beiseitegelegt
und sich den ganzen Bericht aufmerksam angehört, ohne sie zu unterbrechen. Als
sie geendet hatte, erklärte er sanft: „Ich weiß, was du jetzt denkst. Aber ich
habe es nicht getan, Liebste.“
    „Du hast mir in den letzten Tagen in
jeder Hinsicht die Wahrheit gesagt. Bitte fang jetzt nicht damit an, mich zu
belügen“, bat Eliza und in das Gefühlschaos, das sie empfand, mischten sich Wut
und Enttäuschung.
    „Ich sage dir auch jetzt die Wahrheit,
Eliza. Ich habe mit dem Gedanken gespielt. Oh ja, ich wollte ihn töten für das,
was er dir angetan hat, aber ich habe es nicht. Ich wollte nicht ertragen müssen,
dass du mich so ansiehst, wie du es jetzt tust. Mit der uralten Angst und der
Abscheu in deinen schönen Augen, vor dem unberechenbaren Geschöpf der Nacht.“
    Eliza schüttelte mehrmals den Kopf; eine
Geste die für mehrere simultane Empfindungen Pate stand. Dass sie Gewalt
verabscheute, hatte nichts damit zu tun, dass Valeriu ein Vampir war. Sie
wollte nicht glauben, dass er diesen Mord begangen hatte, aber sie konnte auch
nicht glauben, dass er daran nicht beteiligt war.
    „Wer sollte es sonst getan haben?“
fragte sie schließlich kühl und mit tonloser Stimme.
    „Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen,
aber ich vermute, dass René selbst sich seiner entledigt hat. Auch er will das
Arkanum nicht gefährden, auch wenn man bei seinem sonstigen Verhalten anderes vermuten
könnte. In seiner perfiden Rachsucht hat er César zu vieles anvertraut. Darum
musste er wohl sterben.“ Valerius Stimme hatte ruhig und liebevoll geklungen,
lediglich eine winzige Nuance zu hart, aber nun erhob er sich abrupt und
verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
    Eliza blieb auf der Couch sitzen. Wenn
sie genau darüber nachdachte, hatte Valeriu nicht einmal Gelegenheit gehabt,
César umzubringen, schließlich waren sie die letzten Nächte hindurch ununterbrochen
zusammen gewesen. Sie kam sich schäbig vor und es tat ihr schrecklich leid,
dass sie ihm so misstraut hatte. Es musste ihn sehr verletzt haben und trotzdem
blieb er ihr gegenüber fair und behutsam. Sie wollte ihn um Verzeihung bitten,
aber sie wusste nicht, wie. Eine gefühlte Ewigkeit saß sie einfach nur da, ließ
den Kaffee kalt werden, der vor ihr auf dem Tisch stand und sinnierte über die
richtigen Worte.
    Dann endlich gab sie sich einen Ruck und
machte sich auf die Suche nach ihm. Sie hatte kein Auto wegfahren hören, also
war er wohl noch im Haus. Als erstes vermutete sie ihn in seinem Arbeitszimmer,
doch dort war er nicht. Sie lief durch alle Zimmer, aber er schien vom Erdboden
verschluckt. In der Küche traf sie auf Wilbert, der sofort beiseite stellte,
was er gerade in der Hand gehabt hatte und freundlich fragte: „Kann ich Ihnen
helfen, Miss Hoffmann?“
    Eliza druckste einen Augenblick herum,
dann erklärte sie unumwunden: „Ich suche Valeriu. Wissen Sie, wo er ist?“
    Wilbert schien ihr das schlechte
Gewissen anzusehen, denn da war wieder dieser väterliche Unterton in seiner
Stimme, als er sagte: „Ich könnte mir vorstellen, dass er draußen im Park ist,
Miss Hoffmann.“
    „Bitte, ziehen Sie etwas Warmes an. Sie
werden sich erkälten“, rief Wilbert ihr besorgt nach, doch Eliza war bereits
auf dem Weg nach draußen.
    Obwohl die Wege beleuchtet waren,
stapfte sie unsicher durch den Schnee und die schwarzen Schatten, die die
mächtigen Bäume warfen, waren ihr ein bisschen unheimlich. Zum Glück
hinterließen auch Vampire Fußspuren und so dauerte es nicht lang, bis sie ihn
aufgespürt hatte. Zu jeder anderen Jahreszeit musste das

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