Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II
raffte sich vom Boden auf. „Jawohl, Herr.“
Cato zerschlug Sejans Hoffnung. Aber etwas blieb. Sejan hatte Blut geleckt, und er wollte mehr davon kosten.
Dann kam der Tag, an dem Cato ihm befahl, das Oberhaupt einer kleinen Bande auszulöschen. Die Schlangen waren keine Konkurrenz, doch Cato wollte sie im Keim ersticken.
Sejan erfüllte seinen Auftrag, aber er kehrte nicht zu seinem Herrn zurück. Stattdessen zeigte er den Schlangen die Leiche ihres Anführers.
„ Ich bin jetzt euer Boss. Wenn jemand Einspruch erheben will, dann trete er vor und stelle sich mir zum Kampf.“
IX
Gaius hatte bloß ein Sexspielzeug gewollt, ein nächtliches Ventil für seine tägliche Verzweiflung. Nun musste er Darius näher an sich heranlassen, als ihm lieb war. Darius war kein schlechter Kämpfer, aber er war emotionsgesteuert und undiszipliniert. Hass war kein guter Lehrmeister, und Gaius war es daher ebenso wenig.
Warum tat er das überhaupt? Er trug nun das Zeichen des Raben auf seiner Brust, und es war nur eine Frage der Zeit, bis Sejan und Corvus sich wieder entzweiten. Noch waren es bloß Machtspiele, doch die konnten schnell zum Krieg führen. Und dann würde Darius ihm als Feind gegenüberstehen.
Schlimmer konnte ihr Verhältnis zueinander allerdings kaum werden.
Der laute Knall einer Schusswaffe schreckte Gaius aus seinen Gedanken. Es kam aus dem Badezimmer. Darius war dort seit einer halben Stunde nicht wieder herausgekommen. Hatte der junge Mann sich erschossen?
Gaius sprang auf und wollte die Tür öffnen, doch sie war verriegelt. Er trat so lange gegen das Schloss, bis es aus dem Türrahmen brach.
Gaius erschrak.
Darius war nackt. Er hatte sich das Haar gefärbt. Nun war es schwarz. Mit der Waffe in seiner Hand hatte er sein Spiegelbild erschossen. Die Scherben des Spiegels lagen überall verteilt und hatten sich teilweise auch in Darius' Haut gebohrt.
Gaius nahm ihm die Pistole aus der Hand und sicherte sie. „Bist du wahnsinnig?!“
Der Ausdruck in Darius' Gesicht machte ihm Sorgen. Fast wurde Gaius schwach. Dann riss er sich zusammen und wies auf einen Besen, der in der Ecke stand: „Los, feg die verdammten Scherben auf!“
X
Sie hatten Silvius' Wunden versorgt. Sogar sein herausgebrochener Schneidezahn war durch ein Implantat aus Weißgold ersetzt worden. Sie behandelten ihn gut. Vor ihm auf dem Tisch standen erlesene Speisen. Aber Silvius hatte keinen Appetit. Sein Gegenüber, der grauhaarige Mann, der sich Quintus Sentius nannte, sah ihn durchdringend an. „Ich weiß, wer du bist.“
Und er wusste sicher auch, wie hoch Silvius' Kopfgeld war. Allerdings schien ihn das nicht zu interessieren. Er sprach bloß: „Wir müssen nun herausfinden, ob du gut bist oder schlecht.“
Silvius fragte sich, nach welchem Maßstab Quintus das beurteilte.
Quintus ließ ihn wissen: „Es sind deine Gene, die mir Sorgen machen.“
„Meine Gene?“
Obwohl Quintus ruhig sprach, wirkten dessen stechend blaue Augen fanatisch: „Gott hat den Menschen einen Code gegeben. Aber Gott hat es als Rätsel gedacht. Ich bin derjenige, der auserkoren ist, dieses Rätsel zu lösen, das Gute vom Bösen zu trennen.“
Was war das für ein Wahnsinn? Und was war das für ein Gott?
Silvius war vorsichtig: „Ich weiß nichts über solche Dinge.“
Quintus lächelte: „Du wirkst so unschuldig. Aber bist du es auch?“
Was sollte Silvius darauf antworten? Er wusste nur eins: Er musste hier weg, und das möglichst schnell. Allerdings sah es nicht gut für ihn aus. Dieses Gebäude war schwer bewacht. Und er war nicht mehr auf dem Festland. Sie hatten ihn ein Stück weit übers Meer gebracht. Das hier war eine Insel. Er war ein Gefangener.
Quintus streckte seine Finger aus und strich Silvius über die Wange. „Wir werden es herausfinden.“
Nach dieser zärtlichen Berührung wurden Quintus' Gesichtszüge hart. Er zog seine Hand zurück und stand auf, um zur Tür zu gehen. Vor der Tür standen zwei Männer in weißen Gewändern Wache. Quintus wies auf Silvius und befahl den Männern: „Führt ihn in den Dialograum.“
XI
Corvus hatte keine Lust auf weitere Machtkämpfe mit Sejan – zumindest nicht an diesem Abend. Cato hatte ihm prophezeit, es werde schwierig: „Man muss Sejan immer wieder zeigen, wer der Herr im Haus ist. In dieser Hinsicht ist er nämlich ein wenig vergesslich.“
Und genau das reizte Cato an Sejan. Corvus hingegen fand es eher anstrengend. Doch mit einer guten Taktik und den richtigen
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