Somnambul Eliza (German Edition)
begleitet haben“, stellte
Frau Algeyer fest und ihr Tonfall stellte die Vermutung und die leise Hoffnung
in den Raum, Eliza sei bloß eine Art Hostess.
Eliza lächelte kühl: „Es ehrt mich, dass
Sie sich an mich erinnern. Valeriu begleitet mich übrigens regelmäßig zu den
Veranstaltungen bei uns am kunsthistorischen Institut.“
Frau Algeyer gab sich keine Mühe, ihrem
künstlichen Lächeln auch nur einen Hauch Natürlichkeit zu verleihen, als sie
sagte: „Leider kann ich mich im Augenblick nicht an Ihren Namen erinnern.“
„Bitte verzeihen Sie, wenn ich versäumt
haben sollte, Sie mit meiner Lebensgefährtin bekannt zu machen. Ihr Name ist
Eliza Sophia Hoffmann. Sie ist Kunstwissenschaftlerin“, entgegnete Valeriu an
Elizas Stelle und ihr voller Name klang aus seinem Mund wie Poesie. Doch die
größte Wirkung entfaltete das Wort Lebensgefährtin , das in seinem
speziellen Fall eine ganz besondere Bedeutung hatte.
Dann trat Herr Algeyer, der sich die
ganze Zeit, wie schon bei ihrer letzten Begegnung, im Hintergrund gehalten
hatte, zu ihnen, wobei er zuerst Eliza, dann Valeriu mit einem herzlichen
Händedruck begrüßte. Offenbar war nicht nur Eliza aufgefallen, dass der alte
Herr einen Augenblick länger als nötig mit ihrer Hand in der seinen und dem
Blick auf ihrem Dekolleté verweilte, denn seine Gattin warf ihm einen
unverhohlen strafenden Blick zu.
Doch da trafen bereits die nächsten
Gäste ein und bei einem der Paare, die sich in die Reihe der Gratulanten
einreihten, handelte es sich um Laurin und Aurica.
Nachdem sie ihre Pflichtübung absolviert
hatten, gesellten sich die beiden umgehend zu Eliza und Valeriu.
„Frau Algeyer ist Patientin bei mir,
unter uns, eine meiner besten Kundinnen“, beantwortete Aurica leise die
unausgesprochene Frage.
„Und was verpflichtet euch, heute Abend
hier zu sein?“ wollte Laurin wissen und sein
verbindliches Lächeln strafte seine bissig-ironischen Worte Lüge.
Valeriu grinste: „Die Herrschaften sind
ebenso regelmäßige Gäste in meinen Hotels und im kunsthistorischen Institut.“
Es handelte sich um eine klassische
Cocktailparty mit Fingerfood, Snacks und Häppchen, also die ideale
Veranstaltung für Vampire, bei der niemand darauf achtete, ob und wie viel die
einzelnen Gäste verzehrten.
Die Gästeliste war hochkarätig und bis
alle Hände geschüttelt und alle einander vorgestellt worden waren, bewegten
sich die Gespräche im reinen Smalltalk-Bereich.
„Ich wusste ja gar nicht, dass sie sich
kennen!“ rief Frau Algeyer überschwänglich und meinte damit Aurica und Valeriu.
„Wissen Sie, Frau Ionescu ist meine Therapeutin. Oh je, Ihr Name ist in unseren
Sitzungen nämlich auch schon das eine oder andere Mal gefallen, Herr Baron. Das
ist mir aber jetzt unangenehm. Sehen Sie, ich werde schon ganz rot.“
Ihr koketter Augenaufschlag machte
deutlich, dass ihr diese Tatsache nicht halb so peinlich war, wie sie
behauptete.
„Sie können ganz beruhigt sein, Frau
Algeyer. Unsere Gespräche unterliegen voll und ganz der Schweigepflicht“,
erklärte Aurica.
„Gott sei Dank. Ich wüsste kaum, wie ich
Ihnen noch in die Augen schauen sollte, Herr Baron“, lachte Frau Algeyer
übertrieben und nutzte die Gelegenheit, Valeriu verschwörerisch am Arm zu
tätscheln.
„So schlimm?“ fragte er trocken und er
war der Einzige, dessen Lächeln ein wenig verbissen ausfiel.
Dann öffnete sich schwungvoll die
weißgetäfelte Doppeltür und alle Blicke wandten sich dem Gast zu, der seine
Verspätung zu einem so dramatischen Auftritt zu nutzen wusste. Eliza blieb
förmlich das Herz stehen, als sie René erblickte.
Er trug einen schwarzen, leicht
glänzenden Anzug und eine ebensolche Weste mit antik wirkenden silbernen
Knöpfen, dazu eine ebenfalls schwarze Krawatte. Sein weißer Hemdkragen war
besonders hoch und erinnerte ein wenig an den Stil Karl Lagerfelds. Sein
dunkles Haar war, wie üblich, nach hinten gekämmt und sein Gesicht war von
überaus wächserner Blässe. Insgesamt sah René genau so aus, wie man sich einen
Vampir im 21. Jahrhundert vorstellte – düster, elegant und diabolisch.
Mit den Worten: „Monsieur de Voland! Wie
reizend, dass Sie es doch möglich machen konnten!“, ließ Frau Algeyer von
Valeriu ab und stürzte auf René zu.
Dieser verhielt sich ihr gegenüber
ausgesprochen charmant und von ihm erhielt sie die ersehnten französischen
Wangenküsse, die ihr bei Valeriu verwehrt geblieben waren.
„Sie sehen fantastisch aus,
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