Somnambul Eliza (German Edition)
greifen war und der kurz
davor war, die Beherrschung zu verlieren. Sanft strich Eliza mit dem Daumen
über seinen Handrücken, doch Valeriu machte nicht den Eindruck, als ließe er
sich dadurch beruhigen.
„Du hast schon immer den Fehler gemacht,
deine Fantasien mit den Wünschen der anderen gleichzusetzen, René. Frauen mit
derartigen Neigungen sind mir fremd und dass Eliza keine Sehnsüchte dieser Art
hegt, kann ich dir versichern“, erwiderte Valeriu durch zusammengebissene Zähne
und seine Stimme klang wutverzerrt und bedrohlich grollend.
„Ach komm, Valeriu. Diese
Tugendhaftigkeit steht dir nicht, mein Freund. Sie macht dich langweilig und
fad. Du weißt ebenso gut wie ich, dass man manche Menschen zu ihrem Glück
zwingen muss.“ René grinste und der anzügliche Blick, mit dem er Eliza
bedachte, wirkte auf Valeriu wie die Muleta auf einen wilden Stier.
„Das ist ein Irrglaube, René. Und
das Tragischste und Fatalste ist, dass du selbst glaubst, was du da redest“,
erwiderte er voller Verachtung und seine Stimme hatte Ähnlichkeiten mit dem
wütenden Fauchen einer Raubkatze.
Dann schaltete sich Frau Algeyer ein,
die wie verzaubert an Renés Lippen gehangen hatte: „Ich wüsste gern, warum Sie
sich über Monsieur de Volands Position so sehr erregen, Herr Baron“, erklärte
sie wimpernklimpernd.
„Glauben Sie mir, Frau Algeyer, ich habe
meine Gründe. Und Sie sollten im Umgang mit René de Voland ebenfalls Vorsicht
walten lassen“, entgegnete Valeriu gleichermaßen ernst wie bitter.
René lachte und rollte wieder wie ein
Chamäleon mit seiner Zunge.
„Du weißt, dass das den Tatbestand der
Verleumdung erfüllt, mein Lieber.“
„Nein, es geschah nicht wider besseren
Wissens“, beschied ihn Valeriu knapp.
„Aber wider die Vernunft. Und wider die
Natur, wie im Übrigen dein ganzes Verhalten widernatürlich ist; insalubres et dangereux , mon ami .“
Valeriu lachte kurz und verächtlich auf. Du wagst es, mir zu drohen? schienen seine funkelnden Augen zu fragen
und das unheilvolle Blitzen darin stellte Renés verbale Drohung in den
Schatten.
„Unvernünftiges, rücksichtsloses und
leichtsinniges Handeln ist doch wohl eher deine Spezialität, René“, erklärte
Valeriu kühl und mit einem spöttischen Unterton, wobei er offenbar um einen
ruhigen Tonfall bemüht war, um nicht noch mehr Gäste auf dieses brisante
Streitgespräch aufmerksam zu machen.
„Ist es denn falsch, ein bisschen
unvernünftig und leichtsinnig zu sein?“ wollte Frau Algeyer wissen, die René
ebenso hemmungslos anschmachtete, wie sie es bislang bei Valeriu getan hatte.
„Im Gegensatz zu dir, handele ich meiner
Natur entsprechend“, erklärte René zu Valeriu gewandt, mit einem Seitenblick
auf Laurin und Aurica und wie zur Unterstreichung
seiner Worte, fasste er Frau Algeyer um die Taille, die sich jauchzend in seine
Umarmung schmiegte.
„Und zu meiner Natur gehört es,
Jagd auf schöne Frauen zu machen“, fügte René breit grinsend hinzu, wobei es
ihm gelang, Frau Algeyer durch einen theatralischen Kuss in die Halsbeuge davon
zu überzeugen, dass allein von ihr die Rede war, während er gleichzeitig einen
süffisant-diabolischen Blick zu Eliza hinüberwarf, der unmissverständlich
klarmachte, wie diese Botschaft tatsächlich zu verstehen war.
„Diese Neigung wird dir den Kopf kosten,
René“, entgegnete Valeriu so feindselig, dass der drohende Ton seiner Stimme
selbst Eliza frösteln ließ.
René schien es vom ersten Moment des
Gesprächs an, einzig und allein darauf angelegt zu haben, Valeriu zu reizen, zu
provozieren und zu einer unbedachten Handlung zu animieren. Eliza spürte
instinktiv, dass er ihn mit dieser letzten Bemerkung an den Rand seiner
Selbstbeherrschung gebracht hatte und dass Valeriu jeden Moment sein gutes
Benehmen und das Arkanum zu vergessen drohte.
„Lass uns gehen, Liebster“, bat sie und
sah Valeriu eindringlich in die fiebrig glitzernden Augen, doch er schien sie
gar nicht richtig wahrzunehmen.
„Wir sollten jetzt wirklich gehen,
Valeriu“, wiederholte sie sanft und Laurin bekräftigte: „Eliza hat Recht. Es ist wirklich an der Zeit, aufzubrechen.“ Mit
diesen Worten griff er seinen Freund freundlich aber bestimmt am Arm und Eliza
fiel ein Stein vom Herzen, als Valeriu den Blick von seinem Erzfeind abwandte
und sie den Saal wenig später verließen.
Zuhause schloss Valeriu Eliza in die
Arme.
„Ich bin froh, dass du mich begleitet
hast. Ich weiß nicht, was ich mit
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