Somnambul Eliza (German Edition)
den Schrein nach langer Suche in Byblos . Sie küsste die Leiche und weinte. Doch Seth, der
des Nachts jagte, entdeckte den Leichnam und riss ihn in vierzehn Stücke, die
er in ganz Ägypten verstreute. Isis suchte und fand alle diese Teile, bis auf
den Phallus, und fügte sie wieder zusammen. Anubis balsamierte Osiris' Körper
ein und schuf damit die erste Mumie. Isis erweckte Osiris mit Hilfe von Magie
zu neuem Leben und ergänzte auch das fehlende Stück kraft der Magie und er
schwängerte sie, wodurch sie ihm seinen Thronfolger Horus gebar. Dann
versteckte Isis den Sarkophag mit Osiris Leib an einem sicheren Ort, den nur
sie allein kannte. Daraufhin kam die Seele des Osiris nach Amenti ,
um über die Toten zu herrschen bis zur großen letzten Schlacht, bei der Horus
Seth erschlagen und Osiris auf die Erde zurückkehren würde.“
Valeriu hatte ihr wie gebannt gelauscht.
Elizas Blick verlor sich in der
schillernden Tiefe seiner bunten Augen, deren zärtlicher Ausdruck ihr den Atem
raubte. Dann flüsterte er mit ungemein sanfter Stimme: „Ich liebe dich, Eliza.“
Und im gleichen Moment lagen Valerius
Lippen auf ihren. Ungestüm brach sich viel zu lange unterdrückte Leidenschaft Bahn
und Eliza schnappte nach Luft, während seine sinnlichen, kalten Lippen ihren
Mund, ihre Nase und ihre Stirn liebkosten.
Seine Küsse waren weich und zärtlich,
aber gleichzeitig intensiv und leidenschaftlich. Hätte er sie nicht gehalten,
hätten ihre Beine dem unbeschreiblichen Glückstaumel nicht standgehalten, der
ihren ganzen Körper ergriff. Er hatte die drei magischen Worte ausgesprochen
und diesmal schreckte sie nicht vor ihnen zurück, sondern alles in ihr
jubilierte. Er hielt ihr Gesicht in beiden Händen und sie schloss die Augen,
während seine eleganten Finger sanft wie ein Windhauch die Konturen ihres
ebenmäßigen Gesichts nachfuhren, ihre Stirn, ihre Wangenknochen und ihr Kinn
ertasteten. Mit seinem sanften, aber bestimmten Daumen hob er ihr Kinn zu sich
empor und gab ihr einen Kuss, der die Welt stillstehen ließ.
Dann war sein Mund an ihrem Hals und sie
spürte seinen kühlen Atemhauch auf ihrer Haut. Wieder entfuhr Valeriu ein
kehliger Laut und im gleichen Augenblick ließ er von Eliza ab und sie sah in
seinen funkelnden Augen ein wildes, fast feindseliges Flackern, das sie
schaudern ließ. Schnell wandte er das Gesicht ab und als er sie wieder
anschaute, schien sich ein Schalter in seinem Kopf umgelegt zu haben. Gestelzt
sagte er: „Eliza, bitte verzeih mir mein schlechtes Betragen und mein
merkwürdiges Verhalten.“ Er schluckte schwer, dann fügte er mühsam beherrscht
hinzu: „Ich liebe dich, obwohl ich weiß, dass es falsch ist. Ich bin nicht der,
für den du mich hältst und es ist gefährlicher für dich, mit mir allein zu
sein, als du denkst.“
Eliza stand da, wie vom Donner gerührt.
Dann streckte sie zaghaft die Hand nach ihm aus und berührte nun ihrerseits mit
zitternden Fingern sein wunderschönes Gesicht, seine scharf geschnittenen
Wangenknochen und seine sinnlichen Lippen. Zärtlich fuhr sie die feine Furche
zwischen Kinn und Unterlippe nach. Sie schaute unverwandt in die Tiefe seiner
opalschimmernden, traurigen Augen. Dann flüsterte sie: „Ich liebe dich auch.“
Die Worte kamen wie von selbst über ihre
Lippen und sie hätte nicht für möglich gehalten, dass diese kleinen, einfachen
Worte eine so elementare Kraft entfalten könnten. Sie waren wie eine
Zauberformel, die 27 Jahre in ihrem Inneren gereift war, um genau hier und
jetzt das Licht der Welt zu erblicken. Es fühlte sich gut an, sie auszusprechen
und absolut richtig.
„Verrate mir dein Geheimnis, Valeriu“,
bat sie mit leiser Stimme.
Er atmete scharf, doch nach kurzem
Zögern ergriff er zärtlich ihre Hand und bedeckte ihre Fingerspitzen mit
Küssen.
Dann sagte er: „Es tut mir leid, das
kann ich nicht, Eliza. Du solltest dich besser von mir fernhalten.“ Seine
schöne Stimme klang jetzt gequält und hohl, aber gleichzeitig so entschieden,
dass sie nicht den Mut fand, weitere Fragen zu stellen.
Dann nahm er sein Handy aus der Tasche
und bestellte zu Elizas Verwunderung ein Taxi. Während sie warteten, begann
Eliza zu frösteln und Valeriu merkte das sofort. Noch immer vollendeter
Kavalier öffnete er seinen Mantel und nahm sie in seine Arme. Doch er war nun
wieder der beherrschte, reservierte Gentleman, der seine Dienste diskret anbot
und es vermied, Eliza dabei mehr als unbedingt nötig zu berühren. Sie sprachen
kein
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