Somnambul Eliza (German Edition)
Rückzieher.
Sie flüsterte: „Du brauchst dich nicht
zu entschuldigen. Ich habe das eben sehr genossen“, und wieder umspielte dieses
zauberhafte Lächeln seine Mundwinkel, doch er näherte sich ihr nicht noch
einmal.
Wieder wandten sie sich beide der Zauberflöte zu, doch Elizas Herz pochte wie wild und sie konnte sich kaum mehr auf die
Darbietung konzentrieren. Sie fühlte sich so stark und elementar zu Valeriu
hingezogen, dass sie während der nächtlichen Gartenszene nicht mehr an sich
halten konnte und sich an seine Schulter schmiegte. Sofort umfingen seine Arme
sie und er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Er zog sie so an sich, dass ihr
Kopf an seiner muskulösen, kalten Brust zu liegen kam und sie kuschelte sich an
ihn. Er roch wunderbar herb und frisch mit einem betörend feinen Hauch von Silver Mountain Water .
Seine Umarmung war nun kraftvoll und leidenschaftlich. Seine kühlen, samtigen
Lippen wanderten an ihrem Nacken hinab bis zu ihrer Halsbeuge und ein
berauschtes, fast animalisches Knurren entwand sich seiner Kehle. Aber er
vermied es, sie zu küssen. Er brachte Elizas Blut in Wallungen und die Hitze
schoss ihr in den Kopf, während sie sich seinen Berührungen hingab.
Doch dann war alles vorbei und er
entwand sich, zärtlich aber bestimmt, ihrer Umarmung. Sie versuchte, ihre
Erregung zu verbergen, doch es gelang ihr kaum.
Mit ungemein kehliger Stimme erklärte
Valeriu: „Es tut mir leid, Eliza. Ich kann das nicht.“ Und sie meinte zu hören,
wie er mit sehr leiser Stimme und mehr für sich selbst hinzufügte: „Es ist nur
zu deinem Besten.“
Eliza saß wie benommen da.
Dieser Mann gab ihr Rätsel auf.
Schließlich war er es, der sie hatte unbedingt kennenlernen wollen und der sie
mit Aufmerksamkeit überhäufte und ihr mit diesen wunderbaren, kostspieligen
Abenden die Welt zu Füßen legte. Ebenso eindeutig war, dass er sie begehrte, doch
er wollte es nicht zulassen und übte sich stattdessen immer wieder in
selbstauferlegter Zurückhaltung und Selbstbeherrschung. So grübelte Eliza über
sein rätselhaftes Verhalten nach und fragte sich, ob er vielleicht verwitwet
war oder auf andere Weise gerade eine große Liebe verloren hatte, was die
vielleicht schlüssigste Erklärung für sein ambivalentes Verhalten darstellte.
Als sie die Oper verließen, war es fast
Mitternacht. Valeriu und Eliza entschieden sich, den Abend noch bei einem Cocktail
ausklingen zu lassen und ließen sich von Wilbert zur Loos-Bar in der Kärntner
Straße chauffieren, die der visionäre Wiener Architekt der Jahrhundertwende
Adolf Loos nach amerikanischem Vorbild geschaffen hatte. Zu den ungewöhnlichen
und exklusiven Baumaterialien innen und außen zählten neben hochwertigen
Hölzern auch Messing, Marmor und Onyx. Es handelte sich um einen gleichermaßen
traditionsreichen wie hippen Ort mit einem interessanten internationalen
Publikum und einer reichen Auswahl an fantastischen Drinks. Valeriu wählte
einen Rob Roy , die schottische Whiskey-Variante des Manhattan und
wieder kamen die geheimnisvollen Tropfen zum Einsatz. Eliza ließ sich einen Frozen Fruit Margarita schmecken und sie unterhielten sich über die Inszenierung und dann über die Zauberflöte im Allgemeinen. Obwohl Eliza mit der Musik der Zauberflöte aufgewachsen
war, wusste sie nur wenig über deren Entstehung und Valeriu erzählte ihr, dass
es sich dabei vor allem um ein Singstück handele, das mit seinen märchenhaften
Figuren und den fantasievollen Inhalten sowie den spektakulären Kulissen- und
Bühnenverwandlungen aus der Tradition des Alt-Wiener Zaubertheaters
hervorgegangen war. Dann erzählte er ihr, dass sowohl das Libretto als auch
Mozarts Vertonung stark von der Freimaurerei beeinflusst seien und dass Mozart
selbst Mitglied der Wiener Loge gewesen war.
„In der Wiederholung einer bestimmten
Akkordfolge soll Mozart die für die verschiedenen Grade der Loge
charakteristischen Hammerschläge verarbeitet haben. Außerdem sind sowohl die
dreiteilige Ritualfolge der Einweihung als auch ein großer Teil der verwendeten
Symbole der Freimaurerei zuzuordnen. Der Bund der Eingeweihten verkörpert
gewissermaßen die Ziele der Freimaurerei: Humanität, sittliche Läuterung des
Menschen und Wohltätigkeit.“
Eliza war beeindruckt und Valeriu
musste ihr alles erzählen, was er über die Freimaurer wusste, denn die
sagenumwobenen Geheimgesellschaften waren etwas, mit dem sie sich überhaupt
nicht auskannte, was sie aber sehr faszinierte.
Als sie
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