Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol II
Drogen würde er sich Sejan bald gefügig machen.
Corvus trank ein Glas mit Opium versetzten Wein und war danach der Meinung, ein Spaziergang an der frischen Luft tue ihm gut. Bei der Gelegenheit konnte er gleich noch ein paar Dinge aus seiner Villa holen. Dazu musste er sozusagen in seinem eigenen Haus einbrechen.
Oft hatte er überlegt, die Villa zu verkaufen. Aber die Geister, mit denen er hier gelebt hatte, wollten ihn nicht gehen lassen. Zwanzig Jahre hatte er in diesem Haus verbracht – von dem Tag an, als er in einem dieser Zimmer erwacht war.
„ Wo bin ich?“
Ein Mann saß bei ihm auf der Bettkante. Er lächelte: „Wie fühlst du dich?“
„ Schlecht.“
Sein Schädel dröhnte. Als er sich aufrichten wollte, verschwamm der Raum um ihn herum. Er musste sich übergeben. Aus seinem Rachen kam nur Gallensaft, ein bitterer Geschmack.
Der Mann an seinem Bett beruhigte ihn: „Es wird dir bald besser gehen. Du hattest einen schweren Unfall. “
Corvus schloss die Augen. „Ich kann mich nicht erinnern.“
Der Fremde, der sein Vater war, wurde nicht müde, ihm Erinnerungen zu erzählen, Anekdoten aus einem Leben, das Corvus nie geführt hatte. Zu diesem Zeitpunkt wusste er das allerdings noch nicht. Ihm wurde eingeredet, er habe in den Jahren bis zu seinem Unfall in einem Internat auf dem anderen Kontinent gelebt. Er glaubte fast schon selbst daran. Warum sollte er auch daran zweifeln? Er wurde geliebt – zumindest von seinem Vater. Seine Mutter war kalt und eifersüchtig.
„ Du liebst ihn mehr als mich.“
„ Das ist etwas vollkommen anderes. Er ist mein Sohn.“
„ Er macht mir Angst. Ich will ihn nicht in meinem Haus.“
„ Das ist mein Haus. Du kannst gehen, aber er bleibt.“
Sie stritten sich oft. Zwar versuchten sie, es zu verbergen, aber jeder wusste, dass sie nicht mal mehr im selben Bett schliefen.
Corvus hingegen bekam einen Gefährten für sein Bett, ein Geschenk zu seinem 24. Geburtstag. Sein Vater nahm ihn mit auf den Sklavenmarkt. Während Corvus sich umsah, hörte er beiläufig ein Gespräch seines Vaters mit einem der Sklavenhändler:
„Der Herr kommt leider zu spät. Vor drei Wochen hatte mein Kollege angeblich ein Exemplar. Hat wohl viel Geld dafür kassiert, der alte Betrüger. Mich würd's allerdings nicht wundern, wenn der Käufer ihn zurückbringt. Mit diesem Sklaven gab's nur Ärger.“
Mit seinen Sklaven, so versicherte der Händler, werde es keinen Ärger geben: „Sie sind allesamt gesund und gut erzogen.“
Er wies auf ein paar junge Frauen: „Die können ihre Hüften nicht nur gut beim Tanzen schwingen.“
Corvus entschied sich allerdings für einen jungen Mann. Eine exzellente Wahl, wie der Händler ihm bestätigte: „Er spricht drei Sprachen, aber seine Zunge kann noch weitaus mehr. Und das Haar ist nicht künstlich gebleicht.“
Zum Beweis öffnete er dem Sklaven die Hose, um dessen blondes Schamhaar vorzuzeigen.
Sein Vater bezahlte und sprach dabei zu Corvus: „Mein Sohn, du hast einen teuren Geschmack.“
Der junge Sklave war ebenso schön wie zerbrechlich. Corvus nahm ihn in sein Bett und fickte ihn. Dabei überkam es ihn zum ersten Mal. Er drückte dem Sklaven die Hand auf Mund und Nase. Der junge Mann bäumte sich auf und versuchte, sich zu wehren, doch nach und nach verebbte sein Widerstand. Der schöne Körper erschlaffte. Das Leben war aus ihm gewichen.
Corvus erschrak. Er war zu weit gegangen. Dennoch erregte es ihn. Bis zum Morgengrauen trieb er es mit dem toten Körper. Dann setzte die Totenstarre ein. Corvus versteckte seinen stummen Liebhaber im Kleiderschrank und öffnete das Fenster. Am Frühstückstisch setzte er ein enttäuschtes Gesicht auf: „Ich habe das Fenster nicht verriegelt, und da ist er abgehauen.“
In der folgenden Nacht hatte sich die Totenstarre gelöst. Corvus vergnügte sich wieder mit der Leiche. Ein paar Nächte lang ging das gut. Dann aber wurde die Verwesung zum Verräter. Seine Mutter wollte dem üblen Geruch auf die Spur kommen und fand dabei den Leichnam im Kleiderschrank. Sie schrie: „Du Monster! Ich habe es immer gewusst!“
Sein Vater war der Meinung, es sei sicherlich ein Unfall gewesen: „Wahrscheinlich hat er sich nur nicht getraut, es uns zu sagen.“
Er ließ die Leiche verschwinden, aber seine Frau verlangte: „Schaff dieses Monster aus dem Haus! Sonst hole ich die Akten aus dem Keller und lege sie der Polizei vor.“
„Das wirst du nicht tun!“
„Und ob ich das tun werde. Her mit dem
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