Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
Vom Netzwerk:
Wort miteinander. Dann kam das Taxi und Valeriu half Eliza in den Wagen
ohne Anstalten zu machen, selbst einzusteigen oder ihr einen Abschiedskuss zu
geben. Sie schaute ihn fragend an.
    „Ich werde noch ein Stück allein
spazieren gehen und mich später von Wilbert abholen lassen“, entgegnete er
ruhig.
    Plötzlich lag Panik in Elizas
Gesichtsausdruck und mit tränenerstickter Stimme fragte sie: „Werde ich dich
wiedersehen?“
    Mit einer unendlich zärtlichen Gebärde
streichelte er ihr über die Wange und sagte mit seiner nun wieder vollen,
klaren Stimme: „Obwohl es für uns beide besser wäre, werde ich wohl kaum von
dir lassen können.“
    Elizas Gesicht verzog sich zu einem
Lächeln, doch Valeriu ließ sich auf keine feste Verabredung ein und gab
stattdessen dem Fahrer Anweisung, vor der Tür zu warten, bis die Dame das Licht
in ihrer Wohnung angezündet haben würde. Dann gab er ihm fünfzig Euro, in denen
in Anbetracht der kurzen Strecke ein überaus großzügiges Trinkgeld enthalten
war. Eliza schwirrte der Kopf, während das Taxi durch die nächtlichen Straßen
Wiens fuhr. War Valeriu wirklich ein Verbrecher? War der Umgang mit ihm
gefährlich, weil es in der Halbwelt missgünstige Rivalen gab oder wurde er
vielleicht beschattet und wollte sie nicht dort mit hineinziehen und vermeiden,
dass sie sich verdächtig machte? War es vielleicht doch eine verlorene oder
unglückliche Liebe, die es nicht zuließ, dass er sich Eliza öffnete? Welche
Gründe er auch für sein rätselhaftes Verhalten haben mochte, er hatte gesagt,
dass er sie liebte und seine Worte hatten ernsthafter und aufrichtiger
geklungen, als sie sie je aus dem Mund eines Mannes vernommen hatte. Und
mindestens ebenso wichtig war, dass sie es ihm gleichgetan hatte und erst dabei
gemerkt hatte, wie ernst sie es meinte. Valeriu war der Mann, auf den sie ihr
Leben lang gewartet hatte.
    Während Eliza noch ganz in ihre
Überlegungen vertieft war, hielt das Taxi vor ihrer Haustür.

 
    Diese Nacht
schlief Eliza unruhig und sie wälzte sich in ihrem Bett hin und her, mal
schwitzte sie und trat die Bettdecke beiseite, dann wieder fror sie und zog die
Decke bis zur Nasenspitze hoch. Einmal versetzte sie Felis ungewollt einen
Tritt und die Katze maunzte beleidigt. Eliza war hin und hergerissen von den
widersprüchlichen Gefühlen und Gedanken, die sie bewegten. Sie war verliebt in
Valeriu und er liebte sie. Sie hätte absolut glücklich sein sollen und alles
hätte perfekt sein können, aber das war es nicht. Etwas stand zwischen ihnen
und Eliza hatte keine Ahnung, was es war.
    Heute begann das Wintersemester und
morgen würde Eliza ihre erste Seminarsitzung am kunstgeschichtlichen Institut
halten. Also nutzte sie den Tag, um sich noch einmal gründlich vorzubereiten,
legte die Bücher zusammen, die sie den Studenten als Literaturgrundlage
empfehlen wollte und las noch ein paarmal ihre Aufzeichnungen durch. Dann
setzte sie sich an ihren Laptop und überarbeitete die Powerpoint-Präsentation,
die sie bereits vorbereitet hatte, an der sie aber nun noch die eine oder
andere Veränderung vornahm. Das Seminar würde sich mit der Strömung des
Surrealismus beschäftigen und morgen würde sie den Studenten einen Überblick
über den Verlauf des Seminars geben und die Themen vorstellen, die für Referate
und Hausarbeiten in Frage kommen würden. Zwischendurch musste sie immer wieder
an Valerius geheimnisvolle Worte denken und an sein rätselhaftes Verhalten ihr
gegenüber. Doch egal wie lange sie auch darüber sinnierte und wie oft sie auch
all seine Äußerungen in Gedanken durchspielte und analysierte, sie wurde nicht
schlau aus ihm, die Teile wollten sich einfach nicht logisch zusammenfügen.
    Am Nachmittag schaute Eliza bei Stephan
auf eine Tasse Kaffee vorbei. Wie bereits gewohnt fungierte Stephan als ihr
wissbegieriges Tagebuch und fragte sie über den gestrigen Abend aus. Doch Eliza
war diesmal wortkarger und erzählte ihm mehr von der Oper als von Valeriu,
dessen Verhalten sie lediglich als äußerst geheimnisvoll umriss. Für Stephan
stand schnell fest, dass Valeriu eine Halbweltgröße sein musste und er meinte,
dass solche Leute sich gern mit dunklen Geheimnissen schmückten, aber ihre
Geliebte immer auf Händen trügen.
    „Hättest du wirklich was dagegen, wenn
er ein Danny Ocean oder ein Thomas Crown wäre? Ein kultivierter, sexy Verbrecher mit
Adelstitel – also ich finde das wahnsinnig aufregend. Wahrscheinlich plant er
noch einen letzten

Weitere Kostenlose Bücher