Somnambul Eliza (German Edition)
bewegte als sie und auch sehr viel schneller. Sie hatte
die Arme fest um seinen Hals geschlungen und obwohl sie fror, fühlte sie sich
an seiner Brust so geborgen, dass sie sich von ihm noch sehr viel weiter hätte
tragen lassen.
An
diesem Abend warteten eine herrliche heiße Schokolade, ein noch heißeres Bad
und eine noch sehr viel heißere Nacht auf Eliza.
Mittlerweile
lebte sie seit fast zwei Wochen mit dem Wissen um Valerius wahre Identität und
sie hatten inzwischen zu einem praktikablen Rhythmus gefunden, mit dem sie
beide zurechtkamen.
Eliza bereitete es keine größeren
Probleme, bis vier Uhr nachts aufzubleiben, dafür schlief sie am nächsten
Vormittag etwas länger. Wenn Valeriu am Spätnachmittag erwachte, blieben ihnen
mehr gemeinsame Stunden als den meisten anderen Paaren. Und es waren schöne und
besondere Stunden, die Valeriu Eliza bereitete. Der Alltag mit ihm war voller
Romantik, reich an kleinen und großen Gesten, die Gespräche mit ihm voll von
Esprit und Humor und der Sex jenseits jeder Vorstellungskraft. Valeriu spielte
für sie Klavier, sie lasen einander vor, während das Kaminfeuer prasselte, sie
verbrachten fantastische Theater- und Kinoabende, ausgiebige Abendspaziergänge
und er überraschte sie mit glamourösen Shoppingtouren und einer mehr als
romantischen Fiakerfahrt durch das verschneite Wien.
Kurz,
Eliza lebte wie in einem Traum. Und als die Realität in diesen Traum einbrach,
traf sie das völlig unvorbereitet.
„Du musst mich wirklich nicht begleiten.
Ich kann gut verstehen, wenn du deinen Samstagabend lieber mit Stephan oder
deinen Freundinnen verbringst, als auf dieser langweiligen Geburtstagsparty“,
erklärte Valeriu, aber Eliza wusste, dass er sehr wohl auf ihre Begleitung
hoffte und nur ungern allein auf der Cocktailparty der Algeyers auftauchen
würde.
„Natürlich werde ich mitkommen. Ich kann
dich dieser Frau doch nicht kampflos ausliefern.“
„Du wirst mich also vor ihrer
Zudringlichkeit beschützen?“ fragte er schelmisch grinsend.
„Ich werde dich mit Zähnen und Klauen
verteidigen“, gab sie heldenhaft zurück.
„Das ist wohl eher mein Metier“,
entgegnete er lachend und zog sie, auf ihre heroischen Worte hin, an sich, um
sie zu küssen.
„Du siehst hinreißend aus“, befand
Valeriu, als sie sich wenig später ausgehfein gemacht hatte. Eliza trug ein
ausgefallenes Lanvin -Kleid mit schwarzgrauem
Farbverlauf und schmeichelndem Wasserfallkragen, das Valeriu ihr gekauft hatte.
Dazu hatte sie ihre schlichten schwarzen, aber mörderisch hohen Louboutin-Stilettos kombiniert.
„Du siehst auch gut aus“, erwiderte sie,
während sie Valerius schmale, schwarze Krawatte zurechtzog .
„Eigentlich eine Spur zu sexy, wenn ich bedenke, in welche Gesellschaft du dich
begibst“, fügte sie mit einem bösen Grinsen hinzu.
Valerius schmaler Dior-Anzug saß wie
üblich perfekt und ohne sich abgesprochen zu haben, passten ihre Outfits an diesem
Abend hervorragend zusammen.
Frau
Algeyer feierte ihren Geburtstag in einem Saal im Hotel Sacher und schon die
beiden Löwen mit goldenen, strassbesetzten Kronen,
die die Urne für die Spenden, die sich das Geburtstagskind anstelle von
Geschenken gewünscht hatte, in ihren Pranken hielten, verrieten einiges über
Geschmack und Kunstsinn der Gastgeberin.
„Wie schön, dass Sie kommen konnten und
meine bescheidene Party adeln, Herr Baron“, säuselte Frau Algeyer, die diesmal
in einem apfelgrünen Escada-Ensemble inklusive ausladendem Hut steckte, obwohl
sie hier wohl weder einen Sonnenbrand noch eine Regenschauer zu befürchten
hatte und das auffällige Accessoire sich zudem als sehr hinderlich erwies, als
sie versuchte, Valeriu mehr als einen Handkuss zu entlocken.
Valeriu versicherte ihr, wie gerne er
ihre Einladung angenommen habe und wie entzückt sie beide seien, ihre Gäste
sein zu dürfen und Eliza warf unwillkürlich einen Blick auf seine schöne gerade
Nase, mit der Befürchtung, sie könne augenblicklich in die Länge schießen.
Valeriu ließ es unmittelbar mit der Verwendung des Plurals zusammenfallen, den
Arm um Elizas Taille zu legen, wodurch Frau Algeyer nicht länger umhinkonnte,
Elizas Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen. Sie streckte ihr eine kleine fleischige
Hand hin, jedoch in einer so nachlässigen, schlaffen Geste, dass Eliza Mühe
hatte, die wohlgenährte Hasenpfote überhaupt zu ergreifen.
„Ich erinnere mich, dass Sie Herrn
Bazon-Arany auch zu dieser Universitätsveranstaltung
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