Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II

Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II

Titel: Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Varus
Vom Netzwerk:
Schlüssel!“
    Danach wurde es still.
    Als Corvus das Zimmer seiner Eltern betrat, sah er seinen Vater tot auf dem Boden liegen. Seine Mutter war noch am Leben. Sie hatte sich am Deckenbalken erhängt. Ihre Beine strampelten. Corvus starrte sie einfach nur an, bis sie schließlich zurückstarrte.

XII
     
    Als Corvus nach einem langen Fußmarsch in die Nähe seiner Villa kam, sah er einen orangefarbenen Schein am Himmel. Der Geruch von Feuer und Rauch wehte ihm entgegen. Corvus dachte zunächst, seine Villa stehe in Flammen. Entgegen aller Vorsicht rannte er auf das Gebäude zu. Dann besann er sich und versteckte sich im Gebüsch neben dem Zaun. Von dort aus blickte er in den Hof, wo ein großes Feuer brannte. Es war ein Scheiterhaufen. An die fünfzig Personen in weißen Gewändern standen um das Feuer herum und sahen zu, wie der Leichnam von Gracchus III verbrannte. Sie richteten ihn post mortem hin.
    Corvus griff nach seiner Kralle, riss sich dann aber zusammen. Er ahnte, wer sie waren.
    Ein grauhaariger Mann trat in ihre Mitte. Sein weißes Gewand reichte bis zum Boden. In der Hand hielt er einen gekrümmten Stab. Das musste Quintus Sentius sein. Der Schein des Feuers flackerte auf seinem Gesicht, ließ dessen Furchen tief und unheimlich erscheinen. Es wirkte maskenhaft. Seine Stimme war dunkel und laut: „Die Zeit ist gekommen! Die Unreinen werden für ihre Sünden büßen. Wir aber, die wir den rechten Weg gewählt haben, werden erlöst. Wir werden nicht länger unter der Verderbtheit der Missgeburten leiden müssen, die Nova Genesis erschaffen hat. Die Hure Sejan, der Leichenschänder Corvus und der teuflische Cato; wir werden sie ergreifen und für ihre Untaten bestrafen. Vor unseren Augen werden sie in der Hölle schmoren. Ihre Qualen werden endlos sein. Und so wird es allen ergehen, die auf ihrer Seite stehen.“
    Er winkte zwei Personen heran, einen jungen Mann und eine Frau. Ihre Oberkörper waren nackt. Das lange, rote Haar der Frau bedeckte ihre Brüste. Der junge Mann neben ihr war schlank und schwarzhaarig. Von weitem wirkten sie wie Puppen: emotionslos und perfekt.
    Quintus stellte sie seinen Anhängern vor: „Dies sind die Eva und der Adam einer neuen Generation. Bald wird es noch mehr von ihnen geben. Sie werden unsere Krieger in der Schlacht gegen das Böse sein.“
    Die Kampfkraft seiner Eva hatte er bereits in der Arena demonstriert. Nun ließ er Adam vortreten: „Er ist nahezu unbesiegbar.“
    Quintus winkte mit der Hand, und zwei seiner Jünger führten einen Gefesselten zu Adam. Der Mann war beeindruckend groß und muskulös, wahrscheinlich ein Gladiator.
    Sie lösten ihm die Fesseln und reichten ihm ein langes Messer.
    Adam begann den Kampf waffenlos. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er sich das Messer seines Gegners angeeignet, und bevor der Mann noch einmal Luft holen konnte, schnitt Adam ihm die Kehle durch. Eine beeindruckende Vorstellung.
    Quintus sprach zu seinen Jüngern: „Fürchtet euch nicht! Adam ist der Diener einer guten Sache.“
    Adam verbeugte sich zunächst vor Quintus und dann vor den Jüngern.
    Quintus lobte ihn: „Das hast du gut gemacht.“
    Die Art, wie Quintus das sagte, erinnerte Corvus an einen Herrn, der seinen Hund lobte.
    Sie warfen die Leiche des Gladiators ins Feuer. Der Geruch von verbranntem Fleisch wehte zu Corvus herüber. Er hustete leise. Hoffentlich hatte das keiner gehört. Die rothaarige Eva schien jedoch übermenschlich scharfe Sinne zu besitzen. Sie wies in Corvus' Richtung: „Da!“
    Corvus ergriff die Flucht und brachte sich dadurch in Gefahr, denn er war über zwei Meter groß, und als er aufstand, sahen sie ihn alle. Er hörte Quintus schreien: „Fangt ihn! Lasst ihn nicht entkommen!“
    Corvus wusste, dass er es nicht schaffen konnte, bis zu Sejans Quartier zu fliehen. Er wollte sie auch nicht dorthin locken. Wenn Quintus solche Spielfiguren auf das Brett stellte, dann brauchte Corvus mehr als einen Bauern. Und er hatte noch einen Trumpf im Ärmel – das hoffte er zumindest. Schließlich blieb ihm nur eine Möglichkeit: Catos Haus.

XIII
     
    Der Bruch von Catos Nase war kaum zu erkennen, doch er stach ihm ins Auge, als er vor dem Spiegel stand. Cato schwor Lucia und vor allem Quintus Rache. Sie hatten ihn öffentlich blamiert, und das erforderte eine entsprechende Reaktion. Der Mann, der ihn erschaffen hatte, sollte Cato nicht die Herrschaft streitig machen. Dafür hätte Quintus ihn weit früher töten müssen, aber das hatte er nicht

Weitere Kostenlose Bücher